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Von Anne Will bis Presseclub: TV-Flaggschiffe im Polittalk


Schlaftablette oder Aufputschmittel?
Die TV-Flaggschiffe im Polittalk

t-online, Maria M. Held

Aktualisiert am 07.08.2014Lesedauer: 3 Min.
Sind sie die Königinnen des Polit-Talks? Anne Will und Maybrit Illner geben ihren Gästen Contra.Vergrößern des Bildes
Sind sie die Königinnen des Polit-Talks? Anne Will und Maybrit Illner geben ihren Gästen Contra. (Quelle: dpa; imago/Metodi/Popow)

Gefühlt läuft beim Zappen durch die Kanäle ständig auf irgendeinem Sender eine Talkshow. Themen, Gäste, Statements, Studio - alles ähnelt sich. Doch alle großen Sender haben ein Talk-Flaggschiff, das aktuelle politische und gesellschaftliche Themen mit hochkarätigen Gästen unter die Lupe nimmt und ein ganz eigenes Profil trägt.

Es gab im deutschen Fernsehen über die Jahre schon mehr als 180 Talkshows, darunter Eintagsfliegen und Fernseh-Dinosaurier, Kult- und Skandal-Sendungen, Experimentelles und Altbewährtes. Mal geht es um Klatsch, mal um Personen, oft um Politik. Mal ist es seichte Unterhaltung, mal schwere Kost.

Polittalk in der Nacht: Schlaftablette oder Aufputschmittel?

Die Programmverantwortlichen schieben die anspruchsvollen Quasselsendungen gerne auf Randzeiten in die späten Nachtstunden. Wer hochpolitische Aussagen und brisante Kontroversen verfolgen will, muss also entweder gut ausgeschlafen sein oder er wird eingelullt und in den Schlaf gelabert.

Manche Gastgeber reden um den heißen Brei, andere setzen auf knallharte Moderation, viele auf Fakten, manche auf große Namen, manche auf Schicksale, andere auf Skandale.

Jeder Sender leistet sich ein Flaggschiff des politischen Talks, jeder Regionalsender einen mehr oder weniger bekannten kleinen Bruder wie das SWR-Nachtcafé mit Wieland Backes oder die NDR-Talkshow mit Barbara Schöneberger und Hubertus Meyer-Burckhardt.

Legendäre Talker

Erfunden hat die Talkshow für das deutsche Fernsehen TV-Legende Dietmar Schönherr. Legendär waren Talker wie Erich Böhme oder Alfred Biolek.

Heute stehen vor allem die Talkshows mit politischem Anspruch im Fokus. Immer live, oft mit brandaktuellen Themen wie Gaza-Konflikt, Ukraine-Krise oder FIFA-Skandalen und hochkarätigen Gästen.

Dieser Gästemix funktioniert

Ein beliebter Mix auf der Gästeliste sieht so aus: eine alte Reporterlegende, ein weise gewordener, ehemals einflussreicher Politiker, ein ausländischer Gast - Journalist oder Diplomat, der idealerweise deutsch spricht - ein Experte und ein Betroffener - gerne weiblich. Dazu ein junger Wilder, Kreativer oder Alternativer.

Damit man die Moderatoren der Sendung auch nicht verwechselt in dem Talk-Einerlei, trägt die Sendung oft deren Namen im Titel oder ist sogar der Titel.

Ihre Konzepte unterscheiden sich jedoch tatsächlich stärker als nur in Nuancen und sind stark vom jeweiligen Moderator geprägt. Das zurzeit angesagteste Format ist "Anne Will".

Das sind die aktuellen Herzeige-Formate der Sender

"Anne Will": Aktuelle Themen, anspruchsvolle Fragestellungen, konsequente, schnörkellose und intelligente Gesprächsführung. Sie lässt auch mal einen hochkarätigen Gast auflaufen und bohrt nach, bis eine zufriedenstellende Antwort kommt oder klar wird: Der Gesprächspartner hat nichts zu sagen. Eigenwerbung oder Selbstdarsteller haben bei ihr keine Chance. Auf dem neuen Sendeplatz läuft sie zur Höchstform auf, gerade bei hochsensiblen Themen wie dem Gaza-Konflikt. (ARD, mittwochs, 21.45 Uhr)

"Hart aber fair" mit Frank Plasberg: Der Name ist Programm, der Anspruch seines Faktenchecks ist "Wenn Politik auf Wirklichkeit trifft". Das Magazin soll ein Talk auf Augenhöhe sein, er folgt einem strengen Ablauf mit limitierter Redezeit. "Zuschaueranwältin" Brigitte Büscher sammelt per Twitter, Mail und Telefon Stimmen und bringt sie in die Studio-Diskussion ein. (ARD, montags, 21.00 Uhr)

"Günther Jauch": Er belegt in der ARD den Premium-Sendeplatz am Sonntagabend nach dem "Tatort" und hat von dort vor einiger Zeit Anne Will verdrängt. Sein Manko: Jauch lässt oft die Diskussion aus dem Ruder laufen, wirkt schlecht vorbereitet, nicht immer ist das Thema brandaktuell. Sein Plus: Bester Sendeplatz, interessante Gäste. (ARD, sonntags, 21.45)

"Menschen bei Maischberger": Eine nette Gesprächsrunde, zu der Maischberger oft sehr reife Gäste einlädt. (ARD, dienstags, 2015 Uhr)

"Presseclub" versteht sich als aktuelle Diskussionssendung, in der das wichtigste politische Thema der Woche von Journalisten und Experten aufgearbeitet wird. Etwas spröde, aber ein Urgestein im deutschen Fernsehen. (ARD, sonntags, 12.03)

"Maybrit Illner": Polit-Talk im ZDF mit hochrangigen Gästen zu aktuellen Themen. Christian Wulffs Aussagen zur Schlammschlacht rund um seinen Rücktritt als Bundespräsident schlugen jüngst hohe Wellen. (ZDF, donnerstags, 22.15 Uhr)

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