Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Risiko für die Dschungelcamp-DNA Der Fall Heinz Hoenig wirft Fragen auf
Heinz Hoenig genießt besondere Privilegien im diesjährigen Dschungelcamp. RTL schadet damit nicht nur der aktuellen Staffel – sondern auch zukünftigen.
Am 25. Januar veröffentlichte t-online diesen Kommentar: "RTL sendet ein riskantes Dschungelsignal." Fünf Tage später steht fest: Der Artikel könnte kaum aktueller sein. Denn Heinz Hoenig wird weiterhin als Privilegierter behandelt. Er musste am Montagabend zwar erstmals nach elf Tagen in die Dschungelprüfung, doch dort dann weniger über sich ergehen lassen als seine Mitstreiter – und das brachte die Zuschauer auf die Palme. Aus diesem Grund bleiben wir bei unserer Meinung:
Bei RTL ist nicht der Kunde König, es ist Heinz Hoenig. So jedenfalls wirkt die dauerhafte Spezialbehandlung des Camp-Ältesten in der 17. Staffel "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!". Langsam aber sicher tut sich der Sender damit keinen Gefallen mehr, im Gegenteil: RTL spielt ein falsches Spiel und gefährdet damit nicht nur die Show, sondern auch künftige Ausgaben des Dschungelcamps.
Heinz Hoenig ist mit 72 Jahren der älteste Dschungelkandidat neben Mitstreitern wie der 47-jährigen No Angel Lucy Diakovska, dem 41 Jahre alten GZSZ-Schauspieler Felix von Jascheroff oder dem 39-jährigen Ex-Nationalspieler David Odonkor. Ohne Frage ist Hoenig einer der prominentesten Stars im Dschungelcamp. Nicht umsonst verkündete RTL die Personalie als eine der ersten neben der von Cora Schumacher bereits Anfang Dezember 2023. Heinz Hoenig wurde zur Werbetrommel für die diesjährige Jubiläumsausgabe der RTL-Show.
Was Heinz Hoenig von Fällen in der Vergangenheit unterscheidet
Die Besetzung galt allerdings nicht nur als Verheißung. Es gab auch eine Vorahnung unter vielen langjährigen Fans des Dschungelcamps. "So jemand darf doch am Ende wieder nirgends an einer Prüfung teilnehmen", unkten die ersten Kommentatoren schon im Dezember nach der Verkündung von RTL. In 20 Jahren RTL-Dschungel sind die Fans Kummer gewohnt: Manchmal zogen Altstars wie Gunter Gabriel oder Helmut Berger vorzeitig aus, mal saßen Claudia Effenberg und Co. ihre Zeit im Camp fast nur ab, nahmen kaum an Prüfungen teil.
Doch wenigstens ab und zu, siehe Effenberg im vergangenen Jahr, durften sie von den Zuschauern gewählt werden – und konnten sich dann hier und da in den Shows beweisen. Bei Heinz Hoenig ist das anders. Bei ihm legte RTL zehn Tage lang die gleiche Platte auf, mit dem Titel: "Heinz Hoenig ist aus gesundheitlichen Gründen für die kommende Dschungelprüfung gesperrt". Das erfuhr t-online jedes Mal auf Nachfrage, im Dschungelcamp blieb Hoenigs Fehlen in den Prüfungen in aller Regel unkommentiert.
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Vor den Fernsehern zeigen Millionen Zuschauer zwar Tag für Tag Verständnis dafür, dass ein 72-Jähriger nicht auf ein zwölf Meter hohes Gerüst klettern soll wie Leyla oder durch einen Karussellkäfig gedreht wird wie Kim und Anya. Doch irgendwann war die Geduld aufgebraucht. Denn Heinz Hoenig wurde vergangene Woche auch für eine Essensprüfung gesperrt. Dabei muss er dort nur sitzen und die pürierte Schweinenase schlucken oder zur Seite schieben. Was soll daran so schwer sein? Zumal er selbst im Dschungeltelefon beteuerte, wie gut es ihm geht und dass er keine Beschwerden hat.
Am Montag änderte sich dies zwar, denn Hoenig nahm an einer Essensprüfung teil, allerdings nur in einer seiner abgespeckten Variante: Er bekam die kleinste Portion aufgetischt und musste weniger Ekeldrink trinken als Mike Heiter und Fabio Knez.
RTL servierte Hoenig schon einmal eine Extrawurst
Das Publikum fühlt sich ob dieser Ungleichbehandlung im Camp verschaukelt. Wie kann es sein, dass Heinz Hoenig mit seinen Mitbewerbern am Lagerfeuer munter seine Morgengymnastik abspult und mit Fabio zur Schatzsuche quer durch den Dschungel geschickt wird, aber für eine Prüfung gesperrt ist oder diese nur in einer harmloseren Form absolvieren muss?
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Klar ist: Sobald RTL Hoenig in eine Prüfung lässt, sticht die Extrawurst für ihn ins Auge. Dies war auch bei der Gruppenprüfung zum Auftakt schon so, als er einen extraknapp befüllten Ekeldrink bekam. Dieser war nicht wie bei den anderen Stars per Zufallsprinzip ausgelost worden, Hoenig hatte das Getränk allem Anschein nach gezielt serviert bekommen. Viele Zuschauer kritisierten daraufhin, RTL würde Heinz Ho(e)nig um den Mund schmieren.
Bei der vergangenen Essensprüfung hätte der Sender die Chance gehabt, die unappetitlichen Betrugsvorwürfe aus der Welt zu schaffen. Doch die Kombination aus dem Verhalten zum Staffelauftakt, der folgenden Dauersperre und der Bauchpinselei am Montag sät weiter Zweifel daran, dass mit Heinz Hoenig genauso umgegangen wird wie mit allen anderen Stars.
Auf wiederholte Nachfrage von t-online zu Hoenigs privilegierter Behandlung antwortet der Sender: "Jeder unserer Stars hat eine Berechtigung an der Show teilzunehmen, ob mit oder ohne Teilnahme an den Dschungelprüfungen." Weiter heißt es dann noch, Heinz Hoenig bereichere das Camp "in hohem Maße", bringe die Zuschauer "zum Weinen und zum Lachen".
Heinz bereichert unser Camp in hohem Maße, wie in den vergangenen Shows eindrucksvoll zu sehen war. So hat er uns zum Weinen und zum Lachen gebracht und seine Mitcamper motiviert.
RTL-Sendersprecher
Dabei haben vor allem Hoenig und RTL gut lachen. Das prominenteste Zugpferd wird gehegt und gepflegt, quasi in Watte gepackt, um es bloß nicht vorzeitig davongaloppieren zu lassen. Nach dem überraschenden Aus von Cora Schumacher bleibt so wenigstens noch ein Zuschauermagnet in der Show. Dass dabei Gerüchte entstehen, über ein spezielles Dschungelvertragswerk von Heinz Hoenig spekuliert wird, scheint RTL in Kauf zu nehmen. Das ist ein gefährliches Signal. Der Sender sollte transparent kommunizieren, was hinter den Sperrungen Hoenigs steckt. Stattdessen hüllt er sich in Schweigen und glänzt bei Nachfragen mit Ablenkungsmanövern.
Da wird nun von einer Teilnahmeberechtigung an der Show gefaselt, die überhaupt keinen Sinn ergibt. Natürlich darf jeder Star, ob mit oder ohne Prüfung, teilnehmen. Machen ja auch viele. Nur: Alle sind Teil eines demokratischen Grundprinzips, sie können gewählt werden. Dafür gibt es das Zuschauervoting. Es ist ein Grundpfeiler der Show, es macht den Reiz des Formats aus. Die Promis in Australien können für ihr Verhalten im Camp "bestraft" oder "belohnt" werden, das führt zu der besonderen Dynamik der Sendung.
Das könnte RTL teuer zu stehen kommen
Eine Dauersperre Hoenigs verhinderte diese Dynamik, sie konterkarierte das Showprinzip von "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!". Der Sender verhoen(ig)te damit seine Fans. Damit muss Schluss sein. Oder will RTL riskieren, dass bei künftigen Verhandlungsrunden immer mehr Extrawürste ins Papier gemogelt werden? Dass damit die Dschungel-DNA verloren geht? Das ungeschriebene Gesetz "Nur vor Gericht, auf hoher See und im Dschungelcamp sind alle gleich" wäre damit Geschichte.
Am Ende dürfen Altstars noch drei Luxusgegenstände mehr ins Camp nehmen, bekommen täglich eine eigene Essensration geliefert und ein Abo beim australischen Zigarettenkiosk. Grüße gehen raus an Hoenigs eigenen Schuhanzieher! Spaß beiseite: Wenn das Dschungelcamp weiter mit namhaften Stars glänzen will, könnten deren Managements auf den "Präzedenzfall Hoenig" pochen – und das würde RTL teuer zu stehen kommen. Das australische Sozialexperiment bekäme Schlagseite, Stars würden in Privilegierte und Benachteiligte unterteilt. Kurz: Das Salz in der Dschungelsuppe würde fehlen und das einstige Erfolgsrezept vielen Zuschauern nicht mehr schmecken.
Transparenzhinweis: An einigen Stellen dieses am 25. Januar erstmals veröffentlichten Kommentars hat t-online aufgrund der Ereignisse im Dschungelcamp Aktualisierungen vorgenommen.
- Eigene Beobachtungen
- RTL: "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!" seit dem 19. Januar 2024
- Anfrage an RTL