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"Tatort: Franziska": Abschied von Tessa Mittelstaedt ging an die Nieren


"Tatort: Franziska"
Starker Tobak auch für hartgesottene Krimifans

t-online, Nina Bogert-Duin

Aktualisiert am 06.01.2014Lesedauer: 3 Min.
Tessa Mittelstaedt und Hinnerk Schönemann im "Tatort: Franziska".Vergrößern des BildesTessa Mittelstaedt und Hinnerk Schönemann im "Tatort: Franziska". (Quelle: WDR - Martin Valentin Menke)

Diese "Tatort"-Episode war nichts für schwache Nerven. Im Vorfeld wurde bereits heftig diskutiert, ob es sinnvoll ist, die Folge mit dem Titel "Franziska", in der Schauspielerin Tessa Mittelstaedt nach 13 Jahren bei der Kölner Kripo ihren Abschied nimmt, erst um 22 Uhr zu zeigen. Wer den Film gesehen hat, versteht: Es war sinnvoll. Die permanente Bedrohungssituation, in der Franziska sich befand und die sich immer mehr zuspitzte, war selbst für hartgesottene Krimifans nur schwer zu ertragen.

Schauspielerische Glanzleistung

Tessa Mittelstaedt, die in den vergangenen Jahren in der Rolle der Franziska Lüttgenjohann regelmäßig die Launen ihrer temperamentvollen Chefs, den Kölner Ermittlern Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) aushalten musste, lief in ihrem letzten "Tatort" schauspielerisch zur Höchstform auf.

Dass Regisseur Dror Zahavi und Drehbuchautor Jürgen Werner sie in ihrer Abschiedsfolge so sehr in den Fokus des Geschehens stellten, war ein Glücksfall, und man fragt sich als erfahrener Krimigucker, warum es Franziska nicht mehr als nur ein oder zwei Mal gewagt hat, sich ein wenig mehr ins Rampenlicht der Kölner Kripo zu drängen. Verständlich, dass die Schauspielerin nun zu neuen Ufern strebt.

Auf engstem Raum

Ein Solo zum Abschied. Und was für eins. Als der Zuschauer am Schluss dieses "Tatorts" mitten in der Nacht fassungslos ob des gerade Gesehenen die vor Spannung verkrampften Finger mühsam von der Lehne des Sofas rupfte, war ein Stück atemberaubender Krimigeschichte zu Ende gegangen.

Eine Geiselnahme in einem Gefängnis - keine wirklich neue Idee. Aber das Kammerspiel, das Hinnerk Schönemann als Häftling Daniel Kehl und Tessa Mittelstaedt als dessen ehrenamtliche Bewährungshelferin abgeliefert haben, war an Spannung nicht zu überbieten. Die Kollegen Ballauf und Schenk gerieten ebenso zu Nebenfiguren wie Staatsanwalt von Prinz (Christian Tasche), JVA-Leiterin Streiter (Birge Schade) oder das Team des SEK. Auch der der Geschichte dienliche Mord an einem Häftling, der parallel geschah, war schlicht Beiwerk.

Franziska im Fokus

Musik und Kameraführung unterstützten den Spannungsbogen, man blieb als Zuschauer nahe dran an Franziska und ihren Versuchen, sich von Kehls Ausrastern wenig beeindrucken zu lassen. Man konnte sehr genau beobachten, wie sie mühevoll all ihre Stärke, ihre Erfahrung, ihren Mut aufbrachte, den Häftling im Gespräch zu halten und sich keine Schwäche zu leisten.

Man nahm wahr, wie all das doch immer mehr einer bodenlosen Furcht um das eigene Leben wich. Mittelstaedt gelang das durch feines Mienenspiel und Veränderung der Stimm- und Tonlage, manchmal nur winzige Nuancen, die die Wucht der eigenen Ausweglosigkeit unterstrichen. Für viel mehr war in dem kleinen Raum und mit einer Schlinge um den Hals kein Platz. Vor den Augen der Zuschauer wurde sie immer mehr der Spielball des Psychopathen.

Die Kamera bleibt gnadenlos

Am Ende überlebte sie die Geiselnahme nicht. Kehl hat sie - wie mehrfach angekündigt - nachdem das SEK-Kommando den Raum gestürmt hat, skrupellos erdrosselt, bevor er selber im Kugelhagel der Schützen zusammenbrach. Auch an dieser Stelle wich die Kamera nicht gnadenvoll aus, sondern blieb nahe bei Franziska und das Gesicht der Sterbenden, Mittelstaedts letzte Aufnahme im "Tatort", wird dem Betrachter noch lange im Gedächtnis haften bleiben. Die wie zwei schwarze Todesengel in Slowmotion die Treppen herunter eilenden Ballauf und Schenk konnten nichts mehr retten.

Fassungslosigkeit wirkt nach

Die Fassungslosigkeit, die der Zuschauer angesichts dieses brutalen Todes verspürte, spiegelte sich wieder in den Gesichtern der Kollegen, der Gefängnisdirektorin, des Arztes. Ausgespielt in Zeitlupe, untermalt mit getragener Musik, wirkte die Betroffenheit noch nachdrücklicher. Man starrte noch wie betäubt auf den Bildschirm, während längst der übliche Abspann vor dem blau-weißen Fadenkreuz lief.

Und auch wenn es nur allzu verständlich ist, dass sich eine Schauspielerin nach 13 Jahren an der Seitenlinie nach Veränderungen umschaut und darum unwiederbringlich ausscheiden muss - nach diesem TV-Highlight kann man nur seufzen: Schade.

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