Claudia Neumann nimmt Shitstorm gelassen "Habe meine männlichen Kollegen entlastet"
Eine Frau, die im deutschen Fernsehen Fußballspiele einer Männer-EM kommentiert - das scheint im Jahr 2016 für einige Fans noch zu viel des Guten zu sein. Nach ihrem zweiten Einsatz beim Spiel Italien gegen Schweden ging in den sozialen Netzwerken ein Shitstorm über Claudia Neumann nieder - den sie aber gelassen nimmt.
In den sozialen Medien wurde die Journalistin attackiert und beleidigt, unter anderem mit üblen sexistischen Sprüchen. "Sonst kriegen meine männlichen Kollegen das alles ab", sagte die ZDF-Reporterin der Deutschen Presse-Agentur und fügte augenzwinkernd hinzu: "Ich habe sie dieses Mal ein bisschen entlastet."
Sie bekomme die Schmähungen nur indirekt mit, weil sie den Shitstorm im Internet nicht verfolge. "Mich hat das nicht überrascht, ich hatte das ja erwartet", sagte Neumann.
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"Hey, Leute, es geht nur um Fußball"
Dem Sport-Informationsdienst (SID) hatte Neumann bereits zuvor gesagt: "Ich stehe weiterhin kerzengerade im Wind und bin keineswegs gefährdet, mich vom Eiffelturm zu stürzen."
Es sei nicht ihre Aufgabe, die Reaktionen auf ihre Arbeit gesellschaftspolitisch zu hinterfragen und einzuordnen, so Neumann. "Aber hey, Leute, es geht nur um Fußball! Was für ein Witz! Die meisten, die da schreiben, waren noch gar nicht geboren, als ich schon irgendwelche Fallrückzieher versenkt habe."
Sie wolle sich von diesen Leuten nicht ihre Leidenschaft und ihren Beruf kaputtmachen lassen. "Es geht hier nicht um Hunger, Not oder Menschenrechte, das ist alles absolut lächerlich. Die merken nicht, dass sie mich in eine Rolle als Märtyrerin reindrücken und genau das Gegenteil von dem erreichen, was sie wollen."
"Lasse mich nicht abbringen, das wäre ja albern"
Weitere Angriffsfläche wird die Reporterin ihren Gegnern nicht mehr bieten - sie war als Kommentatorin nur für die beiden Gruppenspiele vorgesehen. "Es war von Anfang an geplant, dass ich nach der Gruppenphase nicht mehr kommentiere", erklärte Neumann. "Man braucht ja nun keine vier Reporter mehr, weil es viel weniger Spiele sind. Ich bleibe aber in Paris und mache meine Zusammenfassungen oder Stories, wie ich es immer mache. Da lasse ich mich auch nicht von abbringen, das wäre ja albern."