t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeUnterhaltungTV

Lügt Louis Klamroth? Die hitzige Wagenknecht-Debatte nimmt Wendung – WDR reagiert


WDR reagiert
Klamroth lügt? Die hitzige Wagenknecht-Debatte geht weiter

Von t-online, sow

Aktualisiert am 03.03.2023Lesedauer: 3 Min.
imago images 0238005656Vergrößern des Bildes
Louis Klamroth: Der Moderator wies Sahra Wagenknecht in die Schranken. (Quelle: IMAGO/Thomas Bartilla)

In den sozialen Medien steht der Hashtag "Klamroth lügt" am Donnerstag auf Platz eins. Was steckt dahinter? Offenbar mehr als in 280 Zeichen passt. Ein Überblick.

Die Talkshow "Hart aber fair" verlief am Montag turbulent. So turbulent, dass auch noch drei Tage später darüber diskutiert wird. Sahra Wagenknecht hatte mit ihrer Aussage zu Kriegsverbrechen für Wirbel gesorgt, bereits in der Sendung wurde sie von Moderator Louis Klamroth zurechtgewiesen. Nun hat sich der zuständige WDR noch einmal dezidiert zu der Sache geäußert.

Aber der Reihe nach: Auslöser war am Montag eine Diskussion über das Schicksal einer vergewaltigten ukrainischen Frau. Wagenknecht urteilte in einem Wortgefecht mit der Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt, solche Übergriffe seien "schauerlich und grässlich", und fügte an: "Das ist doch Teil des Krieges, und das ist nicht nur in diesem Krieg so. Kriege sind immer mit Kriegsverbrechen verbunden."

"Frau Wagenknecht, das kann ich so nicht stehen lassen"

Wagenknecht sagte weiter: "Die UN-Menschenrechtskommissarin hat immer wieder darauf hingewiesen, auch in diesem Krieg: Kriegsverbrechen werden von beiden Seiten begangen, und wenn man sie beenden will, dann muss man diesen Krieg beenden." Moderator Louis Klamroth erwiderte: "Frau Wagenknecht, das kann ich in dieser Sendung so nicht stehen lassen." Klamroth hielt dagegen, sein Argument: Es sei in dem Beitrag explizit um Vergewaltigungen gegangen – und es gebe keine Belege dafür, dass ukrainische Soldaten solche Taten begangen haben sollen.

Empfohlener externer Inhalt
X
X

Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.

Dennoch behauptet Sahra Wagenknecht nun drei Tage später, sie habe recht – und teilt in den sozialen Medien als vermeintlichen Beleg dafür einen Screenshot vom "Hart aber fair"-Faktencheck. Dort heißt es nun: "Wagenknecht bezog sich an dieser Stelle aber auf Kriegsverbrechen. Wir texten in unserem Einspielfim: 'Die Vereinten Nationen sammeln seit Beginn des Krieges Informationen zu Vergewaltigungen: Es gibt dazu verschiedene Aussagen, Stellungnahmen, Berichte. Belege für Vergewaltigungen durch ukrainische Soldaten liegen der UN demnach nicht vor.' Mittlerweile ist uns ein Bericht der UN-Menschenrechtskommissarin aus dem Juli 2022 bekannt, in dem auch sexualisierte Gewalt auf ukrainisch kontrolliertem Gebiet berichtet wird."

Empfohlener externer Inhalt
X
X

Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.

Was Wagenknecht allerdings verschweigt: Sie teilt damit nur einen kleinen Ausschnitt aus einem viel umfangreicheren Text. Darin geht die "Hart aber fair"-Redaktion in einem ausgewogenen Faktencheck der Frage nach, wie haltbar und sinnvoll ein "Kriegsverbrechen gibt es auf beiden Seiten"-Narrativ ist.

So heißt es in dem nach der Ausstrahlung der Sendung veröffentlichten Artikel auf der Website des WDR: "Auch in diesem Bericht wird der Großteil der verübten Verbrechen den Russen angelastet. Die damalige UN-Menschenrechtskommissarin schreibt: 'Mein Team hat 28 Fälle konfliktbedingter sexueller Gewalt verifiziert, darunter Fälle von Vergewaltigung, Gruppenvergewaltigung, Folter, erzwungener öffentlicher Entkleidung und Androhung sexueller Gewalt. Die meisten Fälle wurden in den von den russischen Streitkräften kontrollierten Gebieten begangen, aber es gab auch Fälle, die in von der Regierung kontrollierten Gebieten begangen wurden.'"

86 Fälle von Missbrauch, kein einziger von ukrainischer Seite

Bei den russischen Übergriffen konnten laut WDR 30 Taten dokumentiert werden, auf ukrainischer Seite zwei Fälle. Weiter heißt es in dem Faktencheck der Talkshow: "In einem Folgebericht der UN-Menschenrechtskommissarin aus dem Dezember ist von 86 Fällen sexualisierter Gewalt im Zusammenhang mit dem Krieg die Rede, ukrainische Täter werden nicht erwähnt. Stattdessen werden in diesem Bericht alle Vorfälle, in denen konkret Aussagen über die Täter gemacht werden, ausschließlich russischen Soldaten zugeordnet."

Der Bericht der UN kommt daher zu dem Schluss, dass ukrainische Kriegsgefangene "systematisch" von russischen Truppen misshandelt werden. Eine "systematische" Misshandlung russischer Soldaten durch ukrainische Truppen konnte nicht festgestellt werden. Auch auf Missbrauchsfälle bezogen wird das noch einmal von der entsprechenden UN-Sonderbeauftragten betont: "Wenn Sie sehen, wenn Sie die Zeugenaussagen dieser Frauen hören, die über russische Soldaten sprechen, die mit Viagra ausgerüstet sind. Das ist eindeutig eine militärische Strategie."

Es steckt also doch deutlich mehr hinter der Pauschalaussage "Klamroth lügt", die derzeit in den sozialen Medien kursiert. Der verkürzte Ausschnitt Wagenknechts gibt jedenfalls nicht den Gesamtkontext wider. Kommentare weisen die Linken-Politikerin darauf hin, darin heißt es dann unter anderem: "Verschweigen der weiteren Textpassagen ist auch Lügen." Und ein anderer merkt an: "Dass Sie hier nur einen Ausschnitt aus einer längeren Stellungnahme der Redaktion rauskopieren, zeigt, wie unsauber Sie arbeiten und dass Sie stets Ihre eigene Agenda verfolgen."

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website