Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet."Star Trek: Picard" Eine TV-Ikone betritt erneut die Bühne
Es ist die siebte
"Star Trek: Picard" beginnt, als wäre sie direkt den Herzen der Trekkies entsprungen, jener eingefleischten Fangemeinde, die ab Ende der 1980er weltweit an den TV-Röhren hing, um die Abenteuer von Captain Jean-Luc Picard und seiner Crew auf dem Föderationsraumschiff "Enterprise" zu verfolgen. Betrachtete man damals Captain Picard und Stewarts Darstellung noch mit Argwohn, weil sie schlicht in die übermächtig wirkenden Fußstapfen eines William Shatners alias James T. Kirk passen mussten, dauerte es nicht lange bis allen klar wurde: Hier entsteht eine neue Gattung des Fernseh-Serien-Helden.
Heute ist Captain Picard, der Kirk-Nostalgie zum Trotz, immer noch die prägendste Figur des gesamten "Star Trek"-Universums. Kein anderer verkörperte Gene Roddenberrys Zukunftsvision besser als dieser schmale, kahlköpfige Mann, der zwar wie ein Franzose heißt, aber wie eine Engländer läuft.
"Star Trek" war nie cool
Als Regisseur J. J. Abrams 2009 mit seinem Reboot die "Star Trek"-Welt auf den Kopf stellte, sagte er, er wolle "Star Trek" "wieder cool machen". Hier irrte er sich. "Star Trek" war nie cool. "Star Trek" war nie "Star Wars" - nie Action-Krawall in stylischen Kulissen. "Star Trek" war und ist Pappmaché mit Herz - ein Gefühl, eine Vision. Die Vision einer besseren Welt, besseren Zukunft und einer besseren Menschheit. Captain Picard ist für Trekkies das Gesicht dieser Vision. Picard ist Lehrer, Mentor, Archäologe, Anführer - ein Mensch mit Grundwerten.
Die neue Serie macht in keiner Sekunde einen Hehl daraus, wo ihre Wurzeln liegen: im vergangenen Jahrtausend. In Roddenberrys Erbe. Es ist immer noch die Stimme aus der Vergangenheit, die in die Zukunft ruft und sagt: Es muss etwas Besseres geben, als das hier! Es muss mehr geben, als sich aus Gründen der Ressourcen und der Religionen gegenseitig die Köpfe einzuschlagen.
"Star Trek: Picard" kommt dabei langsam, fast anmutig daher. Gefühlvoll und stolz, wie ihr Hauptprotagonist, trifft die Show vom ersten Moment an den richtigen Ton. Auch ohne Uniform und "Enterprise-Brücke". Etwaige Zugeständnisse an heutige Sehgewohnheiten sind dabei genauso vertretbar wie der mittlerweile gängige Rahmen, Handlungen über ganze Staffeln, wenn nicht gar über die ganze Serie zu erzählen.
Die Welt braucht mehr Picards
Die Frage, ob eine TV-Ikone aus den 1990erJahren aus einer angestaubten Sci-Fi-Show in der aktuellen Netflix-Insta-TikTok-Gesellschaft überhaupt Zuschauer generieren kann, erübrigt sich. Die alten Picard- und "Star Trek"-Fans leben noch und sie werden ihren großen Helden bei seinem finalen Abenteuer in Scharen begleiten. Denn nicht zuletzt ist es "Sir" Patrick Stewart selbst zu verdanken, dass die neue Serie eine Geschichte hat, die es wert ist, erzählt zu werden. Und das, obschon er sich jahrelang sträubte, seine Paraderolle erneut zu verkörpern.
In einer Zeit, in der Europa und das internationale Gefüge auseinanderzubrechen drohen, ist es nicht das Schlechteste, sich auf die farbenfrohe Zukunfts-Utopie des Texaners Eugene Wesley Roddenberry zu beziehen. Patrick Stewarts Präsenz war und ist nun wieder die Quintessenz dieser möglichen Welt von morgen. Und wenn man ehrlich ist, unser Planet könnte den einen oder anderen Picard in diesen Tagen wirklich gut gebrauchen.
"Star Trek: Picard" erscheint wöchentlich auf Amazon Prime Video.