Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.
"Wetten, dass..?"-Aus Sie sollte jetzt auf Gottschalk folgen
Kaum einer prägte "Wetten, dass..?" mehr als Thomas Gottschalk. Am Samstag nimmt er Abschied. Ob das eine gute Entscheidung ist, diskutieren zwei Redakteure.
Zwei Jahre nach seinem Comeback macht Thomas Gottschalk schon wieder Schluss mit "Wetten, dass..?". Nach siebenjähriger Unterbrechung kam er mit der ZDF-Show einmalig im Jahr zurück auf die Bildschirme. Doch dieser Rhythmus endet jetzt. Es gebe viele Gründe dafür, die Moderation aufzugeben, sagt der 73-Jährige.
Ob Thomas Gottschalks Abgang "Wetten, dass..?" guttut und ob es eine Neubesetzung braucht, bewerten zwei t-online-Redakteure sehr unterschiedlich. Ein Pro & Kontra:
Na endlich!
Giuliana, Lispeln und Humor mit Fischgestank: Nur drei Beispiele der letzten "Wetten, dass..?"-Ausgabe, die zeigen, wie überfällig Thomas Gottschalks Abschied ist. Die Fußballerin Giulia Gwinn nannte der Moderator in seiner Samstagabendshow konsequent falsch, bei seinem Auftritt im vergangenen Jahr konnten Zuschauer den Entertainer kaum verstehen und der beste Gag des Abends war ein Rohrkrepierer. Gottschalk drehte seinen Gästen Wackelpudding mit Fischaroma an – nur um am Ende zuzugeben, dass das ein Scherz gewesen sei.
Höhö. Lustig, oder?
Wenn Sie die Frage mit Nein beantworten, dürften Sie zu dem Urteil kommen, welches unübersehbar ist: Gottschalks Blütezeit ist vorbei. Knallig ist nur noch sein Outfit. Mit nunmehr 73 Jahren ist sein TV-Ruhestand mehr als geboten. Darüber hatte er selbst noch 2022 gewitzelt: Er wollte nicht der erste Moderator sein, der live in seiner eigenen Show einschlafe. Nach seinen eher schlafwandlerisch-eintönigen Leistungen der letzten "Wetten, dass..?"-Jahre muss konstatiert werden: Viel fehlt zum Schnarchmoment nicht mehr – also umso besser, dass das ZDF und Gottschalk künftig getrennte Wege gehen.
Schenkelklopfer, schlechte Vorbereitung und schwer verständliches Genuschel: Das sollte auch einmalig im Jahr nicht zum Show-Standard im öffentlich-rechtlichen Fernsehen werden. Zumal die jährlichen Einzelausgaben seit 2021 umso mehr als Highlights verkauft wurden. Dafür braucht es deutlich mehr – und vor allem: Veränderung und frischen Wind.
Gottschalk hat sich um die Show verdient gemacht, einen Abschied in Würde (und nicht mit Wecker im Ohr) also verdient. Jüngere Kolleginnen sollten folgen, selbst wenn es nur 24 Jahre sind wie bei Allzweckwaffe Barbara Schöneberger. Alles ist besser als noch eine 0815-Show eines Altstars, der sich auf früheren Erfolgen ausruht.
"Wetten, dass..?" steht und fällt mit Gottschalk
Rund 14 Millionen Menschen schalteten im November 2021 ein, als es nach langjähriger Pause wieder hieß: "Top, die Wette gilt!" Keine andere Unterhaltungsshow lockt mehr Zuschauer vor die Bildschirme, selbst wenn die 2022er-Ausgabe die Sensationsquote des Vorjahres nicht wiederholen konnte. Maßgeblicher Grund des Erfolges war und ist Thomas Gottschalk.
Erinnern Sie sich? Sein Comeback sorgte für minutenlangen Applaus und Standing Ovations. Ihn zu ersetzen versuchte das ZDF schon einmal mit Markus Lanz – keine ideale Besetzung, wie sich herausstellte. Mit ihm blieb das Zuschaueraufkommen unter den Erwartungen und Fernsehkritiker beschrieben seinen Moderationsstil als zu langweilig für eine Unterhaltungsshow. Gottschalk hingegen ist der geborene Entertainer, ihm ist die Moderation des Formats wie auf den Leib geschnitten.
Auch wenn er nicht mehr die Energie von früher hat und seine Witze weniger zünden, so hat auch "Wetten, dass..?" selbst an Strahlkraft verloren. Ein ohnehin betagtes Format mit einem neuen Moderator auszustatten, wird in die Hose gehen. "Wetten, dass..?" steht und fällt nun einmal mit Thomas Gottschalk. Das hat sich nach seinem Abgang im Jahr 2011 gezeigt und wird sich nach seinem nun endgültigen Abschied bestätigen. Der 73-Jährige geht mit der Sendung noch nicht in TV-Rente. Unter anderem bei RTL wird er weiter machen. Liebes ZDF: Schickt "Wetten, dass..?" in den wohl verdienten Ruhestand.
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