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Kaya Yanar über das Lustigsein und seine Heiratspläne


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Der Komiker im Interview
Kaya Yanar über das Lustigsein und seine Heiratspläne

Julia Klewer

01.11.2016Lesedauer: 6 Min.
Kaya Yanar in der Vox-Kochshow "Grill den Henssler" am 06. November 2016.Vergrößern des Bildes
Kaya Yanar in der Vox-Kochshow "Grill den Henssler" am 06. November 2016. (Quelle: VOX / Frank Hempel)

t-online.de: Comedian, Schauspieler, Moderator, Buchautor – und jetzt kannst du auch noch kochen?

Kaya Yanar: Ja, ich darf natürlich nicht das Ende verraten, aber ich habe mich wacker geschlagen. Ich habe mir sehr viel Mühe gegeben.

Wie kam es denn zu dem Auftritt bei ‚Grill den Henssler‘?

Steffen und ich verstehen uns privat sehr gut, wir haben uns bei einer Talkshow kennengelernt und sind immer noch in Kontakt. Steffen hat immer gesagt: ‚Jetzt komm doch mal zu mir in die Show. Ich bin jetzt schon in der fünften Staffel!‘ Das hat früher aus zwei Gründen nicht geklappt: Terminlich und meine Koch-Fähigkeiten sind sehr begrenzt. Aber Steffen meinte: ‚Das macht nichts, du musst ja kein Drei-Gänge-Menü kochen, sondern nur einen. Kannst du denn wenigstens einen?‘ Und dann habe ich gesagt: ‚Ja, ich kann schon was, aber ich will natürlich nicht verlieren. Der Wettbewerbsgedanke macht die Sendung ja spannend. Jetzt haben wir endlich einen Zeitpunkt gefunden, ich habe ein Gericht vorgeschlagen, das wurde akzeptiert und dann habe ich losgelegt. Natürlich habe ich für meine Freunde zwei-, dreimal Probe gekocht.

Du bist Veganer, hast du auch ein veganes Gericht gekocht?

Nein, es ist vegetarisch, aber nicht vegan. Ich bin ‚vegan as can be‘, so wie es mir gelingt. Weil es auf Tour schwierig ist, sich vegan zu ernähren. Wir haben keinen eigenen Koch mit. Wenn ich zuhause bin, kochen wir vegan, weil wir dann die Zutaten und die Zeit dafür haben und meine Freundin begeistert vegan kocht. Aber auf Tour schaffe ich das nicht, da bin ich ‚nur‘ Vegetarier.

Ist Steffen Henssler so ehrgeizig, wie er im Fernsehen rüberkommt?

Ja, aber er macht das trotzdem mit einer Lockerheit. Ich habe versucht, ihn abzulenken, bin zu ihm rübergegangen, wenn ein Teamkollege gekocht hat. Aber er hat nur gegrinst und sich auch nicht beschwert, dass das unfair sei. Also ich finde, man merkt schon, dass er gewinnen will, aber er bleibt dabei immer unterhaltsam. Ich finde das cool, ich mag seine Art sehr. Er ist sehr humorvoll.

Du bist noch das komplette nächste Jahr auf Tour. Bekommt man keinen 'Lagerkoller', wenn man immer mit denselben Personen zu tun hat?

Auf Tour nehme ich mir immer auch meine Auszeit. Wenn ich im Hotel bin, dann liege ich im Bett und lese oder gehe spazieren. Für mich ist es wichtig, dass ich Zeit für mich habe. Aber ansonsten liebe ich meine Crew, wir blödeln wahnsinnig viel herum oder wir kreieren neue Ideen für das Bühnenbild. Es ist schon so etwas wie ein Ausflug. Aber auf der Bühne stehe ich letztendlich doch alleine. Deswegen bin ich ganz froh über meine Jungs und Mädels, die mitkommen. Das ist schon etwas, was ich genieße - wie eine kleine Familie.

Bei deinem Bühnenprogramm ‚Planet Deutschland‘ sprichst du über die Eigenarten der Deutschen: Wie schaffst du es, in den für uns alltäglichen Dingen das Lustige zu entdecken?

Ich hatte schon immer einen Sensor für Humor. Da geht in meinem Kopf ein Alarm an, mir fällt das einfach auf. Ich hatte das schon immer, dass ich Dinge nicht logisch oder rational sehe, sondern eher von der lustigen Seite. Das ist ein Silberblick, den man auf die Realität hat. Dadurch entstehen lustige Erkenntnisse.

Für die Schweiz hast du auch ein eigenes Programm (‚Der Reiz der Schweiz‘) entwickelt. Wie bitte kann man sich das alles merken?

Ich habe keinen Autor, der mir Texte schreibt. Wenn ich Theaterschauspieler wäre, müsste ich den ganzen Text auswendig lernen, weil es nicht meine Gedanken sind. Aber meine Bühnenprogramme habe ich alle selbst geschrieben und ich habe die Dinge alle selbst gesehen, erlebt und gedacht. Wenn du mir ein Stichwort aus meinem Programm zuwirfst, dann fängt es sofort in meinem Hirn an zu rattern, weil ich eben im Kopf habe, was ich zum Tempolimit oder der Außenpolitik in der Schweiz denke. Da habe ich sofort Bilder oder Gags im Kopf. Deshalb kann ich mir auch zwei Bühnenprogramme merken.

Ist deine Freundin nicht manchmal sauer, wenn du die Schweizer durch den Kakao ziehst? (Anm. d. Red.: Kaya Yanars Freundin ist Schweizerin)

Nein, überhaupt nicht. Ich habe eine Art Humor, die die Leute nicht verärgert. Ganz im Gegenteil. Ich habe ganz oft Facebook-Einträge, in denen ich gefragt werde, warum ich die Albaner nicht veräpple oder die Griechen. Manche fragen, warum ich die Italiener nicht in meinem neuen Programm habe. Die Leute lieben es, den Spiegel vorgehalten zu bekommen. Ich versuche, die Klischees durch den Kakao zu ziehen. Die Zuschauer lieben es auch, wenn ich ihren Akzent nachmache, egal ob es der französische ist, der spanische oder der griechische. Ganz neu im Programm habe ich den chinesischen Akzent. Seitdem ich Comedy mache, beschweren sich die Leute, dass sie in meinen Programmen zu kurz kommen, seien es die Schwaben oder die Hamburger oder andere…

Hattest du schon Pannen live auf der Bühne? Stürze, Text vergessen..?

Einen Sturz wie mein Kollege Michael Mittermeier, der 2008 von der Bühne gefallen ist, hatte ich zum Glück noch nicht. Aber ich bin schon öfters mal ohne Head-Set auf die Bühne gegangen nach der Pause und die Leute riefen dann ‚was? was?‘. Dann musste ich mich erst wieder neu verkabeln lassen. Das habe ich sehr oft. Und bei den Vor-Premieren habe ich Texthänger ohne Ende. Dann muss ich meine Notizzettel zur Hilfe nehme und die Zuschauer fangen an zu lachen, weil sie merken, dass ich das Programm noch nicht drauf habe. Aber dafür heißt es ja auch Vor-Premiere. Aber ansonsten läuft eigentlich alles ganz geschmeidig.

Hast du es manchmal satt, lustig zu sein oder sein zu müssen?

Ja, es gibt Situationen, zum Beispiel wenn es einem nicht so gut geht, man eine schlechte Nachricht bekommen hat, Freunde erkrankt sind oder etwas Schicksalhaftes passiert ist. Wenn man in dem Moment in der Öffentlichkeit angesprochen wird, ist es schwierig. Aber das passiert nicht so oft, weil ich mich eher zurückziehe, wenn es mir nicht so gut geht.

Aber in den meisten Fällen ist es so, dass die Leute mich anlachen, wenn ich durch eine deutsche oder Schweizer Stadt gehe. Und das ist etwas Wunderbares, dass ich so eine Reaktion in den Menschen hervorrufe. Dass sich Gesichter aufhellen, dass Augen groß werden, dass Kinder strahlen. Das ist ein tolles Gefühl. Bei anderen, zum Beispiel Politikern werden Eier geworfen oder sie werden angepöbelt. Da habe ich wirklich das bessere und einfachere Schicksal.

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Selbst wenn ich nur mal nachdenklich bin und ich werde dann angesprochen von jemandem, der mich anstrahlt, dann ändert derjenige auch meine Stimmung zum Positiven. Das passiert übrigens auch. Ich bin auch sehr beeinflussbar, was meine Stimmung betrifft. Es passiert bei Bühnen-Auftritten, dass ich wegen irgendetwas nicht so gut drauf bin und wenn dann der Vorhang um Punkt 20 Uhr aufgeht, bin ich plötzlich wahnsinnig gut drauf, weil mir 2000 Menschen diese Wärme, dieses Wohlwollen und fast schon Liebe geben. Dann ist alles andere wie weggefegt. Deshalb ist das für mich der beste Beruf der Welt!

Wen oder was findest du lustig?

Über Paul Panzer kann ich sehr lachen, vor allem privat ist er noch durchgedrehter als auf der Bühne. Teddy Teclebrhan ist sehr komisch. Er ist mit seiner Teddy-Show der erste deutschsprachige Comedy-YouTube-Star. Er findet abseits des TV-Mainstreams statt. Das ist eine interessante Entwicklung, dass er TV komplett rauslässt und nur YouTube, Facebook und Instagram bedient. Den finde ich sehr witzig, weil er einen total abgedrehten Humor hat.

Otto ist eine lebende Legende, Heinz Erhardt finde ich großartig und Karl Valentin war einer der ersten deutschen Kabarettisten. Der hat einige verrückte Sachen gemacht, die heute immer noch bestehen und Klassiker sind. Deutschland hat schon einige bemerkenswerte Entertainer hervorgebracht. International mag ich Eddie Izzard und Billy Connolly.

Können auch Frauen richtig lustig sein?

Ja klar. Carolin Kebekus war früher meine Spielpartnerin bei ‚Was guckst du?!‘. Da waren wir ja noch blutjung, Anfang 20. Ich habe ihr Talent vor 13 bis 14 Jahren erkannt und sie in das feste Ensemble aufgenommen. Das war sehr lustig. Sie war die Freundin von Hakan oder die Tochter von Yildirim. Sie hat wirklich unglaublich viele Rollen gespielt. Ich finde, Carolin Kebekus ist derzeit definitiv die witzigste Frau im deutschen Fernsehen.

Bist du mit deinem Heiratsantrag schon weiter gekommen?

Nein. Aber das war unfassbar. Das war nur eine Fan-Frage ('Willst du heiraten?'), die ich in meinem 45-minütigen Facebook-Video beantwortet habe und das Thema wurde so groß, dass alle anderen Fragen plötzlich nicht mehr so wichtig waren. Die Fans haben bis zum Schluss Vorschläge für einen Antrag gemacht. Deshalb habe ich meiner Freundin gesagt, dass sie sich das Video nicht unbedingt anschauen muss. Aber ich krieg das hin! Ich bin jetzt zwar erst mal auf Tour, aber sobald ich mal ein bisschen Ruhe und Zeit habe, dann gehe ich das wahrscheinlich an!

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Julia Klewer.

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