"Die Flut ist pünktlich" Lenz-Verfilmung beschert ZDF den Tagessieg
Eine relativ kurze Erzählung von Siegfried Lenz reichte dem ZDF am Montagabend zum Tagessieg. 6,43 Millionen Zuschauer (Marktanteil: 19,3 Prozent) entschieden sich ab 20.15 Uhr für das Beziehungsdrama "Die Flut ist pünktlich" mit Ina Weisse, Bernadette Heerwagen und Jürgen Vogel in den Hauptrollen. Damit hängte die Literaturverfilmung sogar Günther Jauch ab.
Doch nicht nur die Quoten, auch die Zuschauerreaktionen können sich sehen lassen. Die fielen nämlich durchweg positiv aus. "Grandios! Behutsam erzählt. Keine Effekthascherei. Wunderbare Landschaft und Bildführung. Langsam ansteigender Spannungsbogen. Auch die Auflösung des Falls zeigt die gekonnte Leistung des großartigen Schriftstellers Siegfried Lenz", lobt ein begeisterter ZDF-Zuschauer auf Facebook. "Endlich mal nicht grell, nicht laut, nicht viel zu viel gequatscht, nicht krampfhaft witzig oder spannend", schreibt ein weiterer. Nur einige Zuschauer fanden die Verfilmung "zu langatmig" oder "grottenlangweilig".
Und worum ging es in dem erfolgreichen ZDF-Drama?
Der Tote, der zu Beginn des Films am Nordseestrand gefunden wird, ist der kranke Mediziner Alexander (August Zirner). Seine Frau Bettina (Ina Weisse) lebt im gemeinsamen Sommerhaus und hat ein Verhältnis mit Tom (Jürgen Vogel), der wiederum seine Frau Ulrike (Nicolette Krebitz) betrügt. Während bei Lenz praktisch nur im Dialog zwischen Bettina und Tom das Beziehungsdrama zunehmend deutlich wird, setzt der Film als dramaturgischen Kunstgriff auf eine junge Dorfpolizistin. Maike (sehr überzeugend: Bernadette Heerwagen) will klären, ob der Tod im Watt ein Unfall, ein Selbstmord oder ein Verbrechen war.
Das kauzig-eigenwillige Personen-Tableau ergänzen neben anderen der verwitwete Vater der Polizistin (wunderbar norddeutsch: Jan Peter Heyne) und die Medizin studierende Tochter des Toten, Mia, einfühlsam gespielt von Leonie Benesch.
Norddeutsche Küstenlandschaft steht im Mittelpunkt
Die tragende Hauptrolle in dem ruhigen, aber psychologisch sehr intensiven Film spielt die norddeutsche Küstenlandschaft mit weitem Horizont und rauer See. Viele Szenen wirken, als stünden die von seelischen Konflikten belasteten Protagonisten in Landschaftsbildern. So schön und so langsam hat Regisseur Berger den Film inszeniert - auch wenn er jedes Postkarten-Idyll ausdrücklich vermeiden wollte. Lediglich vier Kamerafahrten hat Berger für den Film gebraucht, in den anderen Szenen ist die Kameraführung starr.