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"Tatort"-Exodus um Anna Schudt und Co.: Sender äußert sich


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Schudt und Co.
"Tatort"-Exodus gibt Rätsel auf – Sender äußert sich


Aktualisiert am 22.02.2022Lesedauer: 4 Min.
Anna Schudt: Als Kriminalhauptkommissarin Martina Bönisch starb sie in "Tatort: Liebe mich" den Serientod.Vergrößern des Bildes
Anna Schudt: Als Kriminalhauptkommissarin Martina Bönisch starb sie in "Tatort: Liebe mich" den Serientod. (Quelle: WDR/Markus Tedeskino)
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Mit Anna Schudt reiht sich die nächste Schauspielerin in die prominente Liste der "Tatort"-Abgänge ein. Sind das noch Einzelfälle oder schon eine bedenkliche Entwicklung? Ein Sender versucht zu beschwichtigen.

Die Liste wird länger und länger. Alwara Höfels, Andrea Sawatzki, Sibel Kekili und Sabine Postel haben dem "Tatort" schon vor einer Weile Lebewohl gesagt. Auch der Abgang von Tessa Mittelstaedt aus Köln liegt inzwischen acht Jahre zurück. Mimi Fiedler zog dann im Jahr 2018 als Kriminaltechnikerin neben Richy Müller und Felix Klare die Reißleine.

Doch der Exodus der Frauen hört nicht auf. Nora Tschirner hat bereits angekündigt, nicht mehr für den "Tatort" aus Weimar auf Verbrecherjagd zu gehen, Meret Becker wird in diesem Jahr in ihrem letzten Fall für den RBB zu sehen sein. Und in Dortmund verabschiedet sich nun Anna Schudt mit einem dramatischen Ende von ihrer Rolle, die sie zehn Jahre lang für den WDR verkörperte. Nach Aylin Tezel, die Ende 2020 aufhörte, ist es die zweite Frau, die dem Dortmund-Krimi den Rücken kehrt.

Erstaunlich dabei ist, wie ähnlich beide Schauspielerinnen ihr Aus begründen. Im Interview mit t-online sagte Tezel im Februar 2021: "Das 'Tatort'-Format gibt wenig Raum zur Entfaltung, auch weil wir vier Kommissare im Dortmund-Team waren." Schudt betont diesen "Raum" in ihrem Abschiedsstatement ebenfalls. "Für mich entsteht damit Raum für Neues, auf das ich mich sehr freue", so die Ex-Martina-Bönisch-Darstellerin.

"Kommt vor, dass sich Schauspielerinnen von diesem Bild lösen möchten"

Der zuständige Sender will darin noch keinen Trend erkennen. Mit der Tatsache konfrontiert, dass sich die zwei Schauspielerinnen nach mehr Raum sehnen und sich womöglich durch den "Tatort" eingeengt fühlen, beschwichtigt der WDR: "Selbstverständlich nicht!", wird Frank Tönsmann auf Anfrage von t-online unerwartet deutlich. Stars, die wegen der "Tatort"-Enge das Weite suchen, das hört man offenbar nicht gerne.

"'Tatort'-Kommissarin zu sein, nimmt einen großen Raum in der öffentlichen Wahrnehmung ein. Das ist wunderbar, aber es kommt vor, dass sich Schauspielerinnen mit den Jahren wieder von diesem Bild lösen möchten, um sich kreativ wieder neu zu orientieren", lautet die Begründung aus dem Hause des Westdeutschen Rundfunks und bezüglich der gleichlautenden Statements von Aylin Tezel und Anna Schudt heißt es: "Das bedeutet dieser Satz, den die beiden Schauspielerinnen ähnlich formuliert haben."

Dass mit dieser Personalie nun auch ein Ungleichgewicht einhergeht, will der Sender auf Nachfrage nicht kommentieren. Denn aus einem paritätisch ausbalanciertem Team ist in kürzester Zeit ein Trio geworden, in dem die Männer in der Überzahl sind. Neben Jörg Hartmann und Rick Okon verbleibt in Dortmund nur noch Schauspielerin Stefanie Reinsperger. Für den WDR nichts Neues, schließlich ermitteln auch in Köln (Ballauf und Schenk) und Münster (Thiel und Boerne) Männerteams.

Zweifel, dass sich daran so schnell etwas ändert, sät der Sender selbst. "Nach dem Tod von Martina Bönisch werden Faber, Herzog und Pawlak bis auf Weiteres zu dritt ermitteln", lässt der WDR über die Pläne zu seinem Ruhrpott-Team wissen. Hier lesen Sie mehr zur Zukunft von Faber und Co.

Anna Schudt "ging es auch um mehr zeitlichen Raum"

Dass all dies Zufall ist und jeweils auf persönlichen Entscheidungen der "Tatort"-Stars beruht, ist freilich auch möglich. "Anna Schudt ist mit dem Wunsch auf mich zugekommen, sich vom 'Tatort' lösen zu wollen, um damit wieder mehr Freiheit bei der Rollenauswahl zu bekommen. Ihr ging es auch um mehr zeitlichen Raum", teilt Tönsmann t-online mit und fügt an: "Wir bedauern das sehr, gehen aber in großer Verbundenheit auseinander."

Nur: Wieso fällen kaum prominente Männer diesen Entschluss? Bis auf Oliver Mommsen, der mit Postel 2019 zusammen den Bremer "Tatort" verließ, bleiben die TV-Kommissare der ARD-Reihe treu. Charly Hübner und Matthias Brandt zählen schließlich nur so halb. Sie verließen erst kürzlich das Krimipendant zum "Tatort", den "Polizeiruf 110". "Fernsehkommissar ist bei uns eine eigene Berufsbezeichnung. Ich würde mich aber nur ungern davon dauerhaft prägen lassen", so Brandt zur Begründung.

Zumal es vor allem für Frauen im Film- und Fernsehgeschäft schwer ist, dauerhaft gut bezahlte Rollen zu ergattern. Nachdem Sibel Kekilli ihren Job in Kiel an den Nagel gehängt hatte, war kaum noch etwas Prestigeträchtiges von ihr zu hören. Auch Aylin Tezel teilte mit t-online im vergangenen Jahr ihre Bedenken hinsichtlich des Risikos, den solch ein "Tatort"-Ausstieg mit sich bringen kann: "Theoretisch kann es sein, dass ich danach keine Arbeit mehr bekomme. Aber mit diesem Risiko muss man umgehen", so die heute 38-Jährige.

Für Anna Schudt dürfte die Gefahr ungenügender Jobauslastung allerdings geringer sein als bei so mancher Kollegin. 2018 glänzte die mit Schauspieler Moritz Führmann verheiratete Mutter dreier Söhne als Gaby Köster im TV-Film "Ein Schnupfen hätte auch gereicht" – und gewann für ihre Verkörperung der Rolle den International Emmy Award. Zuletzt stellte sie dann in den ARD-Serien "Kranitz" und "Ein Hauch von Amerika" ihr Können unter Beweis. Und das trotz ihres festen "Tatort"-Engagements, also parallel zum Dortmund-Krimi und offenbar mit ausreichend "Raum" für andere Herausforderungen. Insofern darf man erst recht gespannt sein, wie viele Facetten von ihr nun ohne den Krimiklotz am Bein in Erscheinung treten werden.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • WDR-Anfrage
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