"Sie wollte leben" Hannelore Elsners Sohn spricht über ihre letzten Wochen
Im April starb Hannelore Elsner, Ende Mai wurde die Grande Dame des deutschen Films in München beigesetzt. Nun erinnert sich ihr Sohn Dominik an die letzten Momente mit seiner Mutter.
Mit 76 Jahren erlag Hannelore Elsner am 21. April ihrer Krebserkrankung. Die Schauspielerin und ihr Sohn Dominik Elstner hatten ein sehr enges Verhältnis zueinander. Das hatten die beiden bei gemeinsamen Auftritten gezeigt und in Interviews betont. Im Gespräch mit dem "Stern" spricht der Fotograf jetzt unter anderem über die letzten Tage und Wochen seiner Mutter.
"Die Kraftquelle meines Lebens"
Dominik Elstner, der den bürgerlichen Nachnamen seiner Mutter trägt, stammt aus Hannelore Elsners Beziehung zu Regisseur Dieter Wedel. Die Mimin zog ihn in Frankfurt allein groß, auch dadurch standen sich die beiden so nahe. "Ich musste sie nur anschauen und wusste sofort, was in ihr vorgeht. So eine Mutter-Sohn-Beziehung ist ein großes Geschenk. Von solchen Erinnerungen zehre ich jetzt", erzählt er in dem "Stern"-Interview. Seine Mutter sei für ihn "die Kraftquelle meines Lebens" gewesen. Die schönen Erinnerungen werden Dominik Elstner für immer bleiben.
Von ihrer Krankheit habe Elsner schon einige Zeit vor ihrem Tod gewusst. "Brustkrebs, etwas später kam Leukämie dazu." Doch die Überlebenschancen seien gut, hätten die Ärzte damals gesagt. Elsner habe eine Krebstherapie bekommen. "Ich hatte den Eindruck, es würde ihr wieder besser gehen", meint ihr Sohn über jene Zeit. Doch die Schauspielerin habe es vermieden, über ihren Zustand zu sprechen. "Sie klagte nie. Wahrscheinlich wollte sie mich nicht belasten."
"Sie wollte leben"
Dominik Elstner wusste vom Schicksal seiner Mutter. Er war dabei, als sie ihre Diagnose bekam. Doch für die Öffentlichkeit kam Hannelore Elsners Krebstod überraschend. Sie hatte ihre Krankheit für sich behalten, habe nicht als kranke Frau wahrgenommen werden wollen, erklärt Dominik Elstner. "Es gab nur ganz wenige enge Freunde, die Bescheid wussten." Mitleid habe sie nie und von niemandem gewollt. "Sie wollte leben."
Sie habe ihre Krankheit zwar sehr ernst benommen, "aber schenkte ihr im Alltag keine Bedeutung. Sie sagte immer: Wenn ich so viel über diesen Tumor rede, dann stachele ich ihn noch an, und er frisst mich noch mehr auf." Hannelore Elsners größte Angst war es, nicht mehr arbeiten zu können. "Sie wollte spielen bis zum Schluss", berichtet Elstner. Das hat sie fast getan.
"Sie konnte sich nicht mehr rühren vor Schmerzen"
Die Dreharbeiten zum Film "Lang lebe die Königin", in dem sie übrigens eine krebskranke Frau spielte, brach sie drei Wochen vor ihrem Tod ab. Am Set wusste niemand von ihrer Krankheit. "Sie lag eines Morgens im Bett im "Bayerischen Hof" und konnte nicht mehr aufstehen", erzählt Elstner. Ein Fahrer habe auf sie gewartet, um sie zum Drehort zu bringen. "Aber sie kam nicht. Sie konnte sich nicht mehr rühren vor Schmerzen."
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Ihre letzten Tage verbrachte Hannelore Elsner im Krankenhaus. Ihr ging es sehr schlecht. "Sie bekam Morphium gegen ihre Schmerzen. Sie war nur selten bei Bewusstsein, aber ich saß die meiste Zeit an ihrem Bett", erinnert sich Elstner, der ihr in diesem Momenten Geschichten aus ihrer Kindheit, aus ihrem Buch vorgelesen habe.
- Stern-Ausgabe 25/2019
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