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"Tatort Limbus" aus Münster: Fünf Antworten zum skurrilen ARD-Krimi


Boerne in der Vorhölle
Fünf Fakten zum skurrilen Münster-"Tatort"

Von t-online, spot on news, JaH

Aktualisiert am 09.11.2020Lesedauer: 4 Min.
"Tatort: Limbus": Für Professor Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) ging es um Leben und Tod.Vergrößern des Bildes
"Tatort: Limbus": Für Professor Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) ging es um Leben und Tod. (Quelle: WDR/Bavaria Fiction GmbH/Martin Valentin Menke)

Am Sonntag staunten die Zuschauer nicht schlecht, als Professor Boerne nach einem Autounfall plötzlich im Limbus umherwandelte. Ein Hochstapler hatte ihn mit Insulin vergiftet. Geht das überhaupt? Und warum kam Ihnen der Mörder denn so bekannt vor?

Der Münster-"Tatort" ist für Klamauk und Quatsch bekannt. Den suchte man am Sonntagabend allerdings vergeblich. Dennoch handelte es sich wohl kaum um einen herkömmlichen Krimi, im Gegenteil. Professor Boerne (gespielt von Jan Josef Liefers) befand sich immerhin im Limbus, wandelte zwischen Leben und Tod. Wir klären fünf Fragen, die Ihnen vielleicht beim Zuschauen gekommen sind.

Kann man an einer Überdosis Insulin sterben?

Alberich (gespielt von ChrisTine Urspruch) entkommt dem Mordanschlag durch Insulin nur knapp, weil sie sich (mit der Hilfe von Boernes Geist) als Gegenmittel Glucose verabreicht. Ist das überhaupt realistisch? Ja: Eine Geschichte begleitet Insulin als Mordmittel. Der englische Krankenpfleger Kenneth Barlow soll Mitte der 50er-Jahre während eines Vortrags über Insulin behauptet haben, dass man damit den perfekten Mord verüben könne. Wenige Jahre später kam er wegen der Tötung seiner Frau Betty lebenslang ins Gefängnis. Dieser Fall gilt als weltweit erster, bei dem ein Mord durch Insulin nachgewiesen werden konnte.

Immer wieder landen auch Pfleger vor Gericht, die ihren Patienten absichtlich eine Überdosis Insulin verabreicht haben. Erst Anfang Oktober 2020 wurde ein polnischer Hilfspfleger zu einer lebenslangen Haftstrafe mit anschließender Sicherheitsverwahrung in München verurteilt. Das zuständige Gericht sah es als erwiesen an, dass er pflegebedürftigen Patienten wissentlich zu viel Insulin verabreichte, um sie zu töten. Er habe mindestens drei Menschen auf diese Weise ermordet.

Woher kennt man den Schauspieler von Dr. Jacoby?

Da Boerne in dem jüngsten Film eigentlich einen dreimonatigen Urlaub geplant hatte, organisierte er sich eine Vertretung: Dr. Jacoby sollte seinen Job in dieser Zeit übernehmen. Doch der war es auch, dem Boerne den Autounfall zu verdanken hatte. Der skrupellose Mörder wurde von Hans Löw gespielt. Der Bremer könnte Ihnen durchaus bekannt vorkommen.

Immerhin war er insgesamt schon in acht "Tatort"-Filmen zu sehen, zuletzt in diesem Jahr im verstörenden Fall rund um die Münchener Kommissare Batic und Leitmayr. In "Lass den Mond am Himmel stehn" spielte Löw den Vater eines Jungen, der seinen Freund während des gemeinsamen Computerspiels mit dem Skateboard erschlug.

Hat der Hochstapler und falsche Dr. Jacoby ein reales Vorbild?

Durchaus, wenn auch nicht in dieser drastisch dargestellten Art und Weise eines Serienkillers. Leider kommt es immer wieder zur Entlarvung von medizinischen Hochstaplern, die niemals ein Studium absolviert haben und dennoch in Kliniken als Ärzte arbeiten. Der berühmteste deutsche Hochstapler in diesem Zusammenhang ist wohl der eigentliche Postbote Gert Postel, der zwischen 1980 und 1995 teilweise in leitenden Positionen als Mediziner angestellt war, ohne jemals eine Universität besucht zu haben.

In Frankreich ist vor allem der Fall des Jean-Claude Romand bis heute in aller Munde. Der Schwindler täuschte über Jahre hinweg seine Position als einer der führenden Forscher auf dem Gebiet der Arteriosklerose (im Volksmund Gefäßverkalkung) vor. Er schloss aber nie sein Medizinstudium ab. Als sein Betrug aufzufliegen drohte, brachte er 1993 seine Frau, seine beiden Kinder und seine Eltern um. Romand saß bis Sommer 2019 im Gefängnis und lebt mittlerweile in einem Benediktiner-Kloster in Westfrankreich.

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Gibt es das Medikament Curare wirklich?

Der falsche Dr. Jacoby spritzt seinen Opfern neben Insulin auch ein Medikament namens Curare. Boerne überlebt nur, weil Thiel herausfindet, dass es sich bei dessen Vergiftung um genau diesen Stoff handelt und die Ärzte auf der Intensivstation entsprechende Gegenmittel verabreichen können. Doch gibt es das wirklich? Ja: Curare ist eigentlich ein Sammelbegriff unterschiedlicher Substanzen, die aus Brechnuss-Arten und Mondsamengewächsen gewonnen werden können.

Die indigene Bevölkerung Südamerikas benutzt Curare als Pfeilgift auf der Jagd und stellt es aus unterschiedlichen Extrakten von Rinden und Blättern verschiedener Lianenarten her. Tatsächlich fanden einzelne Unterarten des Giftes auch in der Anästhesie viele Jahre Anwendung und sind vereinzelt bis heute in Gebrauch. Bei einer Vergiftung mit Curare wird der Stoff Physostigmin verabreicht, das natürlich in den Samen der Kalabarbohne und den Früchten des Manchinelbaums vorkommt und eingetretene Lähmungen schnell beendet.

Was ist der Limbus?

Wie auch schon Axel Prahl in seiner Rolle als Handlanger des Teufels und Jan Josef Liefers als "Insasse" erörtern, ist der Limbus der theologische Begriff der sogenannten Vorhölle. Glaubt man der altertümlichen katholischen Lehre, befinden sich dort die Seelen der Toten, die ohne eigenes Verschulden vom Himmel ausgeschlossen sind; zum Beispiel die von ungetauften Kindern. Im Volksmund bezeichnete man den Limbus auch als den "äußersten Kreis der Hölle". Boerne trifft hier auch auf die im vorherigen Münster-"Tatort" verstorbene Nadeshda (Friederike Kempter), die allerdings sofort einige Etagen höher geschickt wird.

Der Limbus hat keinerlei biblisches Fundament und wird auch in weiten Theologiekreisen lediglich als Spekulation, Hypothese und Theorie eingeordnet. Die Erfindung der Vorhölle wird in die Zeit des Mittelalters datiert. Im Weltkatechismus von 1992, also quasi dem aktuellen Handbuch des katholischen Glaubens, findet man den Begriff Limbus nicht mehr. Somit handelt es sich um keine geltende Glaubenslehre der katholischen Kirche.

Verwendete Quellen
  • ARD: "Tatort: Limbus" vom 8. November 2020
  • Nachrichtenagentur spot on news
  • Eigene Recherche
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