Neuer Fall aus Frankfurt "Tatort: Finsternis": Lohnt sich das Einschalten heute Abend?
Mit kaputten Familien hatten die Ermittler des Frankfurter "Tatorts" schon wiederholt zu tun. In der Episode "Finsternis" allerdings erweisen sich die Beziehungen einer scheinbaren Familienidylle als besonders toxisch.
Am Sonntag bekamen die ARD-Zuschauer auf dem gewohnten "Tatort"-Sendeplatz lediglich eine Wiederholung zu sehen. Der Sender zeigte mit "Natonal feminin" einen Fall aus Göttingen mit Maria Furtwängler als Kriminalhauptkommissarin Charlotte Lindholm und Florence Kasumba als Ermittlerin Anaïs Schmitz, der bereits am 26. April 2020 gelaufen war. Der Grund: Da die neue Arbeitswoche für viele dank Ostern erst am Dienstag beginnt, setzt das Erste erst am Montag auf eine neue Folge.
Ein Tatort ohne Leiche
"Tatort: Finsternis", der um 20.15 Uhr zu sehen ist, muss das Frankfurter Ermittlerteam Anna Janneke und Paul Brix (Margarita Broich und Wolfram Koch) eine besondere Herausforderung meistern: Sie werden zu einem Tatort geordert, an dem die Leiche fehlt. Kurz zuvor hatte ein junges Paar im nächtlichen Wald noch eine tote Frau gesehen. Doch die ist nun verschwunden.
Immerhin: In der Nähe wurde ein Auto beobachtet, die Zeugin konnte sich das Kennzeichen merken. Der Wagen ist auf Maria Gombrecht (Victoria Trauttmansdorff) zugelassen. Zwar ist mittlerweile auch das Auto verschwunden, doch massive Blutspuren deuten darauf hin, dass die Frau einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist.
Die nächsten Angehörigen – Ehemann Ulrich Gombrecht (Uwe Preuss) und die beiden Töchter Kristina (Odine Johne) und Judith (Julia Riedler) hingegen wollen nicht wahrhaben, dass Maria tot sein könnte. Sie wollte zum Fastenwandern nach Frankreich, in den Bergen habe sie da oft kein Netz, erzählen sie den Ermittlern. Alles nur Verdrängung? Oder hat jemand aus dem Familienkreis was zu verbergen?
Fragen über Fragen
Gombrecht ist schwer krank. Tochter Kristina, die gleich gegenüber in gut situierter Vorstadtidylle wohnt, ist hochschwanger. Tochter Judith ist Theaterregisseurin und steckt in finanziellen Nöten. Doch hat sie mit Wissen der Mutter mit deren Bankkarte noch Bargeld bis zum Limit abgehoben, kurz ehe die verschwand? Steckt hinter der Nähe von Kristina und ihrem Vater liebevolle Sorge oder Kontrollwahn? Warum hatte Maria mit Beginn eines Literaturstudiums eine Wohnung angemietet? Warum wurde sie dort von ihrem Schwiegersohn beobachtet?
In dieser Familie scheint unter der Tünche der Harmonie jeder Geheimnisse zu haben – und nicht alle sind harmlos. Wollte sich Maria, aufgrund einer Erbschaft auch finanziell gut gestellt, trennen? Wer manipuliert wen in dieser Familienkonstellation? Und wo steckt Maria – oder ihre Leiche?
Die Suche nach der Wahrheit birgt für die Ermittler nicht nur Gefahren, sondern auch Einblicke in menschliche Abgründe, in eine Finsternis eben, in der das Ziel nicht allein der Tod, sondern totale Vernichtung ist. Ein dramatischer Showdown und ein Geständnis voller Selbstmitleid zeigen in diesem "Tatort" einmal mehr, dass unglückliche und dysfunktionale Beziehungen Potenzial für Tragödien haben.
Lohnt sich das Einschalten?
Ja. Nach einem Horrorfilm-artigen Einstieg wird eine spannende Whodunit-Geschichte mit einem leider tragischen realen Hintergrund serviert – letzteren erzählt eine Anwältin im Film eher beiläufig. Drehbuchautorin und Regisseurin Petra Lüschow erklärt zu den unheimlichen Elementen im Krimi: "Der Film beginnt fast wie ein Horrorfilm, um dann den Horror im Normalen zu suchen - das Licht leuchtet nicht aus, die Figuren verschwinden durchaus auch mal im Schwarz, zum Ende kehren wir für das Finale in die Finsternis zurück."
Viele Orte im Film wirken nicht nur dunkel, sondern auch ungewöhnlich leer. Das verstärkt die gruselige Wirkung, passt zur Geschichte, hat aber auch einen aktuellen Hintergrund. Denn die Dreharbeiten fanden während einer Hochphase der Corona-Pandemie statt und die Statisten seien aus den bekannten Gründen auf ein Minimum reduziert worden. "Das betrifft etwa die Tankstelle, wo auch kein Auto gefahren ist, weil ja Ausgangssperre war, die leeren Hörsäle, das leere Theater", fasst Lüschow weiter zusammen.
Die Familie der vermissten Mutter wird glaubhaft und durchaus realistisch verkörpert. Da gibt es die eine Tochter, die in der Nähe der Eltern bleibt und die andere, die das Weite sucht und sich deshalb Vorhaltungen anhören muss. Und dann ist da noch der arme kranke Vater, den Uwe Preuss – vielen vermutlich bekannt aus den Rostock-"Polizeiruf 110"-Krimis – herausragend spielt.
- Nachrichtenagentur dpa
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