Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Pünktlich zum Weinstein-Urteil Cynthia Nixon teilt emotionales Video zur Sexismus-Debatte
Frauen dürfen keine kurzen Röcke tragen, nicht zu viel Make-up benutzen, müssen schlank sein, aber nicht zu sehr – diese und andere Aussagen sind in einem jetzt aufgetauchten Video eindrucksvoll zusammengefasst. Im Internet geht es viral.
"Sei eine Lady, sagten sie." Mit diesen Worten beginnt Schauspielerin Cynthia Nixon ein etwa drei Minuten langes Video. "Dein Rock ist zu kurz, dein Shirt ist zu weit unten, zeig nicht so viel Haut, bedeck dich, überlasse etwas der Vorstellungskraft", sagt die Schauspielerin, die durch die Serie "Sex and the City" bekannt wurde, direkt in die Kamera.
"Männer haben Bedürfnisse"
Das Video "Be a Lady They Said" (Deutsch: Sei eine Lady, sagten sie) ist von einem Magazin veröffentlicht worden und sorgt derzeit im Internet für Furore. Es entfacht und beleuchtet die Debatte über den vorherrschenden Sexismus gegen Frauen in der Werbung, in Magazinen, bei Vergewaltigungsfällen und überhaupt in der weltweiten Gesellschaft erneut.
Nixon konfrontiert den Zuschauer mit Vorurteilen und mit auferlegten Verhaltensmustern für Frauen. Das Video macht schon beim ersten Ansehen Gänsehaut, denn der Text von Camille Rainville fasst in der aktuellen Debatte über den jetzt verurteilten Filmmogul Harvey Weinstein noch einmal perfekt zusammen, worum es für viele Frauen geht. Die eigene Selbstbestimmung, das eigene Körpergefühl und auch die in den Medien oft diskutierte Idealfigur stehen in der Kritik.
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen Youtube-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren Youtube-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
"Männer können sich nicht kontrollieren, Männer haben Bedürfnisse", sagt Cynthia Nixon in einem Ton, der keine Zweifel offenlässt, wie einfältig diese Erklärungen bei einem Fehlverhalten, einem sexuellen Übergriff sind. Bei Twitter und Instagram haben inzwischen viele Nutzer den Clip geteilt und kommentiert. "Das Video rührt mich zu Tränen. Genau so ist es", schreibt eine Frau. Eine andere kommentiert: "Dieses Video hat so viel Power."
"Sei nicht so provokant, trage hohe Schuhe, trage Schwarz", sagt Nixon. Sie spricht dabei direkt in die Kamera. "Sei eine Lady, sagen sie" – dieser Satz zieht sich wie eine Anklage durch das ganze Stück. Gezeigt werden dazu die Cover von Magazinen, die Gewichtsschwankungen bei prominenten Frauen zur Titelgeschichte machen.
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
"Sei nicht zu dick, sei nicht zu dünn." Auch diese Aussagen werden unterstützt von zusätzlichen Bildern. Eine Frau wird bei einem Wettessen gezeigt. Nixon sagt weiter in einem bemerkenswert ernsten Ton: "Oh mein Gott, du siehst aus wie ein Skelett. Männer mögen Frauen mit Fleisch an den Knochen." Um dann doch gleich weiter in den üblichen Singsang zu verfallen: "Sei eine Size Zero, sei eine Double Zero, sei nichts mehr." Dazu stellen die Produzenten des Videos die Frequenz eines Herzschlag, der plötzlich stoppt. Dadurch wird dem Zuschauer die fatale Folge des Schönheitswahns, des Magerwahns, des Perfektionismus, dem Frauen unterliegen, sehr realistisch verdeutlicht. In einigen Fällen führt es zum Tod.
In der nächsten Sequenz werden diese "Auflagen" noch weiter beleuchtet. Frauen sollen volle Lippen haben, ihre Narben verstecken, ihre Körperhaare entfernen. Und dann wieder Nixons Stimme, die sagt: "Männer mögen keine Frauen, die es zu sehr versuchen." Dieser Schnitt zwischen dem, wie Frauen eigentlich aussehen sollen, und was sich Männer offenbar wünschen, zeigt deutlich: Richtig machen können Frauen eigentlich nichts.
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
In dem Clip werden andere Stars einbezogen. Schauspielerin Rachel McAdams etwa, die in dem Film "Mean Girls" die oberflächlich perfekte Regina George spielt. Später wird sie extrem geschminkt in einem Designer-Outfit gezeigt, an den Brüsten hat sie eine Pumpe für Muttermilch angeschlossen. Es sind solche radikalen Bilder, die das vermeintliche Ideal der Öffentlichkeit immer wieder durchbrechen.
Das Video ist von dem "Girls. Girls. Girls"-Magazin produziert worden. Paul McLean führte Regie. Auch Szenen aus der Werbung, in denen Frauen sexualisiert werden, als reine Lustobjekte behandelt oder entweder als unschuldige Mädchen oder sexy Vamp dargestellt sind, zeigt der Clip. "Sei nicht einschüchternd", sagt Cynthia Nixon und im Video wird Alexandria Ocasio-Cortez gezeigt, Politikerin bei den Demokraten und Aktivistin. Bei Twitter schreibt ein Nutzer dazu: "Kein Wunder, dass weibliche Präsidentschaftskandidaten Probleme haben, irgendwohin zu kommen."
"Geh nachts nicht raus, vertraue niemandem"
"Trink nicht zu viel, lauf nicht allein, geh nicht zu spät aus, zieh dich nicht so an, betrinke dich nicht, lächle Fremde nicht an, geh nachts nicht raus, vertraue niemandem, sag nicht 'Ja', sag nicht 'Nein'!" Eingeblendet wird an dieser Stelle, in den letzten Sekunden des Videos das Bild von Harvey Weinstein. "Sei einfach eine Lady", sagt Cynthia Nixon noch einmal.
2017 hatten die Vorwürfe wegen sexueller Übergriffe des Filmmoguls Harvey Weinstein die weltweite #MeToo-Debatte ausgelöst. In dem Video "Be a Lady They Said" wird auch Schauspielerin Rose McGowan gezeigt. Sie war eine der ersten, die dem US-amerikanischen Produzenten Fehlverhalten vorgeworfen hatte und damit an die Öffentlichkeit ging. Weinstein ist am Montag wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung in New York schuldig gesprochen worden. Die Verkündung des Strafmaßes wird am 11. März erwartet.
- Eigene Recherche
- Instagram: Profil von girls.girls.girls magazine