Tod einer Ermittlerin Dresdner "Tatort" schockt mit tragischem Ende
Tragischer Tod durch Leichtsinn. Und das gleich im ersten Fall des neuen "Tatort"-Teams aus Dresden. Polizeianwärterin Maria Magdalena Mohr (Jella Haase, Chantal aus "Fack ju Göhte") bezahlt ihre Unerfahrenheit in dem Fall namens "Auf einen Schlag" mit dem Leben. Dabei waren die sächsischen Ermittlerinnen doch als eine Art "3 Engel für Charlie" angekündigt worden. Was war geschehen?
Bei den Proben zur Unterhaltungsshow "Hier spielt die Musik" wird die Leiche des Volksmusikstars Toni vom Duo Tina & Toni tot im Dresdner Zwinger gefunden. Als Täter kommen einige infrage.
Bitterböser Blick hinter die Kulissen der Volksmusikszene
Da ist Tonis Manager Rollo (Hilmar Eichhorn), der verhindern wollte, dass Tina & Toni einen Imagewechsel vollziehen und zum jungen, aalglatten Manager Maik Pschorrek wechseln (Andreas Guenther, Kommissar Pöschel aus dem Rostocker "Polizeiruf"). Da ist Pschorrek, weil er nur Tina unter seine Fittiche nehmen wollte. Oder hat die junge, freche Volksmusikgruppe "Die Herzensbrecher" etwas damit zu tun? Deren Mitglied Albert Kästner (Nicholas Reinke) benimmt sich irgendwie auffällig.
Der neue "Tatort" aus Dresden wirft einen bitterbösen Blick hinter die Kulissen der Volksmusikszene. Die Oberkommissarinnen Henni Sieland (Alwara Höfels) und Karin Gorniak (Karin Hanczewski) gehen mit Wortwitz auf Mörderjagd, und Kommissariatsleiter Peter Michael Schnabel (Martin Brambach) verzweifelt bei so viel Frauenpower und Emanzipation. Ein klasse Einstand.
Gesellschaftskomödie von "Stromberg"-Autor
"Auf einen Schlag" von "Stromberg"-Autor Ralf Husmann ist eine feine Gesellschaftskomödie, die ihren Charme aus vielen Gegensätzlichkeiten zieht. Starke Frauen gegen schwache Männer, heile Schlagerwelt gegen harte Realität, Zeitgeist gegen Nostalgie, alt gegen jung.
Was ist das eigentlich für eine Zeit, in der wir gerade leben? Diese Frage bricht aus vielen Szenen des Krimis hervor. Wenn Schnabel mit der Moderne hadert: "Ich hab' dieses verdammte Internet in Verdacht." Oder wenn Sätze fallen wie: "Was ist denn das für eine Zeit. Männer heiraten Männer, an jeder Ecke steht eine Moschee." Die Welt der Volksmusik als Gegenentwurf für die Orientierungslosen - auch das ist ein Aspekt des "Tatort".
Der Wutbürger schaut auch vorbei
Und damit ist der Fall aus Dresden ganz nah dran an der aktuellen Stimmungslage im Land: "Das wird man ja wohl noch sagen dürfen", kommt der sich ständig ungerecht behandelt fühlende Wutbürger in Person des Volksmusikfans und Klischee-Ossis Walther Ungerland (Michael Specht) zu Wort.
Doch die nach außen so heile Welt der Schlager- und Volksmusik ist in ihrem Inneren verdorben. Da wird gelogen und betrogen. Sind Suff, Affären und krumme Geschäfte an der Tagesordnung. "Hier steckt Geld drin", sagt Manager Pschorrek. "Deshalb machen wir alten Scheiß in neuem Gewand und nennen es Volks Rock'n'Roll."
Emotionales Ende
Weil Volksmusiker Toni dieses Spiel nicht mitspielen und sich dazu noch als homosexuell outen wollten, musste er sterben. Und weil Kripo-Azubi Maria Mohr (Haase) nach mehreren Fettnäpfchen endlich und als einzige auf die richtige Spur gerät, war auch ihr Schicksal besiegelt.
Ihr Tod, gelyncht von einem Mob gewalttätiger und homophober Jung-Volksmusiker, ist der Gänsehautmoment des "Tatorts". Die Überführung von Tonis Partnerin Tina als Mörderin wurde dabei fast zur Nebensache.
So endet der erste neue "Tatort" aus Dresden traurig, deprimierend und doch ganz stark, weil hoch emotional. Während fröhliche Volksmusikweisen erklingen, erleben die Protagonisten des Krimis ganz persönliche Dramen: Einsamkeit, Trennung, Selbstmord. Der Kampf um die heile Welt fordert seine Opfer.
Video: Hinter den Kulissen des "Tatort"-Drehs. Zu hören ist der Schlager "Stark sein für zwei":