Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Kommissare im Gefühlschaos Viel Schweiß und beinahe Sex: "Tatort: Hundstage" heizte dem Zuschauer ein
Im achten Dortmund-"Tatort: Hundstage" geht es zwischen den Kommissaren zur Sache: Faber (Jörg Hartmann) und Bönisch (Anna Schudt) haben beinahe Sex. Faber und Kossik (Stefan Konarske) prügeln sich. Kossik leidet so sehr unter Noras (Aylin Tezels) Verlust, dass er anfängt zu trinken. Bei so viel privaten Dramen geriet das komplexe Familiendrama um ein verschwundenes Kleinkind zur Nebensache.
Und das war der Fall: Im Hafenbecken wird ein toter Mann geborgen. Er hat eine Kugel in der Brust. Martina Bönisch erkennt ihn sofort wieder. Vor 14 Jahren suchte sie erfolglos den verschwundenen Sohn dieses Mannes. Es war ihr erster Fall - und er wurde nie aufgeklärt.
Faber dreht am Rad
Das Familiendrama, das in diesem "Tatort" aufgedeckt wurde, stand jedoch nicht im Mittelpunkt. Das waren vielmehr die privaten Dramen, mit denen die Kommissare zu kämpfen hatten. Faber muss wegen Kossiks Dienstaufsichtsbeschwerde zum Seelenklempner, der ihn mit der Frage "Warum sind Sie Polizist geworden?" komplett aus der Bahn wirft. Der Kommissar wird vom traumatischen Verlust seiner Frau und seines Kindes eingeholt und kann nicht mehr ermitteln.
Abfuhr für Bönisch
Bönisch trauert um ihr verlorenes Familienglück und leidet sehr darunter, dass ihr Sohn sich für den Vater entschieden hat. In einer schwülen, alkoholgeschwängerten Nacht wirft sie sich Faber an den Hals. Dieser weist sie jedoch mit den Worten "lieber nicht" zurück. Daniel Kossik kommt nicht über das Liebes-Aus mit Nora hinweg - und fängt an zu trinken. Die einzige Ermittlerin, die in dieser Folge nicht am Rad dreht, ist Nora.
Drei Kommissare am Abgrund
Obwohl die Konflikte der Ermittler stimmig erzählt wurden und die Schauspieler die Probleme ihrer Figuren überzeugend darstellten, war diese geballte Ladung Psychostress doch ein wenig zu viel. Dazu kam, dass das Familiendrama um den verschwundenen Tommi sehr kompliziert war und am Ende etwas konstruiert wirkte.
Familiendrama wirkte konstruiert
Zum Beispiel die Tatsache, dass die trauernde Psycho-Mutter Eva Dehlens (sehr gut gespielt von Borowskis Ex-Polizeipsychologin Maren Eggert) nach vielen Irrwegen ihren fast erwachsenen Sohn zufällig wiederfand, war wenig glaubhaft. Ebenso seltsam war, dass der Junge sich gegen Bezahlung mit ihr in dem gruseligen "konservierten" Kinderzimmer traf, aber offenbar nicht in Betracht zog, dass Eva Dehlens tatsächlich seine Mutter sein könnte.
Fazit: "Hundstage" war sehenswert, gehört aber nicht zu den besten Dortmund-Krimis. Allerdings zu den heißesten: So viel Schweiß ist noch in keinem "Tatort" geflossen.