TV-Tipp Das Team II
Hamburg (dpa) - Blutige Morde in einer Unterkunft für illegale Migranten im düsteren dänischen Marschland, islamistischer Terrorismus, der sich durch verbotenen Handel mit syrischen Kunstschätzen finanziert.
Dazu eine Ermittlercrew aus drei europäischen Staaten - darunter zwei sehr durchsetzungsfähige Frauen, von denen eine genial modernste IT-Technik einsetzt: Das ist der Stoff, aus dem die zweite Staffel der internationalen, linear erzählenden Krimiserie "Das Team" geschmiedet ist. Wiederum ein ambitioniertes, millionenschweres Projekt, mit dem die Produzenten, diesmal unter Federführung des ZDF, nach dem Vorbild einschlägiger US-Serien möglichst auch auf weiteren Ländermärkten Furore machen wollen.
Ein Publikumserfolg gelang den Machern trotz mäßiger Kritiken 2015 tatsächlich bei Teil eins. Allein in Deutschland schalteten fast vier Millionen Zuschauer (Marktanteil: knapp 20 Prozent) ein, als der dänische Star Lars Mikkelsen ("Kommissarin Lund") im Rahmen von Europol mit deutscher (Jasmin Gerat) und belgischer (Alicia Verbeeck) Unterstützung gegen neuzeitliche Sklaverei in Europa kämpfte. Verkauft wurden die acht Folgen, nach Idee und Konzept des preisgekrönten Autorenduos Mai Brostrøm und Peter Thorsboe von der Firma Network Movie geschaffen, bislang nach Großbritannien.
Die neue Staffel zeigt das ZDF in vier Deutsch synchronisierten Doppelfolgen von diesem Sonntag (22 Uhr) an. Nun ist es der hierzulande beliebte Jürgen Vogel (50, "Der weiße Äthiopier"), der als seinem Image gemäß raubeiniger Kommissar Gregor Weiss von Hamburg aus mit der bei Afrika-Einsätzen gestählten dänischen Kollegin Nelly Winther (Marie Bach Hansen) und der hyperintelligenten jungen belgischen Geheimdienstoffizierin Paula Liekens (Lynn Van Royen) kooperiert. Wobei Nelly die Ermittlungen leitet. Strapaziert werden die drei Kollegen zudem von ihren eher unkonventionellen Privatleben - mit Marie Bäumer als Weiss' dritter Ehefrau.
Ihre eigentliche Zusammenarbeit klappt hingegen auffallend reibungslos. Nationale Eigentümlichkeiten spielen keine Rolle mehr - die Produktion präsentiert ein cooles Europa, in dem man wie selbstverständlich eine Sprache spricht: Englisch. Am jeweiligen Herkunftsort verständigt man sich dazu in seiner Landessprache. Als Originalversion mit Untertiteln ist das in der ZDF-Mediathek (alle Teile ab 19.10. als Binge-Watching-Angebot für Jüngere) zu erleben. Was sich lohnen dürfte - wirken die Dialoge dann doch authentischer und weniger glattbügelnd als auf Deutsch. Das wird in der Synchronfassung sogar von syrischen Flüchtlingen akzentfrei und mit Ausdrücken wie "superlecker" beherrscht.
Insgesamt bietet die von Kasper Gaardsøe und Jannik Johansen inszenierte Serie spannende, zeitgeistgemäße Krimiunterhaltung. Man könnte sich die in Hamburg, Brüssel, Marokko, Wien und Dänemark gedrehte Geschichte allerdings auch ohne viel Verluste als schlichteren Neunzigminüter vorstellen.
Für Vogel war es sein erster Job auf Englisch. "Das war für mich der härteste Schritt", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Dabei sei die Arbeit mit den Kolleginnen besonders "toll" gewesen: "In den Pausen haben wir stundenlang über unsere Texte gesprochen und sie unseren Figuren noch realistischer angepasst", erinnert er sich. Inhaltlich, sagt Vogel, interessiere ihn an der Serie vor allem die Verknüpfung des leider aktuellen Themas Terrorismus mit dessen Finanzierung durch illegalen weltweiten Kunsthandel. So wie es in der Realität eben auch passiere.