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Prinz Philip (†99): Der selbstbewusste Mann immer einen Schritt hinter der Queen


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Zum Tod von Prinz Philip
Der selbstbewusste Mann einen Schritt hinter der Queen

Ein Nachruf von Maria Bode

Aktualisiert am 09.04.2021Lesedauer: 5 Min.
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Prinz Philip ist im Alter von 99 Jahren gestorben: Mit einem britischen Adelsexperten blickt t-online anhand historischer Aufnahmen auf das Leben des Herzogs von Edinburgh zurück. (Quelle: t-online)

Prinz Philip nahm sein Leben lang eine untergeordnete Rolle ein und spielte doch häufig nach seinen eigenen Regeln. Er war die Konstante im Leben der britischen Königin.

Er unterstützte Queen Elizabeth II. sein Leben lang, auch wenn es nicht immer leicht für ihn war, eine untergeordnete Rolle einzunehmen. Er, der selbstsichere Prinzgemahl und sie, die anfangs noch sehr schüchterne Königin. Diese Aufgabe – der Mann an ihrer Seite, ihre bessere Hälfte, ihr größter Fan zu sein – bestimmte Prinz Philips Dasein: "Meine erste, zweite und letzte Aufgabe ist es, die Königin niemals im Stich zu lassen", sagte er einmal.

Eine Kindheit als Heimatloser

Geboren wurde Philip am 10. Juni 1921 als jüngstes von fünf Kindern an einem traumhaften Fleckchen Erde, dem Schloss Mon Repos auf der griechischen Insel Korfu. Sein Vater war Prinz Andreas von Griechenland, der Bruder des griechischen Königs Konstantin I., seine Mutter Prinzessin Alice von Battenberg – beide stammten aus deutschen Adelshäusern. Als er anderthalb Jahre alt war, verließen seine Eltern wegen eines Militärputsches die Insel. Es ging ins Exil nach Paris.

Die Beziehung seiner Eltern scheiterte: Der Vater ging nach Monte Carlo, die Mutter ließ sich für zwei Jahre in eine psychiatrische Klinik einweisen. Später ging sie nach Athen, wo sie während des Zweiten Weltkrieges karitative Arbeit leistete. Philip wuchs bei Verwandten seiner Mutter und in Internaten auf. Unter anderem besuchte er die Schule Schloss Salem am Bodensee. Nach der Machtergreifung der Nazis holte ihn seine Verwandtschaft endgültig nach Großbritannien. Dort nahm er den Nachnamen des britischen Zweigs seiner Familie an: Mountbatten. Zu Deutsch klang Battenberg für die Ohren der Briten.

Zur Schule ging Philip fortan im schottischen Gordonstoun. Auf einem Internat, in dem nachts der Wind durch die Fenster pfiff und morgens – egal, zu welcher Jahreszeit – draußen eine kalte Dusche genommen wurde. Der Kontakt zu seinen Eltern war damals gleich null. "Seine Kindheitserfahrung lehrte ihn, mit Gefühlen vorsichtig zu sein, sie runterzuschlucken", sagte der langjährige Bischof von Windsor, Michael Mann, über Philip. "Er baute eine Postenkette mit Maschinengewehren um sich herum auf. Niemand wird da durchgelassen, dem er nicht total vertrauen kann." Gefühlsregungen hat Philip Zeit seines Lebens unterdrückt, auch als er später Kinder bekommen sollte. Besonders das Verhältnis zu seinem ältesten Sohn, Prinz Charles, soll schwierig gewesen sein. Philip selbst bezeichnete sich als Pragmatiker, Charles nannte er einen Romantiker. "Weil ich auf die Dinge nicht so schaue, wie es ein Romantiker tun würde, werde ich als gefühlskalt angesehen", so Philip.

Sein Selbstbewusstsein imponierte der Prinzessin

Seine vier älteren Schwestern hatten Anfang der 1930er-Jahre jeweils in deutsche Adelsfamilien eingeheiratet, die teilweise die Nazis unterstützten. Philip lehnte dies ab. Er wurde am Naval College Dartmouth in Devon zum britischen Marineoffizier ausgebildet. Hier traf er 1939 erstmals auf die damals 13-jährige Prinzessin Elizabeth, seine Cousine dritten Grades. Ein Treffen, das nicht zufällig zustande kam: Es wurde von Philips Onkel, Lord Louis Mountbatten, eingefädelt. Philip, damals 18 Jahre alt, sollte Elizabeth und ihre jüngere Schwester Margaret unterhalten. Dabei gab er offenbar "ziemlich an" und erzählte abenteuerliche Geschichten, wie Marion Crawford, das einstige Kindermädchen der Prinzessinnen, später schrieb. Er imponierte den Mädchen: Elizabeth sei direkt hin und weg von diesem jungen Mann gewesen. Ein regelmäßiger Briefwechsel begann.

Als Philip im Juli 1947 um die Hand von Prinzessin Elizabeth anhielt, wurde diese Verbindung von vielen mit Skepsis beäugt, hatte er doch beispielsweise kein Vermögen. Doch vier Monate später, am 20. November 1947, heirateten sie in der Londoner Westminster Abbey. Philip verzichtete für Elizabeth auf seine Adelstitel, wurde dafür zum Duke of Edinburgh, Earl of Merioneth und Baron Greenwich.

"Der Einzige, der sie wie einen normalen Menschen behandelt"

Die beiden bekamen vier Kinder: Prinz Charles (1948), Prinzessin Anne (1950), Prinz Andrew (1960) und Prinz Edward (1964). 2017 feierten sie ihre Gnadenhochzeit: Prinz Philip, dem anfangs kaum jemand zutraute, der richtige Mann für eine Monarchin zu sein, war immer da, immer einen Schritt hinter seiner Frau. "Prinz Philip ist der einzige Mensch auf der Welt, der die Queen einfach wie einen ganz normalen Menschen behandelt. Er ist der Einzige, der das kann. Ich denke, sie weiß das wertzuschätzen", sagte Lord Charteris, der ehemalige Privatsekretär der Königin, einmal.

Dabei hatte er eine große Karriere bei der Marine vor sich. Zu deren Ende kam es im Jahr 1952, als Elizabeth durch den frühen Tod ihres Vaters den Thron Englands bestieg. Seiner einstigen Position bei der Navy trauerte er lange hinterher.

Stattdessen übernahm er zahlreiche Schirmherrschaften für mehr als 780 Vereinigungen und Organisationen, die sich um die Bereiche Naturschutz – ein Thema, das ihm besonders am Herzen lag –, Sportförderung (er selbst liebte Segeln, Kutschefahren und Polo), Militär und Forschung drehten. 1956 rief er den "Duke of Edinburgh's Award" ins Leben, ein Programm zur Unterstützung Jugendlicher und junger Erwachsener, das es heute in 144 Ländern gibt.

Nicht alle Traditionen des Lebens als Prinzgemahl wollte Philip kommentarlos akzeptieren. So kämpfte er beispielsweise jahrelang darum, dass die gemeinsamen Kinder auch seinen Nachnamen tragen sollten. Irgendwann willigte die Queen ein. Seitdem heißen die Nachkommen des Paares Mountbatten-Windsor.

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Von vielen seiner Ehrenämter verabschiedete sich Philip im Jahr 2011 an seinem 90. Geburtstag. 2017 ging er endgültig in Rente – mit sage und schreibe 96 Jahren. Seitdem nahm er keine öffentlichen Termine mehr wahr und zeigte sich nur noch selten zu besonderen Anlässen. Etwa bei der Hochzeit seines Enkels Prinz Harry mit Herzogin Meghan. Nach dem Rückzug lebte er weit weg vom royalen Trubel und seiner vor allem in London residierenden Ehefrau auf dem Landsitz Sandringham in der ostenglischen Grafschaft Norfolk. Während der Coronavirus-Pandemie verbrachte das royale Paar dann aber viele gemeinsame Wochen in Isolation auf Schloss Windsor. Im Januar 2021 wurden Philip und Elizabeth gegen das Virus geimpft.

"König der Fettnäpfchen"

Prinz Philip war seit 2009 der am längsten amtierende Prinzgemahl in der Geschichte der britischen Monarchie und das älteste männliche Mitglied, das es je in der Royal Family gab. Selbst wenn Differenzen innerhalb des Königshauses an die Öffentlichkeit kamen, verhielt er sich seiner Frau, der Königin, gegenüber immer loyal. "Er ist jemand, der Komplimente nicht leichtfertig annimmt, aber ganz einfach gesagt, gab er mir in all den Jahren immer Stärke und Halt", sagte die Queen bei der Goldenen Hochzeit 1997 über ihren Ehemann.

Auf die royale Etikette schien er häufig keinen allzu großen Wert zu legen. Dafür hatte er in England den Spitznamen "König der Fettnäpfchen" inne. In solche trat er häufiger, nahezu regelmäßig pfiff er auf politische Korrektheit. Das bekannteste Beispiel für einen seiner Fehltritte ist wohl, dass er bei einem China-Besuch mit der Queen 1986 zu schottischen Studenten sagte, sie sollten nicht zu lange dort bleiben, sonst kämen sie noch "mit Schlitzaugen zurück nach Hause". Helmut Kohl soll er zudem mal mit "Guten Tag, Herr Reichskanzler" begrüßt haben. Doch seine lockere Art, seine Tendenz, auch mal über das Ziel hinauszuschießen, brachte ihm bei den Briten auch Sympathiepunkte ein.

Es sind Erinnerungen, die bleiben. An einen Mann, der auch mit fast 100 Jahren noch tat, wonach ihm beliebte. So ließ er sich fast bis zum Lebensende das Autofahren nicht nehmen, auch nach einem Unfall in Windsor Anfang 2019 setzte er sich wieder hinters Steuer.

Er hatte seinen eigenen Kopf. Nicht umsonst sagten Angestellte des Königshauses: "Die Königin hat die Krone auf, aber der Prinz hat die Hosen an." Aber auch, dass die Queen in seiner Gegenwart immer "sanfter, entspannter und glücklicher" geworden sei. Prinz Philip war die erste und einzige große Liebe der britischen Königin.

Verwendete Quellen
  • Gyles Brandreth: "Philip und Elizabeth: Porträt einer Ehe" (Deutsche Verlags-Anstalt, 2005)
  • Thomas Kielinger: "Elizabeth II. – Das Leben der Queen" (dtv, 2014)
  • William Shawcross: "Queen and Country: The Fifty-Year Reign of Elizabeth II" (Simon & Schuster, 2002)
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