TV-Tipp Ein Junge verschwindet: ZDF-Drama "Der Schneegänger"
Berlin (dpa) - Vater und Sohn stapfen durch den tief verschneiten Berliner Grunewald. Wenig später ist der elfjährige Junge einfach weg. So, als wäre er gar nicht da gewesen. So beginnt der Film "Der Schneegänger", der an diesem Montag um 20.15 Uhr im ZDF zu sehen ist.
Erst zwei Jahre später wird die Leiche von Darijo gefunden; er wurde ermordet. Seine Mutter Lida (Edita Malovčić) fällt bei der Nachricht in ihrem Salon in Ohnmacht, ihr Ex-Mann Darko (Stipe Erceg) flüchtet aus seinem Wohnwagen im Wald. Darko, ein Wildhüter, hatte am Tag des Verschwindens des Kindes im Forst einen angeblich kranken Wolf schießen wollen. Sein Sohn hatte das durch lautes Rufen und Händeklatschen verhindert.
Lida ist mittlerweile mit ihrem Ex-Chef verheiratet, für den sie früher als Haushälterin gearbeitet hat. Kriminalhauptkommissar Lutz Gehring (Max Riemelt) ermittelt in dem Fall. Die junge Polizeiwachtmeisterin Sanela Beara (Nadja Bobyleva) wird als Hausmädchen und verdeckte Ermittlerin in die Villa eingeschleust, in der Lida mit ihrem jetzigen Mann und zwei Stiefsöhnen lebt.
Regisseur Josef Rusnak (62, "Neben der Spur") hat sein Krimidrama nach der Buchvorlage von Elisabeth Herrmann (61, "Requiem für einen Freund") gedreht, die mit ihm gemeinsam auch das Drehbuch dazu schrieb. Im Wesentlichen halten sich beide an die ohnehin schon spannende Vorlage. Wie sehr Haupt- und Nebenfiguren durch ihre teils gemeinsame Vergangenheit in Kroatien miteinander verbunden sind, wird durch filmische Rückblenden verdeutlicht. Einzig das Einschleusen von Sanela in die verdächtige Familie wirkt schon deshalb unglaubwürdig, weil sie einige ihrer Mitglieder bereits von früher kennt.
Die Schauspieler sind allesamt gut in ihren Rollen, insbesondere Max Riemelt und Nadja Bobyleva. Während er als Kriminalhauptkommissar ganz solide seine Ermittlungen leitet und so gar kein Geheimnis zu haben scheint, zeigt sie sehr anschaulich, wie stark ihre Figur der Polizistin mit kroatischen Wurzeln unter dem Verlust der Mutter leidet. Sie war in ihrer Heimat von einem Soldaten erschossen worden, der eine gewisse Ähnlichkeit mit Darko aufweist. Er gerät nun unter den dringenden Verdacht, seinen kleinen Sohn getötet zu haben. Immer klarer wird, dass das Verbrechen an dem Jungen schon lange vor seinem Tod begonnen hat.
Der stellenweise etwas verwirrende Film schlägt einige Haken, die Handlung hat für die beteiligten Familien bittere Konsequenzen. Was auch daran liegt, dass sie voller verletzter Gefühle und tiefem Verlustschmerz stecken und sich von Hass und Rachemotiven leiten lassen. Am schlimmsten aber ist, dass keiner genau hinschauen wollte, was mit dem Jungen schon zu Lebzeiten wirklich passiert ist.