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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Debatte um Organspende "Ich finde es beängstigend": Promis über neues Gesetz
Am Donnerstag stimmt der Bundestag über die Widerspruchslösung ab. Es gibt zu wenige Organspender in Deutschland. Kritiker sehen in dem Gesetzentwurf eine Einmischung der Politik in das private Leben. Auch die Promis sind unterschiedlicher Meinung.
Es gibt zwei Lager: Die einen sind davon überzeugt, es muss etwas geschehen. Zu viele Menschen sterben, obwohl ihnen geholfen werden könnte. Die anderen finden: Die Politik darf mir nicht vorschreiben, was ich mit meinem Körper machen soll. Es kann nicht sein, dass ich erst aktiv werden muss, um unversehrt zu bleiben.
"Ich würde auf jeden Fall widersprechen"
Fernsehmoderatorin, ehemalige Handballspielerin und Buchautorin Panagiota Petridou gehört zu letzterem Lager. "Ich finde das ein bisschen schwierig", erklärt sie im t-online.de-Interview am Rande der Fashion Week in Berlin. Vor allem religiöse Hintergründe bewertet sie bei einer doppelten Widerspruchslösung als problematisch. "Ich persönlich bin griechisch-orthodox, wir glauben an die Wiedergeburt. Deswegen sind die Griechen dafür, dass man nach dem Tod nichts mehr auseinanderschnibbeln darf, denn sonst kommst du nicht nochmal im Ganzen wieder."
Sie selbst lebe zwar nicht nach diesem Gedanken, könne sich aber vorstellen, dass viele Menschen aus diesem Grund ethische Schwierigkeiten haben könnten. "Ich finde, dass ist genauso wie mit der Impfpflicht. Man sollte nicht von einem Gesetz auferlegt bekommen, was man mit sich, seinem Körper und seiner Gesundheit machen will. Es gibt immer Pro und Kontra, aber ich finde, jeder darf selbst entscheiden, wenn es den eigenen Körper betrifft." Weiter erklärt die 40-Jährige: "Ich finde es beängstigend, dass es immer mehr Gesetze gibt, die mich in meiner Entscheidungskraft beeinflussen. Ich würde auf jeden Fall widersprechen."
"So wird man gezwungen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen"
Anders sieht es dagegen Topmodel Franziska Knuppe: "Ich finde es eine sehr gute Lösung, dass man erst einen Widerspruch einlegen muss", erklärt die 45-Jährige. "Es gibt sehr viele Menschen, die auf ein Organ warten und es gibt sehr viele Menschen, die sich nicht von sich selbst aus entscheiden würden, zu spenden. Ich finde diese Andersrum-Lösung sehr viel besser und wunderbar. So wird man gezwungen, sich mit dem Thema auch auseinanderzusetzen."
Im Folgenden lesen Sie die Meinung unterschiedlicher Prominenter, die t-online.de zu dem Thema auf der Berlin Fashion Week befragt hat.
Anastasia Zampounidis: "Mich darf man ausschlachten"
Moderatorin Anastasia Zampounidis: "Das ist ein ganz schwieriges Thema. Ich würde dazu gerne noch mehr Experten sprechen hören. Was sagen zum Beispiel Ärzte dazu, wie finden die das? Ich finde es sehr wichtig, Organe zu spenden. Dennoch finde ich es sehr schwierig, jemanden zu etwas zu bringen, ohne dass er seine Einwilligung gegeben hat. Ich halte auch an der roten Ampel, das ist gesetzlich festgeschrieben, das finde ich okay. Ich glaube aber, dass die Organspende, bzw. das Recht mit seinem eigenen Körper etwas zu machen, ein ganz anderer Bereich ist."
"Trotzdem sage ich: Mich darf man ausschlachten. Ich habe auch eine Patientenverfügung. Bei mir darf man alles nehmen, selbst Haut und Haare. Ich möchte nur nicht für eine Operation noch stundenlang am Leben erhalten werden. Da habe ich spirituell ein Problem mit, weil ich nicht weiß, ob das für meine Seele gut ist. Das ist nicht wissenschaftlich belegbar und entspricht nur meinem Gefühl und ich finde, ich habe ein Recht auf dieses Gefühl."
Rolf Scheider: "Ich weiß gar nicht, wo man so einen Ausweis abholen müsste"
Casting-Director Rolf Scheider: "Ich finde das positiv. Ob man jetzt ein Herz oder eine Niere mit im Sarg hat, ist doch völlig egal. Ich habe keinen Organspendeausweis. Aber wenn das jetzt losgeht, dann mache ich das eben auch. Ich weiß gar nicht, wo man einen Ausweis abholen müsste, wenn das jetzt von der Behörde vorgeschrieben wird, umso besser, da mache ich mit. Nur wenn ich dafür irgendwo hinfahren muss, wie mit dem Personalausweis, das ist dann immer so eine Sache."
Fiona Erdmann: "Wenn zu Lebzeiten nichts Gutes tun, dann wenigstens, wenn wir tot sind"
Model Fiona Erdmann: "Ich wollte mir schon längst einen Organspendeausweis holen. Ich finde das total gut und total wichtig. Vor allen Dingen glaube ich, dass man dann auch vernünftig durchgecheckt wird. Es gibt ja Menschen, die für tot erklärt werden und dann sind sie gar nicht tot. Bei einer Organspende wird alles nochmal durchgecheckt und dann ist das sicherer. Ich glaube, dass die Widerspruchslösung ein guter Aspekt ist. Entschuldigung, aber wenn wir schon während unserer Lebenszeit nicht so viel Gutes tun, dann doch wenigstens, wenn wir tot sind. Wir brauchen es nicht mehr und andere brauchen es eben."
Willy Wild: "Das ist besser, als im Dunkeln zu bleiben"
Schauspieler Willy Wild: "Ich finde es gut. Es kann sich dann immer noch jeder dagegen entscheiden. Dann wäre es nur eben aktiv gefordert. Das ist besser, als im Dunkeln zu bleiben und zu sagen: Weiß ich nicht."
Dany Michalski: "Ich will, dass mein Herz in einem guten Menschen schlägt"
Dany Michalski: "Ich finde Leben retten sehr wichtig. Aber ich habe eine Yogalehrerin-Ausbildung in Indien gemacht und bin sehr spirituell. Ich will, dass mein Herz in einem guten Menschen schlägt. Deswegen bin ich da sehr zwiegespalten. Ich möchte einerseits helfen, andererseits weiß ich dann nicht, ob mein Herz auch wirklich dahingehört, wo es hinkommen könnte. Aber am Ende entscheidet die Politik, da können wir ja dann eh nichts machen. Bisher bin ich keine Organspenderin. Aber wenn das Gesetz durchkommt, würde ich keinen Widerspruch einlegen. Wenn die Politik so entscheidet, füge ich mich."
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