Streit um Springer-Chef Döpfner Funke Mediengruppe verlässt Verlegerverband BDZV
Die Austrittsüberlegungen aus dem Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger hatte die Funke Mediengruppe selbst verkündet. Nun hat das Medienhaus tatsächlich seine Mitgliedschaft aufgekündigt.
Die Funke Mediengruppe tritt aus dem Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) aus. Dies berichtet "Medieninsider" unter Berufung auf ein Schreiben von Funke-Geschäftsführer Christoph Rüth an die Vizepräsidenten des Verbands. Dieses liege dem Medienmagazin vor. Der Deutschen Presse-Agentur bestätigte das Medienhaus aus Essen die entsprechenden Berichte.
Demnach habe man die Mitgliedschaft "fristwahrend zum 30. Juni 2022" aufgekündigt. Laut Verbandssatzung beträgt die Frist sechs Monate, damit würde das Haus zum Jahreswechsel austreten. Aus dem Schreiben gehe hervor, dass Rüth die Entscheidung mit dem Vertrauensverlust "in die Veränderungsbereitschaft des geschäftsführenden Präsidiums" begründet. Die Funke Mediengruppe hatte Reformpläne in den Verband eingebracht, hatte diesbezüglich ein Diskussionspapier vorgelegt, sei aber auf Skepsis und Ablehnung bei den Vizepräsidenten des BDZV gestoßen.
"Wollen Augenmerk auf den Kern der Diskussion legen"
Funke-Verlegerin Julia Becker hatte zudem den Rücktritt des Springer-Vorstandsvorsitzenden Mathias Döpfner als Präsident des Verbandes gefordert. Daraufhin hatten die Vizepräsidenten des BDZV noch in dieser Woche versucht, die Funke Mediengruppe zum Verbleib in dem Interessensverbund zu bewegen. Sie hatten Becker in diesem Zusammenhang einen Vizeposten angeboten. Zugleich hatten sie darin auch den BDZV-Präsidenten Döpfner gestützt. Was man damit erreicht hat: das Ausscheiden der Funke Mediengruppe.
Der "Medieninsider" zitiert nun Christoph Rüth aus seinem Schreiben wie folgt: "Wir wollen den Spekulationen um das Machtgerangel im BDZV ein klares Signal entgegensetzen und das Augenmerk auf den Kern unserer Diskussion lenken: die Werte, für die wir als Branche im Journalismus und im Umgang mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stehen und stehen wollen."
Berichte über Vertuschungen bei Springer
Im Februar war bereits Madsack-Chef und BDZV-Vize Thomas Düffert zurückgetreten. Die Unruhe in dem Verband fällt in eine Zeit, in der sich BDZV-Präsident und Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner rund um den Fall des Ex-"Bild"-Chefredakteurs Julian Reichelt und dessen Abgang nach Machtmissbrauchsvorwürfen Kritik ausgesetzt sieht. Die britische Zeitung "Financial Times" hatte im Februar berichtet, dass die Springer-Konzernspitze früher von den Vorwürfen gewusst haben soll, als das Unternehmen nach außen dargestellt habe.
Die Funke Mediengruppe gehört mit zahlreichen Regionalzeitungen zu den großen Verlagshäusern in Deutschland. Aufgrund der den Springer-Verlag betreffenden Enthüllungen in der Causa Reichelt hatte Funke Sorge geäußert, dass die Glaubwürdigkeit der Branche gefährdet sei und Überlegungen über einen Austritt aus dem BDZV erklärt. Damit habe man ein Zeichen setzen wollen, dass sich innerhalb des Verbandes etwas ändern müsse.
- Nachrichtenagentur dpa
- Medieninsider: "BDZV-Beben: Funke Mediengruppe kündigt Mitgliedschaft im Verlegerverband" (kostenpflichtig)