Sorgen im Königshaus Wird auch 2020 ein Schreckensjahr für die Queen?
Für Königin Elizabeth II. war das Jahr 2019 eines der schlimmsten in ihrer 67-jährigen Regentschaft – und das kommende könnte für die britische Monarchin noch schlimmer werden.
Es war ein weiteres annus horribilis, ein Schreckensjahr, wie die britische Zeitung "The Telegraph" an Weihnachten schrieb. Annus horribilis – so hatte die Queen das Jahr 1992 genannt, als Ehen ihrer Kinder in die Brüche gingen und ein Brand ihr geliebtes Schloss Windsor teils zerstörte.
In ihrer Weihnachtsansprache redete die 93-Jährige von einem "holprigen Weg" in den vergangenen zwölf Monaten. Doch schon "kleine Schritte im Glauben und in der Hoffnung" könnten "langanhaltende Differenzen" beilegen. Royal-Experten deuteten das umgehend als eine Anspielung der Queen auf private Probleme: die Missbrauchsvorwürfe gegen ihren Sohn Andrew, die Sorge um ihren 98-jährigen Ehemann Prinz Philip, mit dem sie seit über 70 Jahren verheiratet ist, und der Rückzug von Prinz Harry und Meghan. Doch es gab auch Lichtblicke.
Sorge um Prinz Philip
Die Royals machten – wie die Deutschen – Bescherung an Heiligabend und nicht wie die Briten am ersten Weihnachtstag. Das größte Geschenk für die königliche Familie dürfte wohl gewesen sein, dass Prinz Philip nach vier Nächten pünktlich zum Fest aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Worunter er litt, wollte der Palast nicht sagen. Es sei eine reine Vorsichtsmaßnahme gewesen.
"Seine Königliche Hoheit möchte allen danken, die ihm gute Genesung gewünscht haben." Direkt nach der Entlassung wurde der Ehemann der Queen zum ostenglischen Landsitz Sandringham gebracht – dort feiern die Royals traditionell Weihnachten. Zum Gottesdienst am Tag danach ging er aber nicht.
Ärger wegen Prinz Andrew
Der Gottesdienst stand dieses Mal besonders im Fokus: Wird Prinz Andrew in die Kirche gehen oder nicht? Der 59-Jährige hatte sich nach den Missbrauchsvorwürfen von allen royalen Verpflichtungen zurückgezogen. In der Öffentlichkeit ist er kaum noch zu sehen. Eine US-Amerikanerin wirft dem Royal vor, sie als Minderjährige missbraucht zu haben. Sie soll Opfer eines Missbrauchsrings des US-Geschäftsmanns Jeffrey Epstein sein, der ein Freund von Prinz Andrew war und sich im Gefängnis das Leben nahm. Wieviel wusste der Royal von den Machenschaften seines Freundes? Die Vorwürfe werden vermutlich auch 2020 Anwälte und das Königshaus beschäftigen.
Prinz Andrew, der der Lieblingssohn der Queen sein soll, ging tatsächlich am ersten Weihnachtstag in die Kirche – aber zum Frühgottesdienst und er benutzte gemeinsam mit seinem Bruder Charles einen Schleichweg. Die anderen Royals besuchten den Gottesdienst am späteren Vormittag. Erstmals dabei waren der sechsjährige Prinz George und seine zwei Jahre jüngere Schwester Charlotte. Sie kamen an der Hand ihrer Eltern in die St. Mary Magdalene Kirche. Wohlerzogen und niedlich präsentierten sich die kleinen Royals und lenkten wohl so zugleich vom Ärger um Andrew ab. Die Queen und ihr ältester Sohn Charles besuchten beide Gottesdienste.
Rückzug von Prinz Harry
Prinz Harry, der der Lieblingsenkel der Königin sein soll, und Herzogin Meghan waren nicht in Sandringham dabei. Sie wollten das Fest mit ihrem sieben Monate alten Baby Archie lieber mit Meghans Mutter feiern. Die kleine Familie hatte sich eine Auszeit von mehreren Wochen in Kanada genommen. Dort hatte die Herzogin von Sussex jahrelang als Schauspielerin gearbeitet. Die Queen heiße den Aufenthalt in Kanada gut, hieß es. Ob's stimmt?
Als die Königin ihre von der BBC übertragene Weihnachtsansprache hielt, fiel Kommentatoren sofort auf: In dem Raum steht neben der Queen auf einem Tisch ein Bild von Prinz William mit seiner Familie, aber nicht von dessen Bruder. Ein klarer Affront gegen Harrys Familie, so interpretierten das mehrere britische Medien. Blödsinn, es gebe nicht genug Platz für so viele Bilder, meinten andere.
In den vergangenen Monaten kreideten viele Briten Harry und Meghan Verstöße gegen den Dress-Code, klimaschädliche Flugreisen im Privatjet und ihr Pochen auf Privatheit an. Dass sie bei der Taufe von Archie die Öffentlichkeit auf Distanz hielten, wurde ihnen besonders übel genommen. Zudem verstehen sich William und Harry nicht mehr gut. "Wir sind sicherlich im Moment auf unterschiedlichen Pfaden", räumte Harry in einem Interview mit dem Fernsehsender ITV ein. Möglicherweise kommt auch da noch eine Veränderung auf das Königshaus im kommenden Jahr zu: Immer wieder gibt es Gerüchte, dass Harry und Meghan vorübergehend in ein anderes Land ziehen könnten.
- Nachrichtenagentur dpa