Autor und Moderator Hubertus Meyer-Burckhardt wird 65
Hamburg (dpa) - Wer an Hubertus Meyer-Burckhardt denkt, dem dürfte zuerst die "NDR Talk Show" einfallen. Deren Gastgeber ist er im Tandem mit einst Alida Gundlach und nun Barbara Schöneberger bereits 20 Jahre lang.
Doch der gebürtige Hesse ist deutlich mehr als das. Darauf besteht der 64-Jährige mit freundlichem Nachdruck. "Der Gastgeber bei der Talkshow macht 20 Prozent meines beruflichen Lebens aus und 80 Prozent ist der Filmproduzent und Buchautor", sagt er der Deutschen Presse-Agentur. Zudem hat Meyer-Burckhardt jahrelang im Vorstand von Axel Springer AG sowie bei ProSiebenSat.1 und als Geschäftsführer beim Filmunternehmen Polyphon die Geschicke mitgelenkt.
Die Frage, welche seiner vielen Arbeiten ihm bislang am meisten Spaß gemacht hat, beantwortet der zweifache Vater ohne Umschweife: "Alle!" Keine davon sei schöner als die andere gewesen. Und das sei auch heute noch so. "Ich habe immer das Bild eines Malers mit einer Farbpalette vor Augen. Und die Farben auf der Palette sind meine Berufe. Also moderieren, schreiben, produzieren. Das ist ein unheimliches Geschenk, dass ich das - pathetisch gesagt - im Herbst meines Lebens machen darf und alle Gewerke wollen noch etwas von mir." Das nehme er nicht mit Stolz, sondern mit Dankbarkeit zur Kenntnis. Am 24. Juli wird der Wahl-Hamburger 65 Jahre alt.
Die Produzentenarbeit hat das Leben von Meyer-Burckhardt dennoch zunächst am meisten bestimmt. In den vergangenen drei Jahrzehnten hat er viele zum Teil preisgekrönte Fernsehfilme produziert. "Blaubeerblau" mit Devid Striesow und Nina Kunzendorf oder "Meine fremde Freundin" mit Hannes Jaenicke und Valerie Niehaus aus den vergangenen Jahren sind nur zwei Beispiele für seinen Erfolg. Bei der Auswahl der Stoffe bleibt er oft bei schwierigen Themen hängen. Ob psychische Krankheiten, das Leben mit dem Tod oder sexualisierte Gewalt - "Ich habe mich immer nur um Stoffe gekümmert, von den ich glaubte, sie müssten erzählt werden", hat er bereits im Frühjahr der dpa.
Seit einigen Jahren ist er auch Buchautor und schreibt sowohl Romane als auch locker-leichte Sachbücher mit biografischem Bezug. "Die Autoren habe ich immer sehr bewundert, wenn ich produziert habe. Und ich habe mir immer gesagt: Eines Tages wirst du mal schreiben." Sein erstes Buch "Die Kündigung" erschien 2011 - mittlerweile ist er mit fünf Titeln im Buchhandel vertreten.
Zuletzt veröffentlichte er "Diese ganze Scheiße mit der Zeit", mit dem er derzeit auch auf Lesereise ist. Das Buch hatte er nach seiner Krebsdiagnose im Jahr 2017 geschrieben. Darin beschreibt er, wie er seiner "Restlaufzeit" einen neuen Wert gibt. "Ich gehe sehr bewusst durch diese Zeit, viel bewusster als mit 30, 40 oder 50 Jahren", sagt er dpa. Die Zeit habe sich seitdem von einem Ozean zu einem Rinnsal verändert. "Und natürlich, wenn etwas knapp ist, wird es kostbarer."
Schriftsteller-Kollegin Ildikó von Kürthy bezeichnet Meyer-Burckhardt in dem Zusammenhang als einen großen Lebens-Freund. "Sein kluger Text ist Spaziergang und Zeitreise, ein wunderbares Schlendern durch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft." Auch im Gespräch mit ihm dringen Zuversicht, Gelassenheit, Ernsthaftigkeit und Humor gleichermaßen durch.
Und Zufriedenheit. Mit dem Jetzt und auch mit der Vergangenheit. "Zu einem Leben gehören auch Niederlagen. Ich habe auch mit manchen Programminhalten daneben gelegen, klar. Aber ich bin auch eher risiko-affin. Wie die Amerikaner - No Risk, No Fun. Ich finde, das gehört dazu. Ich bereue nichts, überhaupt nichts."
Und obwohl Meyer-Burckhardt mit 65 Jahren nun durchaus in Rente gehen könnte, ist er davon noch meilenweit entfernt, wie er sehr schnell und durchaus mit leichter Entrüstung sagt. "Ruhestand. Da ist ja das Wort stehen drin, das Wort Stillstand." Das komme für ihn überhaupt nicht in Frage. Im Gegenteil. Die Menschen in seiner Umgebung würden in dem Alter kräftig weiter machen und das habe er auch vor. "Bei dem Wort Ruhestand kriege ich Hautausschlag."
Angst vor dem Tod habe er nicht, sagt Meyer-Burckhardt. "Angst ist mir relativ fremd. Ich habe die Begabung vom lieben Gott mitbekommen, mich dem Leben anzuvertrauen. Zu einem guten Leben gehören Niederlage, Sieg, Triumph und Enttäuschung - eben das Auf und Ab. Und natürlich gehört zum Leben auch das Ende und unter Umständen auch die Krankheit." Er gehe mit der Haltung "Was immer passiert, ich bin dafür!" durchs Leben. "Ich bin kein Haderer. Das wäre vergeudete Zeit."
Aktuell habe er vor allem einen Wunsch: "Es soll alles so bleiben wie es ist. Ich bin gesundheitlich stabil. Ich habe die tollste Frau der Welt. Ich habe die tollsten Kinder der Welt. Ich bin auf den Feldern "Autor, Produzent und Gastgeber einer Sendung" noch gewollt und ich lebe in einem demokratischen Europa, was auch nicht selbstverständlich ist. Es ist eigentlich beschämend, wie gut es mir geht. Insofern laufe ich dankbar durch dieses Leben. Mehr denn je."
Seinen 65. Geburtstag werde er eher ruhig im Süden feiern. "Ich werde mit ein paar Freunden zusammen einen Wein trinken, aber auch nicht über die Maßen feiern. Es wird eher ein stiller, aber heiterer Tag."