TV-Tipp Coldplay - A Head Full of Dreams
Straßburg (dpa) - Im Stadion stehen Tausende Fans. Sie recken die Arme in die Luft, an den Handgelenken blinken Bänder in Neonfarben. Lichtstrahlen in rot und blau fahren von der Decke aus über die Menschenmenge.
Über die Bühne springt Chris Martin und singt "I want something just like this". Und das Publikum stimmt mit ein. Auf überdimensionalen Leuchtwänden flackert der Text in Comic-Schrift.
Es sind Szenen der "A Head Full of Dreams"-Tour der britischen Pop-Rock-Band Coldplay. Von Herbst 2015 bis Herbst 2017 haben die Musiker an 594 Tagen 122 Shows gegeben. Mehr als 5,5 Millionen Fans sahen und hörten ihnen zu. Arte widmet der Band am Freitag (21.45 Uhr) mit "Coldplay - A Head Full of Dreams" ein beeindruckendes Porträt. Und bietet dem Zuschauer mit einigen Tournee-Ausschnitten auch in Corona-Zeiten zumindest ein bisschen Konzert-Feeling.
Regisseur Mat Whitecross kennt die vier Mitglieder seit 1996, er war von Anfang an dabei. Als es in einem Studentenwohnheim losging. Als die ersten Auftritte noch unter anderem Namen stattfanden - "Coldplay" ist von einer anderen Band genommen, die ihn nicht mehr wollte. Whitecross ist mittendrin. Und seine Kamera auch.
Entsprechend intim ist mancher Einblick, den der Zuschauer so bekommt. Sei es bei Diskussionen um die richtige Songauswahl für das neue Album. Sei es, als der Manager hinschmeißt - und die Band ins Trudeln gerät. Sei es, als Schlagzeuger Will Champion kurzzeitig rausfliegt, weil er angeblich zu schlecht spielt. Trotz seiner Nähe, trotz seiner Freundschaft zeigt Whitecross auch diese Momente.
Und er macht deutlich: Die Band dreht sich um Chris Martin. Alles dreht sich um Chris Martin. Er ist es, der klare Ziele setzt. Der die Gruppe vorantreibt. Der im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses steht, im Fokus der Medien. Dessen Beziehung mit US-Schauspielerin Gwyneth Paltrow andere Themen schier verdängt. Vor allem, als diese in die Brüche geht. Ein bisschen erinnert diese Geschichte an jene von Freddie Mercury und Queen, die der oscarprämierte Film "Bohemian Rhapsody" Ende 2018 in die Kinos brachte.
Die anderen drei Coldplay-Mitglieder haben an der Prominenz ihres Frontmanns hin und wieder zu knabbern. Auch das erfährt der Zuschauer. Doch ebenso deutlich wird, wie sehr das Quartett zusammenhält. Nicht umsonst spricht Martin von einem "Rudel". Und dass die Band als "Demokratie" gegründet worden sei.
Neben den Live-Auftritten und Interviews ist die Doku voller Rückblicke. Alte Fotos werden kaleidoskopartig zusammengeschnitten. Die Musiker besuchen die Orte von damals. Fast Vergessenes kommt wieder hoch. Und sie zeigt den Werdegang von vier College-Jungs, die trotz allen Ruhms, aller Ehre, allen Erfolgs irgendwie genau das geblieben sind: eine Clique, freundschaftlich und am Boden geblieben.