Science-Fiction-Thriller statt Krimikost So sehenswert ist der "Tatort: HAL" aus Stuttgart
Mit einem eher durchschnittlichen Fall aus Köln war der "Tatort" vergangene Woche aus der Sommerpause zurückgekehrt. Dafür fährt die Krimireihe an diesem Sonntag (ARD, 20.15 Uhr) einen echten Kracher auf: Der "Tatort: HAL" aus Stuttgart ist mehr Science-Fiction-Thriller als Krimi, der sich um den Kampf von Mensch gegen Maschine dreht.
Worum geht es?
Elena Stemmle wird ermordet aufgefunden. Die junge Schauspielschülerin hatte Nebenjobs bei einem Online-Escortservice und bei einer Softwarefirma namens Bluesky. Als möglicher Täter rückt bald David Bogmann (Ken Duken) ins Visier der Kommissare Lannert (Richy Müller) und Bootz (Felix Klare): Er arbeitet bei Bluesky als Entwickler und war auch Kunde bei Elenas Escortservice. Zudem taucht im Netz ein Video auf, das von Bogmanns IP-Adresse stammt und Elenas mutmaßlichen Tod zeigt.
Worum geht es wirklich?
Im Fokus des in naher Zukunft spielenden Krimis steht das Computerprogramm Bluesky. Das intelligente selbstlernende Überwachungssystem kann Verhalten prognostizieren - und zwar nicht nur Konsumverhalten, sondern auch mögliche Straffälligkeiten. Doch Bluesky, das von Bogmann mitentwickelt wurde, scheint außer Kontrolle zu geraten. Bald fühlt sich der IT-Experte von dem System verfolgt.
Was bedeutet der Titel "HAL"?
Der Titel des "Tatorts" erschließt sich nicht auf den ersten Blick - im Film wird nie direkt auf "HAL" Bezug genommen. Doch der Krimi von Regisseur und Drehbuchautor Niki Stein ist inspiriert vom Science-Fiction-Klassiker "2001: Odyssee im Weltraum", der ebenfalls den Konflikt Mensch gegen Maschine thematisiert. In Stanley Kubricks Film wendet sich der Computer eines Raumschiffs gegen dessen Besatzungsmitglieder und beginnt, diese zu töten. Dieser Computer trägt den Namen HAL 9000.
Was zeichnet diesen "Tatort" aus?
Der Krimi aus Stuttgart hat sich nicht nur beim Titel von "2001" inspirieren lassen. Auch sonst gibt es zahlreiche Anspielungen und Anlehnungen an Kubricks Meisterwerk. Auch wenn das System Bluesky noch Zukunftsmusik ist: Die Themen digitale Überwachung und Verbrechensprognose sind brandaktuell - ebenso wie die im Film überaus relevante Frage, welche Bilder und vermeintliche Fakten eigentlich noch echt sind.
Wer sollte den "Tatort" einschalten?
Alle, die Lust auf intelligente und dennoch spannende Sonntagabend-Unterhaltung haben, sind hier richtig. Auch Science-Fiction-Fans dürften ihre Freude an dem Fall haben. Dass der Konflikt Mensch gegen Maschine schon abseits des "Tatorts" in zahlreichen Filmen durchexerziert wurde, tut dem Sehvergnügen keinen Abbruch.
Wer sollte den "Tatort" nicht einschalten?
All die, die sich einen klassischen Sonntagabendkrimi wünschen. Denn um die reine Suche nach dem Mörder geht es in diesem "Tatort" wenig. Auch wer beim Krimigucken vor allem abschalten möchte, ist hier falsch: Denn zahlreiche Zeitsprünge erfordern ebenso wie die komplexe Thematik ein wenig Konzentration.