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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Outing vor 20 Jahren Eloy de Jong denkt jeden Tag an toten Ex-Freund
Caught-in-the-Act-Star Eloy de Jong und sein damaliger Partner Stephen Gately waren 1999 die ersten geouteten homosexuellen Boygroup-Sänger. Zehn Jahre danach starb Gately. Wie Eloy de Jong heute damit umgeht, verrät er im t-online.de-Interview.
Er ist sehr groß, strahlt fast immer und spricht mit lauter, bestimmter Stimme. Als Eloy de Jong zu Besuch in die t-online.de-Redaktion kommt, ist es unmöglich, ihn zu übersehen. Die langjährige Bühnenerfahrung zieht sich durch jede Faser seines Körpers. Haltung, Präsenz – dass der Niederländer einst Jugendmeister in den Lateinamerikanischen Tänzen war, überrascht nicht wirklich.
Seine Passion sollte aber vielmehr das Singen werden. Mit Caught in the Act wurde Eloy de Jong berühmt, jetzt ist er erfolgreich solo unterwegs, geht im Herbst 2019 auf Tour und spricht mit t-online.de über seinen verstorben Ex-Freund, mit dem er als erster Boygroup-Star vor mehr als 20 Jahren geoutet wurde und darüber, wie Homosexualität eigentlich in die Schlagerszene passt.
t-online.de: Herr de Jong, wieso sind Sie bei Caught in the Act ausgestiegen?
Eloy de Jong: Ich habe letztes Jahr mein Album "Kopf aus – Herz an" herausgebracht und das ist so ein riesiger Erfolg geworden. Ein Traum ist damit für mich wahr geworden. Ich bin aber auch ein Familienmensch, ich habe einen Mann und eine Tochter und die Zeit für Caught in the Act war einfach nicht mehr da. Die Band wird aber immer ein wichtiger Teil meines Lebens bleiben. Aber manchmal muss man Entscheidungen treffen. Für mich ist Papa sein genauso wichtig wie meine Gesangskarriere. Solo unterwegs zu sein und Papa sein, das reicht.
Wie haben die anderen Bandmitglieder auf Ihren Ausstieg reagiert?
Es war anfangs ein bisschen schwierig für meine Kollegen. Es ist ein bisschen wie in einer Beziehung. Aber mittlerweile haben sie es akzeptiert. Wir haben viel miteinander geredet. Jetzt machen sie weiter und haben zwei neue Mitglieder. Sie hätten in meiner Position bestimmt genauso entschieden.
Haben Sie noch Kontakt zu Benjamin Boyce?
Ich habe Benjamin seit Jahren nicht mehr gesprochen. Ich singe bei meinen Shows auch den Hit "Love Is Everywhere", das war einer der größten Hits von Caught in the Act überhaupt. Dabei sage ich dann auch immer, dass ich dankbar dafür bin, was wir damals zu viert erreicht haben. Damals war er ein wichtiger Teil der Band. Heute habe ich keinen Kontakt mehr zu ihm.
Das war eine aufregende Zeit, was sagen Sie eigentlich heute zu den Klamotten, die Sie damals getragen haben?
Ich lache manchmal, wenn ich die Youtube-Clips von früher sehe. Aber die Mode ändert sich. Damals haben wir gedacht, das wäre cool. Das ist jetzt nicht mehr so. (lacht)
Auf Ihrem Album "Kopf aus – Herz an" widmen Sie einen Song Ihrem verstorbenen Ex-Freund Stephen Gately. Welchen Platz hat er noch immer in Ihrem Leben?
Stephen hat einen wichtigen Platz in meinem Leben, er spielt jeden Tag eine Rolle. Wenn eine Beziehung vorbei ist, finde ich es blöd, wenn man nicht mehr an die Menschen denkt. Stephen ist immer in meinem Herzen und das ist auch völlig okay. Mein jetziger Partner weiß das auch. Er unterstützt und versteht mich. Wir haben uns mal geliebt, Stephen ist viel zu früh gegangen. "Egal, was andere sagen" ist zwar mein Lied, wenn ich es singe, aber es spricht so viele unterschiedliche Menschen an. Und wenn die es hören, denken die an die eigene Liebe oder verlorene Liebe. Und wenn man so etwas mit Musik erreichen kann, das ist wirklich toll.
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Was sagt Stephens Umfeld zu dem Song?
Ich bin noch immer in Kontakt mit Stephens Familie, die sind stolz auf das, was ich mache. Stephen hat es geliebt, ein Popstar zu sein und in der Öffentlichkeit zu stehen. Er schaut auf uns vom Himmel herab und freut sich, dass wir zehn Jahre nach seinem Tod noch immer über ihn reden und das ist auch gut.
Sie beide waren die ersten geouteten Boyband-Mitglieder überhaupt, haben es andere dadurch heute leichter?
Wir wurden damals geoutet. Eine Person aus unserem privaten Umfeld hat die Geschichte an eine große Zeitung in England verkauft. Wir haben uns gedacht, warum soll jemand mit etwas, das so normal ist wie die Liebe, Geld verdienen? Da erklären wir es lieber selbst. Wir haben es dann in der Öffentlichkeit gesagt. Danach kamen so viele Briefe von Menschen, die meinten, es war für sie einfacher, weil wir es erzählt haben. Auch heute noch kann meine Geschichte helfen.
Es ist etwas ganz Normales, aber leider sehen das nicht alle Menschen so. Deswegen ist es auch meine Botschaft. Ich habe am 17. März 2018 ein Konzert gegeben, es war Stephens Geburtstag. Ich stand auf der Bühne und habe meine Geschichte von Liebe erzählt. Wir müssen die Freiheit haben zu lieben, ob Männer oder Frauen, das muss egal sein. Die Liebe ist etwas Schönes und kein Gefängnis.
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Bringen Sie damit auch einen offeneren Umgang mit Homosexualität in die Schlagerszene?
In der Schlagerszene wird natürlich viel über die Liebe gesungen. Und das ist meine Botschaft. Ich bin nicht nur ein Botschafter vom Schwulsein, die Liebe ist meine Botschaft. Bei meinen Shows und auch wieder bei der Tour im Herbst sieht man, dass da kleine Kinder kommen, aber auch Frauen oder Männer von 80 Jahren. Und wenn man so viele unterschiedliche Menschen mit Musik erreichen kann, dann habe ich einen wichtigen Schritt genommen. Ob dann auch die Schlagerszene offener wird, weiß ich nicht. Ich mache mein Ding und bin stolz, was wir da erreicht haben. Vielleicht hilft es auch anderen Künstlern, offen zu sein. Aber wenn nicht, ist das auch die eigene Entscheidung. Wir müssen uns da Zeit nehmen.
Wie kann die Schlagerszene ein bisschen offener für Homosexualität werden?
Im Fußball war es ja auch so, dass sich einzelne geoutet haben. Solche Geschichten helfen. So wie wir eben auch in der Boyband-Szene. Dann folgen vielleicht andere Beispiele. Ich hoffe, dass wenn meine Tochter erwachsen ist, sie ist jetzt sieben, das alles kein Thema mehr ist.
Vielen Dank für das Interview, Eloy de Jong.
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