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"Tatort: Wegwerfmädchen": TV-Kritik zum Krimi mit Maria Furtwängler


Tatort
Fantastische Emilia lässt "Tatort"-Fans mitleiden

10.12.2012Lesedauer: 2 Min.
Gelungener Auftritt von Emilia Schüle als Zwangsprostituierte im Lindholm-KrimiVergrößern des Bildes
Gelungener Auftritt von Emilia Schüle als Zwangsprostituierte im Lindholm-Krimi (Quelle: NDR/Gordon Muehle)
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Schon der Titel des Krimis ließ Schlimmes erwarten. Und so kam es im "Tatort: Wegwerfmädchen" auch. Der erste Teil der Doppelfolge (Fortsetzung am kommenden Sonntag) um Filz, Korruption und die Zwangsprostitution weißrussischer Mädchen durch einflussreiche Hannoveraner Persönlichkeiten erschütterte zutiefst - dank eines gelungenen Drehbuchs und guter Darsteller, allen voran Jungstar Emilia Schüle als Misshandlungsopfer Larissa.

Nachdem die Leiche der 16-jährigen Gretchen in einer Müllverbrennungsanlage gefunden wird, taucht kurz darauf deren Cousine Larissa auf, die demselben Schicksal nur knapp entkam. Durch sie erfährt Kommissarin Lindholm (Maria Furtwängler), dass Larissa zusammen mit weiteren Teilnehmerinnen eines Schönheitswettbewerbs in ihrer Heimat nach Hannover gelockt wurden, um bei einem Herrenabend lokaler Gesellschafts-Eliten missbraucht und anschließend beiseite geschafft zu werden.

Lindholm legt sich mit dem Rocker- und Rotlicht-Boss Koschnik (überzeugend: Robert Gallinowski) an, der offenbar tief in den Menschenhandel verstrickt ist. Und während die Rocker die Zeugin Larissa „wegmachen“ wollen, setzen die Peiniger der Mädchen alles daran, um ihr Verbrechen zu verschleiern.

Doppelfolge zu Maria Furtwänglers Jubiläum

Etwas unrund erschien, dass Lindholms Journalisten-Freund (Benjamin Sadler) zwar Zaungast bei dem Herrenabend war, der Kommissarin aber so gar nichts davon erzählt hat, dass er das getötete Mädchen dort gesehen hatte. So konnte Lindholm zwar Gretchens Mörder dingfest machen, die Vergewaltiger und der Rocker-Boss blieben aber straffrei. Etwas unbefriedigend. Doch das war - wie sich zeigen wird - dem Experiment Doppelfolge (anlässlich Furtwänglers zehnjährigem "Tatort"-Jubiläum) geschuldet.

Umso phänomenaler, wie Jungschauspielerin Emilia Schüle (20, "Freche Mädchen", spricht selbst russisch) in ihre tragische Rolle eintauchte ("Suche einen traurigen Part in mir und zwinge mich, dort zu bleiben"). Allein die Szene, in der sie völlig benommen dem Müllhaufen entsteigt und hilflos durch die Stadt wandelt, brannte sich förmlich in den Köpfen der Zuschauer fest. Vor allem durch solche Szenen mit ihr schaffte es der Krimi, das beklemmende Schicksal von Zwangsprostituierten so brillant vor Augen zu führen.

"Schmutz dieser Recherchen"

Dieselbe Anerkennung wie Schüle gebührt "Tatort"-Autor Stefan Dähnert, der sich spürbar intensiv mit der Materie befasst hat: "So viel Kernseife gibt es gar nicht, um den Schmutz dieser Recherchen abzuwaschen." Eine Anlehnung an konkrete Fälle verneint er zwar. Doch sei der Krimi auch unter dem Eindruck der Budapester Prostituierten-Party einer deutschen Versicherungsgruppe von 2007 sowie dem Fund der in Müllsäcke gepackten Leichenteile einer Prostituierten Anfang 2010 in Hannover entstanden.

Der zweite Teil "Das goldene Band" setzt etwa da an, wo der erste endete. Dabei erfahren die Zuschauer auch, weshalb Larissa nicht mit ihrem Vater in ihre Heimat zurückgekehrt ist, was mit den weiteren Mädchen passiert ist und welches Ausmaß der Menschenhändler-Ring tatsächlich hat. Außerdem bekommt Lindholm eine ebenso taffe Kommissars-Kollegin (Alessija Lause) zur Seite gestellt, was den Krimi zusätzlich bereichert. Zusehen lohnt sich!

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