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Michael Wendler | Plötzlich ist er wieder da: Womit haben wir das verdient?


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Wendler-Wahnsinn: Womit haben wir das verdient?

MeinungEine Kolumne von Janna Halbroth

Aktualisiert am 19.03.2023Lesedauer: 3 Min.
Michael Wendler und Laura Müller: Ein Paar, das beruflich Tiefen und Tiefen erlebt.Vergrößern des Bildes
Michael Wendler und Laura Müller: Ein Paar, das beruflich Tiefen und Tiefen erlebt. (Quelle: IMAGO/Future Image)
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Die Bildfläche hatte Michael Wendler verschluckt. Jetzt taucht er wieder auf. Ausgespuckt aus der Versenkung hinterlässt er unangenehmes Sodbrennen.

Eine Kolumne von Janna Halbroth

Lachnummer, Witzfigur oder Pfannenwendler – Michael Wendler wurden schon viele Namen gegeben. Meistens hat man über den Schlagersänger gelacht. Zum Beispiel als er mit hochroter Birne, sektgeschwängert wenige Stunden nach seinem freiwilligen Dschungelcamp-Auszug trällerte: "Ich bin ein Star, lasst mich wieder rein." Man hat gedacht: Ach, der Wendler. Hihi, der ist vielleicht peinlich. Auch als seine finanziellen Probleme publik wurden und er in guter alter Peter-Zwegat-Manier seine Defizite offenlegte: 1,25 Millionen Steuerschulden. Wieder kicherte man über den Pleite-Pechvogel.

Doch als Michael Wendler inmitten der Corona-Pandemie anfing, sich als Verschwörungstheoretiker, Antisemit und Rassist zu entblößen, war das alles nicht mehr so witzig. Da war es plötzlich brandgefährlich. Das Bild vom Wendler hatte sich gewendlert. Er war nicht mehr der lustige Schlageronkel im grässlichen glitzersteinbedeckten Philipp-Plein-Plunder, dem ab und an mal ein Hit gelingt. Er war – und ist es ganz offenbar noch – ein Verschwörungstheoretiker, der seine Reichweite nutzt, um Ideologien und Lügen zu verbreiten. Und da hört der Spaß auf.

Das haben Medienvertreterinnen und -vertreter verstanden. Das haben die Menschen da draußen verstanden. Und trotzdem müssen wir uns seit Mitte der Woche wieder einmal mit Michael Wendler und seiner Frau Laura Müller befassen. Warum? Weil der Sender RTLzwei eine Dokumentation über das Paar drehen wollte und damit erneut die Frage aufgeworfen hat: Lässt sich das Werk vom Autor trennen? In diesem Fall lautet die Antwort: nein. Vor allem, wenn Wendler als Privatperson Deutschland als KZ bezeichnet und vor allem, wenn er als Privatperson behauptet, eine "Wetterwaffe" hätte die Flutkatastrophe im Ahrtal verursacht und somit nicht nur Corona, sondern auch die Klimakrise leugnet. Wenn dieser Mensch nun als Privatperson in einer sechsteiligen Dokumentation auftreten soll, dann geht das nicht.

"Was habe ich denn so Schlimmes getan?"

Aber das weiß ja eigentlich ohnehin jeder. Das weiß ja mittlerweile sogar RTLzwei, wenngleich sie dafür erst die Proteststürme zahlreicher wütender Zuschauer und Zuschauerinnen benötigten. Nur der Wendler, der weiß es nicht. Der rennt dem Zug, der für ihn schon sowas von abgefahren ist, noch immer hechelnd hinterher. Bei Twitter zeigt er sich halbwegs reumütig, hofft auf eine Versöhnung, bittet um eine Aussprache, einen Dialog und deaktiviert gleichzeitig die Kommentarfunktion. Als selbsternanntes Opfer fragt er in die Weiten des Internets hinein: "Was habe ich denn so Schlimmes getan?"

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Solange er sich diese Frage stellt und die Antwort gar nicht hören will, hat er auch kein Recht auf Rehabilitierung im deutschen Fernsehen. Solange er von "gehässigen Denunzianten in Deutschland" spricht, die ihm eine zweite Chance verwehren, wird der Wendler wohl noch weiter hecheln müssen.

Die Geschichte um den Wendler ist groß. Sogar in den USA war man nach der RTLzwei-Bekanntgabe schockiert und berichtete über den "controversial German Singer Michael Wendler". Gut, in dem Artikel beschrieben sie Carmen und Robert Geiss auch als die lokalen Kardashians, aber der Rest stimmt.

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Und wo kann man nun hin, um dem ganzen Wendler-Wahnsinn zu entgehen? Die USA sind Sperrgebiet, da berichten nicht nur die Medien über ihn, nein da wohnt er ja sogar. Australien? Selbst da pfeifen traumatisierte Spatzen den Wendler-Gesang nach seinem Dschungelcamp-Aufenthalt noch von den Palmendächern. Sogar Japan ist keine Option mehr. Denn da tanzen junge Menschen auf der Videoplattform TikTok zu einem alten Wendler-Song einen Häschen-Tanz. Wie konnte denn das nur passieren?

Die armen Japaner und Japanerinnen haben natürlich keine Ahnung, wem die verzerrte Stimme gehört, zu der sie ihre Arme und Beine bewegen. Sie sind unwissend, genau wie wir damals, als wir noch dachten, "Sie liebt den DJ" sei bloß ein harmloser, wenngleich nerviger Partysong, nichtsahnend, welchen Preis wir dafür bald zahlen würden. Wir sollten jemanden nach Japan schicken, der Wendler gut kennt, um die Bevölkerung aufzuklären – eindrucksvoll und schnell. Wie wäre es mit Oliver Pocher? Dann hätten wir hierzulande noch eine Sorge weniger.

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