"Beste Manager der DDR" Puhdys-Mitgründer Harry Jeske mit 82 Jahren gestorben
Harry Jeske litt seit Jahren unter gesundheitlichen Problemen. Jetzt ist der Bassist und Mitgründer der DDR-Band Puhdys gestorben. Ehemalige Weggefährten drücken ihre Anteilnahme aus.
Wie der "Berliner Kurier" berichtet, ist Harry Jeske am Donnerstagvormittag in Wismar im Alter von 82 Jahren gestorben. Dies bestätigte der Ex-Manager Rolf Henning der Zeitung. Schon länger war bekannt, dass der Bassist unter gesundheitlichen Problemen litt. Er lebte zuletzt in häuslicher Pflege.
In Oranienburg bei Berlin geboren, hatte Jeske 1969 die Puhdys mitgegründet. Das "H" im Bandnamen stand für Harry. Die anderen Bandgründer sind Dieter Birr, Dieter Hertrampf, Udo Jacob und Peter Meyer. Jeske war auch für einige Songs der Band verantwortlich, unter anderem für das 1974 veröffentlichte "Lied für Generationen". Bis zu seinem Ausstieg 1997 spielte er den Bass der berühmtesten Band der DDR.
"Der beste Manager der DDR"
Jeske war letztmals im November 2019 öffentlich aufgetreten. Zur Feier des 50. Puhdys-Geburtstags in der Rostocker Stadthalle kam er im Rollstuhl auf die Bühne. Als er in die Halle gefahren wurde, gab es Riesenapplaus.
"Harry war damals der beste Manager der DDR. Ihm haben wir sehr viel zu verdanken", so würdigte Dieter "Maschine" Birr, Sänger der Puhdys, am Freitag seinen ehemaligen Bandkollegen im Gespräch mit der dpa. Jeske habe der Band zum Beispiel Instrumente aus dem Westen besorgt. "Er war wirklich ein Genie", so Birr. Und Meyer sagte über Jeske: "Er hat die Basis gelegt. Und er war ein sehr angenehmer Mensch."
Moderator Jürgen Karney, der von Anfang an gute Kontakte zu den Puhdys hatte, erinnerte sich am Freitag in einem Interview des Radiosenders Ostseewelle: "Kein Redakteur war vor ihm sicher. Er hatte immer eine Platte dabei, eine Kassette." Für die Band habe Jeske "Autos besorgt, Technik besorgt, Mikrofone und Veranstaltungen besorgt". Und: "Er war ein ganz wunderbarer Mensch."
Jeske verließ die Band wegen einer Ohrenkrankheit
Wunderbar waren auch die Puhdys: Bis zum Fall der Mauer wurden die Puhdys zwölfmal zur beliebtesten Rockgruppe der DDR gewählt – und schon damals regelmäßig auch von Zehntausenden Zuschauern in der Waldbühne im Westen Berlins umjubelt. Sie waren omnipräsent und die erfolgreichste Rockband der DDR. 2016 löste sich das Quintett auf.
Jeske, der umtriebige Bassist mit Schnauzer und Wuschelkopf, stieg Ende der Neunzigerjahre wegen einer Ohrenkrankheit bei den Puhdys aus. Bei 80 bis 100 Konzerten pro Jahr könne er gesundheitlich nicht mehr mithalten, begründete er den Schritt. Seine Rente habe er schon beantragt. Danach zog er sich viele Jahre auf die Philippinen zurück. Der gelernte Fliesenleger und Ofensetzer war mit einer Philippinerin, Erma, verheiratet. In Deutschland vertrieb er nach seiner Rocker-Rente eine Zeit lang Korbmöbel eigener Kreation.
- Nachrichtenagentur dpa
- Berliner Kurier: "Der Gründer der Puhdys ist tot"