t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeUnterhaltungStars

Wotan Wilke Möhring im Interview: "Ich mache überhaupt keinen Sport"


Interview
Unsere Interview-Regel

Der Gesprächspartner muss auf jede unserer Fragen antworten. Anschließend bekommt er seine Antworten vorgelegt und kann sie autorisieren.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.

Wotan Wilke Möhring über Corona
"Die Realität hat mich unvorbereitet getroffen"

  • Steven Sowa
InterviewVon Steven Sowa

Aktualisiert am 23.07.2020Lesedauer: 5 Min.
ZDF-Serie "Sløborn": Richard (Wotan Wilke Möhring) sucht auf dem Klinikgelände verzweifelt nach seiner Tochter.Vergrößern des Bildes
ZDF-Serie "Sløborn": Richard (Wotan Wilke Möhring) sucht auf dem Klinikgelände verzweifelt nach seiner Tochter. (Quelle: ZDF und Krzysztof Wiktor)
News folgen

Wotan Wilke Möhring ist als physisch kerniger Typ im deutschen Fernsehen eine Hausnummer. Im Interview mit t-online.de berichtet der "Tatort"-Star über seine Situation als Familienvater in der Corona-Krise.

In der neuen Serie "Sløborn", die von heute an um 20.15 Uhr auf ZDFneo zu sehen ist, verkörpert Wotan Wilke Möhring einen Mediziner. Eine tödliche Taubengrippe trifft die titelgebende Nordseeinsel völlig überraschend und in seiner Rolle als Richard Kern gibt Möhring fachmännisch Rat.

Doch auch seine Serien-Familie steht unter den dramatischen Entwicklungen immer mehr unter Druck. Es geht um Zusammenhalt, Vorurteile und die Ausnahmesituation, einer grassierenden Epidemie entschlossen entgegenzutreten. Klingt nach Corona? Tatsächlich wurde die Serie bereits vergangenes Jahr abgedreht. Durch die Covid-19-Pandemie ist sie erschreckend real. Eine ideale Vorlage für ein Interview mit einem Mann, der zu vielen Themen eine klare Haltung vertritt.

t-online.de: Sie verkörpern in "Sløborn" als der Akademiker Richard Kern durchaus eine intellektuelle Rolle. Hat Ihnen das besonders gefallen? Schließlich kommt das bei Ihnen nicht so oft vor.

Wotan Wilke Möhring: Mir hat die Rolle sehr gut gefallen, ja. Christian Alvert, der Regisseur, hat in mir vor allem dieses väterliche Element gesehen. Diese verständnisvolle, einfühlsame, im Ausdruck minimierte Vaterrolle.

Aber woran liegt es, dass Sie meistens dann doch eher für kernige, kraftvolle Männerrollen besetzt werden?

Vieles bringt man mit der Physis mit. Wir sind in einem visuellen Medium unterwegs und wenn man, so wie ich, eine gewisse Physis hat, dann ist das schwer wegzubekommen. Ich glaube auch nicht an den Satz 'Ich kann alles spielen'. Vieles hängt nun mal an der Physis und dem persönlichen Duktus.

Fühlen Sie sich denn manchmal falsch verstanden? Oder gefällt Ihnen diese Rollenzuschreibung sogar?

Das ist vollkommen okay, ich habe ja schon viele verschiedene Rollen gespielt. Es ist vor allem die Brüchigkeit, die bei mir und meinen Rollen interessant ist. Diese Wechselseitigkeit aus physischer Präsenz und einer gewissen Sensibilität. Das bin ich auch und damit komme ich gut klar. Ich sage gerne: Image ist keine Belastung. Image ist etwas, das man sich erarbeiten muss und das einen Wert hat. Da braucht man ja nur mal Robert De Niro anzuschauen. Ein Image braucht man nicht wechseln, ein Image muss man haben.

Stichwort Physis: Sind Sie wirklich so sportlich, wie Sie aussehen?

Nein, ich mache überhaupt keinen Sport. Dafür habe ich gar keine Zeit. Kürzlich war ich in den Bergen wandern, und ich bewege mich im Alltag sehr viel. Aber so Sport als Hobby, das ist mir fremd.

Was war herausfordernder: Sich auf diese Rolle in "Sløborn" vorbereiten oder den Alltag während einer real existierenden Pandemie bewerkstelligen?

Die Umsetzung der Maßnahmen in der Realität war definitiv herausfordernder. Mit drei Kindern den Alltag umzustellen ist deutlich schwieriger, als sich am Set nur auf sich selbst zu konzentrieren und für seine Rolle gut vorbereitet zu sein. Die Realität hat mich deutlich unvorbereiteter getroffen: Lockdown, keine Schule, Homeschooling. Das waren Sachen, die bis heute zu spüren sind und die sehr intensiv waren, vor allem für das Leben als Familie.

In der Serie trifft der Virus die Familie in einer Phase, in der Sie und Ihre Serien-Frau, gespielt von Annika Kuhl, vor dem Ehe-Aus stehen. Doch das Virus ist noch viel drastischer als Covid-19: Die Menschen sterben wie die Fliegen. Was waren denn im Unterschied zur Serie für Sie privat die größten Herausforderungen mit der Familie im Angesicht des Virus?

Ich musste meinen Kindern erklären, warum sie keine anderen Kinder treffen dürfen. Darauf konnten wir uns aber schnell einigen. Wir haben uns alle schonmal gewünscht, die Zeit anhalten zu können. So haben wir es dann gemacht: Wir haben die Zeit angehalten, hatten ganz viel Freizeit, die Sonne hat uns schönes Wetter beschert, die Natur hat verrückt gespielt vor lauter Freude – so haben wir versucht, das Beste aus der Ausnahmesituation zu machen.

Ihre Kinder leben im Unterschied zur Serie aber bei der Mutter und nicht im gemeinsamen Haushalt. Wie konnte das gelingen?

Die Kinder pendeln hin und her, das stimmt. Die räumliche Entfernung zwischen meinem Wohnort und dem der Mutter ist aber unter zehn Minuten. Wir sind uns also sehr nahe und haben uns während der Corona-Pandemie so viel gesehen, wie lange nicht. Dass ich so viel frei hatte und nirgendwo hinmusste, habe ich aufgesogen. Das war eine ganz tolle, intensive Zeit – geschenkte acht Wochen. Ich weiß, dass ich in einer sehr privilegierten Position bin: Ich habe viel Platz und einen großen Garten. Aber wenn man das so sagen darf, war Corona für uns als Familie im Hinblick auf die Zeit ein Geschenk, das wir sehr genossen haben.

Wie haben Sie das genossen? Was machen Sie gerne mit Ihren Kindern gemeinsam?

Wir haben viel gemalt und gebastelt. Ich bin auch heute wieder mit ihnen zum Malen und Basteln verabredet.

Vieles was in der Serie passiert, haben Sie auch schon persönlich durchlebt: Scheidung, gemeinsame Kinder, der plötzliche Krisenmodus durch die Virus-Pandemie. Gelingt es Ihnen mit Ihrer Arbeit auch, persönliche Dramen besser zu verarbeiten?

Der bewusste Zugang zu einem Projekt mit dem Ziel, therapeutische Effekte zu erzielen, wäre fatal. Das wäre schädlich für jede Rolle, weil du das Lebensziel einer Figur vorausnehmen, und damit der fiktiven Figur nicht gerecht werden würdest. Ich habe keine schauspielerische Ausbildung, deswegen sind Bilder, Vorstellungen und Emotionen, die man bereits abspeichern musste im eigenen Leben, durchaus hilfreich. Bestes Beispiel ist die Trennung: Natürlich lasse ich da auch persönliche Erfahrungen einfließen und niemand wird mir das vorwerfen können. Trennungen sind so etwas persönliches, dass jeder damit andere Erfahrungen gemacht hat und keiner sagen kann: 'Das ist falsch. So fühlt man sich nicht bei einer Trennung.'

Loading...
Loading...

Sie meinen: Auch ein guter Schauspieler darf das fiktive Drama mit den Erfahrungen des eigenen Lebens anreichern, um es glaubhafter zu machen?

Ich denke schon. Aber wie gesagt: Ich habe nie eine Schauspielausbildung genossen. Für mich sind Biographie und schauspielerisches Werk untrennbar miteinander verbunden. Und sie befruchten sich immer gegenseitig. Es wäre ja auch furchtbar, wenn ein Schauspieler irgendwann 'ausgelernt' hätte. Das kann auch kein Absolvent einer Schauspielschule von sich behaupten. Gute Schauspieler brauchen das Leben als Lehrmaterial.

Die Serie "Sløborn" läuft als Zweiteiler auf ZDFneo. Diesen Donnerstag um 20.15 Uhr geht es los mit den ersten vier Folgen, am Freitag gibt es die nächsten vier Episoden. Die Serie ist außerdem in der ZDF-Mediathek zu sehen. Am 24. Juli erscheint sie auf DVD und Blu-ray und ab 25. Juli digital bei TOBIS Home Entertainment GmbH.

Verwendete Quellen
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website