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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Prinz Andrew wird 60 Der tiefe Fall des Queen-Lieblings
Nach dem Missbrauchsvorwurf, Kontakt zu Sexualstraftätern und früheren Partyskandalen kommt Prinz Andrew aus den Negativschlagzeilen einfach nicht heraus. Ein Rückblick zu seinem 60. Geburtstag.
An seinem 60. Geburtstag sollte er eigentlich in einen neuen militärischen Rang aufsteigen. Prinz Andrew habe aber darum gebeten, diese Ehrung zu verschieben, bis er zu seinen royalen Pflichten zurückgekehrt sei, hieß es. Die Feierlichkeiten zu seinem Geburtstag am heutigen Mittwoch sollen auch sonst nur sehr reduziert ausfallen. Vielleicht, weil es inzwischen gegen einen weiteren Bekannten des Prinzen schwere Vorwürfe gibt.
Im November hatte Prinz Andrew gezwungenermaßen seinen Rücktritt verkündet, nachdem unter anderem die Vorwürfe bezüglich Kontakten zu Sexualstraftätern zunahmen. Aber meint es der Sohn der Queen ernst mit seinem Rücktritt?
Trotz Rücktritt erster öffentlicher Auftritt
Anfang Februar gab es neue Schlagzeilen, wonach Prinz Andrew seinen Weg zurück in die Öffentlichkeit sucht. Der Herzog von York hatte sich mit dem chinesischen Botschafter in Großbritannien, Liu Xiaoming, getroffen. Mit dabei waren auch Prinz Andrews Ex-Frau Sarah Ferguson, die älteste Tochter des Paares, Prinzessin Beatrice, sowie deren Verlobter Edoardo Mapelli Mozzi.
Auf Twitter schrieb Liu Xiaoming zu einem Bild mit Prinz Andrew: "Ihre Majestät, die Königin, sandte eine ermutigende Botschaft an Präsident Xi und das chinesische Volk: In der kritischen Zeit des Kampfes gegen das Coronavirus drücke ich dem chinesischen Volk mein aufrichtiges Mitgefühl aus und bete für die rasche Kontrolle und den Sieg über das Virus. Sie wurde vom Duke of York übermittelt." Zu einem Bild, auf dem alle anwesenden Royals zu sehen sind, teilte er zudem mit, seine Frau und er hätten Prinz Andrew und seine Familie eingeladen, um das chinesische Neujahrsfest mit ihnen zu feiern.
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Prinz Andrew und der Sexualstraftäter
Prinz Andrew war im November gezwungenermaßen von seinen royalen Aufgaben zurückgetreten. Er hatte zuvor ein Interview in der TV-Show "BBC Newsnight" gegeben, das zum PR-Desaster geriet. Darin hatte er die Taten des verurteilten Sexualstraftäters Jeffrey Epstein, zu dem er in der Vergangenheit Kontakt hatte, nicht verurteilt und auch kein Mitgefühl für die Opfer gezeigt. Epstein soll jahrelang minderjährige Mädchen und junge Frauen missbraucht und zur Prostitution gezwungen haben. Er beging im August 2019 im Gefängnis Suizid.
Andrew traf Sexualtäter Epstein zu Hause
2001 beendete Prinz Andrew seinen aktiven Militärdienst und arbeitete anschließend Vollzeit für die Königsfamilie, indem er vor allem als Botschafter für die britische Wirtschaft fungierte. 2010 gab es aber bereits erste Konsequenzen, als er mit Epstein im Central Park in New York abgelichtet wurde. Der US-Investmentbanker war damals bereits ein verurteilter Sexualstraftäter. Laut Prinz Andrew lernten sich die beiden 1999 kennen, er habe Epstein später aber nur unregelmäßig getroffen.
Allerdings gab der Sohn der Queen zu, in mehreren von Epsteins Anwesen zu Gast gewesen zu sein. Seine Rolle als Botschafter der britischen Wirtschaft gab Prinz Andrew 2011 auf, er habe damals angeblich alle Verbindungen zu Epstein beendet.
Missbrauchsvorwürfe gegen Prinz Andrew
Eines der mutmaßlichen Epstein-Opfer, Virginia Giuffre, behauptete öffentlich, drei Mal zum Sex mit Prinz Andrew gezwungen worden zu sein. In zwei der drei Fälle soll sie erst 17 Jahre alt gewesen sein. Prinz Andrew hat alle Vorwürfe im Zusammenhang mit dem Epstein-Skandal zurückgewiesen.
In dem TV-Interview bestritt er, die damals 17-Jährige an besagtem Abend überhaupt getroffen zu haben. Er sei damals mit seiner Tochter Beatrice bei einer Party in einem Pizza-Restaurant gewesen.
Außerdem berichtete Prinz Andrew von einer Krankheit, die ihn daran hindere, zu schwitzen. Er habe diese Fähigkeit erst kürzlich wiedererlangt. Damit sollte eine weitere Erinnerung der Frau, sie ekelte sich vor dem Schweiß Andrews, widerlegt werden. Zu dem Foto, das ihn Arm in Arm mit ihr zeigt, sagte er: "Untersuchungen von uns, konnten nicht beweisen, ob das Foto gefälscht wurde, weil es ein Foto eines Fotos eines Fotos ist."
"Für die absehbare Zukunft" trete er von seinen öffentlichen Aufgaben zurück, teilte er im November mit. In seinem Statement hatte Prinz Andrew auch angekündigt, den Strafverfolgungsbehörden zu helfen, wenn es nötig sei. Im Januar erklärten die US-Behörden allerdings, dass sie den Herzog von York nicht für eine Befragung erreichen könnten, von Prinz Andrews Seite habe es "null Zusammenarbeit" gegeben. Der Royal soll laut "Daily Telegraph" verärgert über diese Aussage sein, da ihn angeblich niemand wegen einer Aussage kontaktiert habe.
Frauen reichen Klage ein: Vorwürfe gegen weiteren Freund
Gegen einen 77-jährigen Modeunternehmer, dessen Anwesen in der Karibik der Sohn der Queen laut Medienberichten in der Vergangenheit besuchte, gibt es schlimme Anschuldigungen: Er soll zwischen 2008 und 2015 angeblich minderjährige Mädchen, einige im Alter von 14 Jahren, in sein Haus gelockt haben. Dort sollen sie unter Drogen gesetzt und vergewaltigt worden sein, berichtet "The Times".
Zehn Frauen haben demnach Klage in New York eingereicht. Der Beschuldigte wies laut Medienberichten über seinen Anwalt die Vorwürfe als "völlig falsch und unbegründet" zurück. Prinz Andrew soll das Anwesen des Geschäftsmanns auf den Bahamas im Jahr 2000 mit seiner Ex-Frau Sarah Ferguson besucht haben. Seitdem das bekannt ist, stellen sich viele Briten erneut die Frage, mit welchen Männern Prinz Andrew in der Vergangenheit befreundet war. Erholt sich Prinz Andrew sich von dem Epstein-Skandal und den anderen Vorwürfen?
Königliche Familie steht zum Skandalprinzen
Er soll angeblich der Lieblingssohn der Queen sein – alles deutet darauf hin, dass sie auch weiterhin zu ihm steht. Denn kurz nachdem Prinz Andrew seinen Rücktritt erklärt hatte, wurde er zusammen mit seiner Mutter beim gemeinsamen Ausreiten gesichtet. Beim traditionellen Weihnachtsessen im Buckingham Palast soll er britischen Medienberichten zufolge ebenfalls anwesend gewesen sein.
Mit seinem älteren Bruder Prinz Charles besuchte er später in Sandringham den Gottesdienst, im Januar dann auch zusammen mit der Queen. Laut "People" plant Prinz Andrew zudem, seine Tochter Beatrice am 29. Mai zum Altar zu führen, wenn sie Mozzi das Jawort gibt. Der Brautvater will demnach auch auf der Hochzeitsfeier sprechen.
Prinz Andrew als "Party Royal" und gefeierter Navy-Held
In der Vergangenheit galt er als "Party-Royal" und Playboy, andere Spitznamen, die ihm die britische Presse einst verpasste, lauteten "Randy Andy" ("Geiler Andy") oder "Airmiles Andy" ("Flugmeilen-Andy").
Auch in Sachen Ausbildung ging er andere Wege als sein älterer Bruder: Prinz Andrew besuchte nach seiner Schulzeit nicht wie Prinz Charles die Universität, sondern trat in die Royal Navy ein. Er nahm 1982 an Bord des Flugzeugträgers HMS Invincible an Kampfhandlungen im Falklandkrieg teil. Bei seiner Rückkehr wurde er als Held gefeiert und stieg zum Lieblingsroyal auf.
Sein Liebesleben sorgte oft für Furore
Der Prinz und seine Frau Sarah "Fergie" Ferguson waren Ende der 1980er Jahre eines der beliebtesten Promipaare. Zu ihrer Hochzeit 1986 brach ein regelrechtes "Fergie-Fieber" aus, wie die "New York Times" damals schrieb. Millionen verfolgten das Event im Fernsehen. Prinz Andrew und Fergie bekamen zwei Töchter, Prinzessin Beatrice und Prinzessin Eugenie. Bereits 1992 trennte sich das royale Paar wieder, 1996 folgte die Scheidung.
Für einen Skandal sorgten unter anderem Fotos, die 1992 in der Presse auftauchten, und die damals noch verheiratete Herzogin mit dem US-Finanzmanager John Bryan zeigten. Darauf zu sehen war die halbnackte Fergie und Bryan, der an ihren Zehen saugte. Zur Freude der britischen Boulevardpresse stehen sich Prinz Andrew und seine Ex-Frau auch heute noch sehr nahe.
- Nachrichtenagentur spot on news