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Vorab-Check: Nackte Tatsachen beim heutigen Bremen-"Tatort"!


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Der ARD-Sonntagskrimi
Der Bremen-"Tatort" im Krimi-Check

von Verena Maria Dittrich

Aktualisiert am 22.10.2017Lesedauer: 3 Min.
Frau Nr.1: Kommissar Stedefreund (Oliver Mommsen) ist der Anziehungskraft von Maria Voss (Nadeshda Brennicke) nicht gewachsen.Vergrößern des Bildes
Frau Nr.1: Kommissar Stedefreund (Oliver Mommsen) ist der Anziehungskraft von Maria Voss (Nadeshda Brennicke) nicht gewachsen. (Quelle: Radio Bremen/Michael Ihle)
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Eine Femme fatale, die Männerhirne ausschaltet, ein Kommissar zwischen zwei Frauen und die Fragen: Wie viel von unserem wahren Wesen zeigen wir eigentlich unseren Mitmenschen und warum definieren wir uns so oft über unseren Job?

Der Plot:

Ein verwester Daumen und Pfützen aus getrocknetem Blut, das ist alles, was von Ole Bergener gefunden wird. Laut seiner Ehefrau (Victoria Fleer) hat der insolvente Pharmavertreter das gemeinsame Leben "pünktlich zum Mittagessen" vor fast einem Jahr verlassen. Diagnose: Burnout. Eine versunkene Truhe in einem alten Bremer U-Bootbunker wirft jedoch ein anderes Licht auf die Sache. Und die Pharmareferentin Maria Voss (Nadeshda Brennicke), die das Opfer zuletzt gesehen hat und durch ihre lasziv-entrückte Art reihenweise Männerhirne ausschaltet, gibt mehr Rätsel auf, als sie beantwortet.

"Zurück ins Licht" ist eine Geschichte über gestörte menschliche Beziehungen und die Abgründe unserer modernen Leistungsgesellschaft, in der jeder oder zumindest viele von uns nur eine vorgetäuschte Rolle spielen.

Als Nebenplot gerät Kommissar Stedefreund (Oliver Mommsen) unter den argwöhnischen Augen seiner Kollegin Lürsen (Sabine Postel) zwischen die Fronten zweier Frauen, die ihm, jede auf ihre Art, die Grenzen des männlichen Geschlechts aufzeigen.

Die gesellschaftliche Relevanz:

Maria Voss (Nadeshda Brennicke), die Frau im roten Mantel, ist im neuen Bremen-"Tatort" das Auge des Sturms, der erotisch hauchend alles mit sich reißt, was sich ihm in den Weg stellt. Die Waffen einer Frau in verquerer Reinform. Sie will "zurück ins Licht". Voss ist der beängstigende und verführerische Spiegel unserer erfolgsorientierten Lebensweise. Status und berufliches Ansehen definieren den Wert eines Menschen. Zeig mir, was du hast und ich sage dir, wer du bist. Wenn Niedertracht, Raffgier und Eitelkeit dominieren, wo bleibt da die Menschlichkeit?

Die Kommissare:

Ganz klar im Mittelpunkt steht Kommissar Nils Stedefreund (Oliver Mommsen), der den Waffen der Frauen so ziemlich auf allen Ebenen unterlegen ist - was keine Kritik sein soll, denn die beiden Amazonen BKA-Kollegin Selb (Luise Wolfram) und die hauchende Sharon "Basic Instinct" Stone-Variante Voss machen es dem armen Kerl wirklich nicht leicht. Wo die eine den Beamten mit süffisanter Erotik erschlägt, haut die andere mit gnadenloser Schlagfertigkeit und nervender Direktheit drauf.

Hauptkommissarin Inga Lürsen (Sabine Postel) wird in dieser Konstellation auf die Stichwortgeberin reduziert. Außer grimmig und gelegentlich mahnend gucken, gibt ihr Part dieses Mal nicht all zu viel her.

Die erotischste Szene:

Fast alle in denen Maria Voss (Nadeshda Brennicke) den TV-Bildschirm einnimmt. Da wird gehaucht, augengeklimpert, schmollgemundet, schamlos kokettiert und schlafzimmertrunken in die Umwelt geschmachtet, dass bei vielen Betrachtern gewiss die Phantasie durchbrennt. Diese Frau ist trotz zugeknöpftem Mantel pure Erotik auf fast krankhafte, irgendwie irre Art. Brennickes Schauspiel ist brillant. Ihre Darstellung ist beängstigend, mitleiderregend und knisternd zugleich. Die Schlussszene von "Zurück ins Licht" ist ein Geschenk für die Schauspielerin und den Zuschauer.

Die Inszenierung:

Regisseur Florian Baxmeyer ist ein Routinier. Der neue "Tatort" ist seine 13. Arbeit für die Bremer. Der Aufbau der Geschichte folgt einem gängigen, sich bewährten Muster. Trotz der gesellschaftlichen Seitenhiebe und dem starken zentralen Kern der Figur der Maria Voss verlässt der Fokus der Handlung selten die Ermittlung nach dem Täter.

Das Fazit:

8 von 10 Punkten. "Zurück ins Licht" ist ein facettenreiches Kriminalstück. Der Plot entwickelt sich zügig und mündet glaubhaft in einem hoch emotionalen Finale. Die Schauspieler, allen voran Nadeshda Brennicke haben Spaß an ihrer Arbeit und lösen, auch wegen der Kritik an unserem Gesellschaftssystem, beim Zuschauen viele Fragen aus, die noch Tage später nachhallen.

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