"Der Bachelor" Kommt, wir pfeifen auf den Feminismus!
"Der Bachelor" ist das zurzeit wohl beeindruckendste Format im deutschen Fernsehen: Auf einen Schlag macht die RTL-Sendung Jahrzehnte weiblicher Emanzipation zunichte. Während Formate wie DSDS oder das Dschungelcamp nur zum Fremdschämen verführen, geht "Der Bachelor" eine Stufe weiter. Denn wer sich als Frau das Verhalten der teilnehmenden Kandidatinnen betrachtet, schämt sich manchmal, dem weiblichen Geschlecht anzugehören.
Denn die RTL-Show ist im Grunde nichts anderes als ein Viehmarkt. Darüber kann auch die traumhafte Location in Südafrika nicht hinwegtäuschen. Junggeselle Christian Tews darf zwischen 22 hübschen jungen Damen seine Auserwählte bestimmen - und auf dem Weg zur Entscheidung natürlich fleißig daten, flirten, knutschen und auch mehr. Schließlich will man(n) seine Wahl ja gut fundiert treffen. Für den "Bachelor" ist die Situation natürlich ein Traum. Doch warum macht man als Frau bei so etwas mit?
Selbstachtung bitte über Bord werfen
Die Damen haben die größten Aussichten auf Erfolg, wenn sie ihre Selbstachtung über Bord werfen. Gut aussehen, keine Ansprüche an den Mann stellen und bei Bedarf gerne mit ihm ins Bett hüpfen: So sollte sich die ideale "Bachelor"-Kandidatin verhalten. Gegenüber den anderen Teilnehmerinnen sollten natürlich noch ordentlich die Krallen ausgefahren werden, damit den Zuschauern auch klar wird: Weibliche Solidarität ist ein Mythos - in Wirklichkeit sind alle Mädels Zicken.
Damit wir uns richtig verstehen: Ich bin keine verbitterte Emanze, ich gehe nicht ständig für den Feminismus auf die Barrikaden. Doch das antiquierte Frauenbild, das beim "Bachelor" verbreitet wird, finde ich einfach nur peinlich - und gefährlich. Denn rund vier Millionen Zuschauer schalten die Show ein, darunter auch viele junge Mädchen. Wie viele von ihnen werden sich die Kandidatinnen zum Vorbild nehmen? Wie viele von ihnen werden glauben, sie bekommen nur einen Mann, wenn sie sich in möglichst enge Kleider pressen und zu allem unterwürfig Ja und Amen sagen?
Wie schön, wenn alles nur gescriptet wäre
Eigentlich möchte man bei dieser Sendung gerne glauben, dass möglichst viel gescriptet ist. Doch die Teilnehmer betonen immer wieder, alles sei echt. So bleibt nur eine Hoffnung: Dass die Kandidatinnen nicht deshalb dabei sind, weil sie tatsächlich den Mann fürs Leben suchen, sondern weil sie einfach scharf auf einen Urlaub in Südafrika sind - oder eine Karriere im Rampenlicht anstreben. Bei Vorjahres-Teilnehmerin Melanie Müller hat das schließlich hervorragend geklappt: Das Erotik-Model schaffte es ins Dschungelcamp und wurde sogar zur Dschungelkönigin gewählt. Zweifelhafter Ruhm, nun gut, aber Ruhm immerhin.
Die Aussicht auf zumindest temporären Ruhm dürfte es auch gewesen sein, die den Junggesellen Christian Tews zur Teilnahme an der Show brachte. Denn der Berliner Geschäftsmann - der im Übrigen weder so attraktiv noch so reich ist, dass der harte Konkurrenzkampf um ihn nachvollziehbar wäre - hat schon an mehreren TV-Shows teilgenommen. 2011 etwa suchte er bereits bei Sat.1 in einer Dating-Show angeblich nach der großen Liebe. Gefunden hat er sie dort nicht - und es wäre arg erstaunlich, wenn aus dieser "Bachelor"-Staffel eine dauerhafte Beziehung hervorgehen würde. Aber das ist sowieso eher nebensächlich. Wie bei Casting-Shows gilt auch hier: Der Weg - also die Sendung - ist das Ziel. Was nach der Show mit den Siegern passiert, ist dagegen ziemlich wurscht.
"Die Bachelorette" wird floppen
Doch ob die Sendung tatsächlich zur großen Liebesgeschichte führt oder nicht - aus dem Programm verschwinden wird sie angesichts der guten Quoten wohl nicht. Im Gegenteil: 2014 soll es sogar eine Neuauflage des weiblichen Pendants "Die Bachelorette" geben, bei der sich zahlreiche Männer um eine Junggesellin bemühen müssen. Die Einschaltquoten bei der ersten Staffel 2004 waren allerdings eher mau, und auch bei der neuen Version dürfte das so sein. Denn bei der "Bachelorette" werden schließlich die Geschlechterverhältnisse auf den Kopf gestellt. Und wer will das schon sehen?