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Peter Schneider ist neu beim Jubiläums-"Polizeiruf": "Habe das nie angestrebt"


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Neuer "Polizeiruf 110"-Kommissar
Peter Schneider: "Darauf hingearbeitet habe ich nicht"

InterviewVon Maria Bode

Aktualisiert am 30.05.2021Lesedauer: 4 Min.
Peter Schneider als Kommissar Michael Lehmann: Er ermittelt seit Neuestem im "Polizeiruf" aus Halle an der Saale.Vergrößern des Bildes
Peter Schneider als Kommissar Michael Lehmann: Er ermittelt seit Neuestem im "Polizeiruf" aus Halle an der Saale. (Quelle: MDR/filmpool fiction/Felix Abraham)

Er ist neuer "Polizeiruf"-Kommissar. Der größte Wunsch erfüllt sich damit für Peter Schneider nicht unbedingt. Er hatte andere Gründe, die Rolle anzunehmen, mit der zum Jubiläum auch eine Menge Druck einher geht.

50 Jahre "Polizeiruf 110". Um dieses Jubiläum gebührend zu feiern, fährt die ARD-Krimireihe mit einem neuen Ermittlerteam auf. Zwei Darsteller aus absoluten Erfolgsserie decken am Sonntagabend ihren ersten Mord auf. t-online hat vorab mit "Dark"-Star Peter Schneider, der von nun an zusammen mit "Babylon Berlin"-Schauspieler Peter Kurth ermittelt, gesprochen.

"An der Saale hellem Strande" heißt der erste Fall für Kriminalhauptkommissar Henry Koitzsch, gespielt von Peter Kurth, und Kriminalkommissar Michael Lehmann, gespielt von Peter Schneider. Das neue "Polizeiruf"-Team muss einen Mord aufdecken, der bereits vor mehreren Monaten begangen wurde. Dafür befragen die Ermittler zahlreiche Zeugen, die durch die Netzortung zum Tatzeitpunkt in der Nähe des Tatorts ausgemacht werden konnten. Zutage kommen zahlreiche Alltagstragödien. Das Drehbuch stammt von Clemens Meyer und Thomas Stuber.

Im Interview mit t-online erzählt Peter Schneider, was es ihm bedeutet, nun "Polizeiruf"-Kommissar zu sein, inwiefern der Krimi aus Halle an der Saale auch politisch ist und was ihm derzeit bitter aufstößt.

t-online: Herr Schneider, Sie sind einer der Kommissare im neuen "Polizeiruf 110" aus Halle. Welche persönliche Verbindung hatten Sie schon vorher zu der Filmreihe?

Peter Schneider: Ich bin in der DDR aufgewachsen. Da gehörte der "Polizeiruf" zur Fernsehsozialisation dazu. Die Reihe war wie der "Tatort" in Westdeutschland. Nach der Wende habe ich mich sehr gefreut, dass die Reihe weitergeführt wurde. Ich fühle mich dem als Zuschauer verbunden, kann aber nicht begründen, warum. Es ist eine emotionale Geschichte für mich – wahrscheinlich einfach, weil ich damit aufgewachsen bin.

Was bedeutet es für Sie, dass Sie gerade zum Jubiläum dazustoßen?

Es ist wunderbar, dass wir als neues Team in Halle zusammen mit den Autoren Clemens Meyer und Thomas Stuber unseren ersten Fall zum Jubiläum zeigen dürfen. Das ist eine große Verantwortung und viel Druck, weil es etwas Besonderes ist. Ich hoffe, dass wir mit dem, was wir gemacht haben, dessen auch würdig sind.

Wie schnell ist bei Ihnen die Entscheidung gefallen, dass Sie die Rolle annehmen?

Für mich ist das eine Traumkonstellation: mit Thomas Stuber und Clemens Meyer, der durch den Roman "Als wir träumten" das Gedächtnis meiner Generation ist und die ich beide schon lange kenne, sowie mit meinem Kollegen Peter Kurth. Auch ihn kenne ich schon lange. Es ist eine Ehre, mit diesen drei Menschen so ein Ding zu machen. Als mir das Drehbuch gefiel, habe ich nicht lange überlegt, weil damit ein kleiner Traum Erfüllung gegangen ist.

War es schon länger Ihr Wunsch, eine feste Rolle im "Polizeiruf" oder im "Tatort" zu übernehmen?

Mein künstlerisches Ziel als Schauspieler war es nie, irgendwo Kommissar zu werden. Es ist natürlich super, dass es jetzt so gekommen ist, ich bin da sehr glücklich drüber. Aber ich habe das nie angestrebt. Mir geht es bei den Sachen, die ich mache, um die Inhalte und um die Leute, mit denen ich zusammenarbeite. Das ist jetzt eben eine große Fügung, dass das beim "Polizeiruf" aus Halle alles passt. Aber darauf hingearbeitet habe ich nicht.

Sie haben mal gesagt, ein Film muss immer auch politisch sein. Inwiefern trifft das auf den neuen "Polizeiruf" aus Halle zu?

Es werden Geschichten von Menschen erzählt, die in unserer Gesellschaft sehr oft vergessen oder abgetan werden oder nur eine dramaturgische Funktion erfüllen. Die Autoren des "Polizeiruf" geben diesen Menschen und ihren Geschichten Raum. Man spürt eine große Liebe zu allen Figuren. Das finde ich hochpolitisch, weil es eine Geschichte eines Teils unserer Gesellschaft ist, der häufig vergessen und zu wenig präsentiert wird, über die viel zu wenig erzählt und nachgedacht wird. Dass Halle im Mittelpunkt steht, ist auch politisch, weil es eine sehr gebeutelte Stadt ist. Beispielsweise weil Tausende Angestellte der Chemiewerke Leuna-Buna nach der Wende ihre Arbeit verloren haben. Dann ist der Regierungssitz nach Magdeburg gegangen. Halle ist immer ein bisschen runtergefallen.

Wie politisch sind Sie persönlich?

Ich versuche in den künstlerischen Projekten, an denen ich arbeite, Dinge einzubringen oder zu thematisieren, den Figuren, Farben zu geben, um die Menschen in irgendeiner Weise zum Nachdenken anzuregen. Ich versuche ein integrer Mensch zu sein. Ich versuche in meinem Arbeitsbereich, mit den Möglichkeiten, die ich habe, die Welt im kantschen Sinne mitzugestalten und innerhalb der Gesellschaft die Verantwortung in die Hand zu nehmen.

Was stößt Ihnen derzeit bitter auf?

Die Corona-Pandemie ist eine besondere Zeit, in der wir alle noch nie waren. Da gibt es sehr viele Dinge, die mir bitter aufstoßen oder die kritikwürdig sind.

Welche Dinge konkret?

Am meisten beschäftigt mich, dass sich unsere Gesellschaft immer mehr spaltet.

Wie fühlten Sie sich als Schauspieler innerhalb der Corona-Pandemie behandelt?

In meiner direkten Branche, was freiberufliche Schauspieler und Schauspielerinnen betrifft, ist es so: Wenn man nicht gerade am Theater fest engagiert ist und Kurzarbeitergeld bekommt, konnte man fast ein ganzes Jahr lang keine einzige Hilfe in Anspruch nehmen, weil wir nicht als Soloselbstständige zählen und aus allen Hilfsrastern rausgefallen sind. Im Januar gab es mal ein kleines bisschen was.

Zum Abschluss etwas Positives. Was bereitet Ihnen denn gerade Freude und Hoffnung?

Meine Familie macht mir im weitesten Sinne Hoffnung und dass wir innerhalb der Filmbranche Wege gefunden haben, mit vielen Testungen und sehr strengen Hygienevorschriften weiterzuarbeiten und normal miteinander zu spielen. Es ist wichtig, dass man nicht auf Abstände achten muss, um Dinge zu erzählen. Es macht mir Hoffnung, weil man die Möglichkeiten hat, die Räume sicher zu gestalten. Man muss es nur auch tun.

Der Jubiläums-"Polizeiruf" ist der erste Film der Reihe, der in Gebärdensprache übersetzt wird. Laut Mitteilung übertragen zwei Dolmetscherinnen, von denen eine selbst gehörlos ist, den neuen Film für hörgeschädigtes oder gehörloses Publikum. Bislang verfügten die meisten Folgen über Untertitel sowie Autodeskription. Der "Polizeiruf 110: An der Saale hellem Strande" läuft am Sonntag, den 30. Mai 2021 um 20.15 Uhr im Ersten.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Peter Schneider
  • Vorabsichtung "Polizeiruf 110: An der Saale hellem Strande"
  • eigene Recherchen
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