"Ich zeige keine Reue" Die besten Sprüche von und über Lemmy Kilmister
"Rein medizinisch gesehen, müsste er längst tot sein", schrieb der Heyne-Verlag 2006 über die Memoiren der Rocklegende "Lemmy - White Line Fever". Was an seinem Todestag makaber klingt, sagt viel über seinen Lebensstil voller Exzesse aus. Den charakterisieren Lemmy Kilmisters Sprüche über Musik, Drogen und Frauen selbstverständlich am besten - das sind die knackigsten.
Die Sunday Times schrieb im Zusammenhang mit seiner Biographie "Wohl kaum einer wird ernsthaft behaupten wollen, mehr Drogen genommen, mehr Bourbon getrunken oder mehr Frauen befriedigt zu haben als der Leadsänger von Motörhead."
Lemmy über Heroin und Idioten
Er hat kaum etwas ausgelassen, doch vor einem warnt sogar er, vor Idioten und Heroin. In einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" sagte er 2010: "Haltet euch von den Idioten fern" und erklärt mit deutlichen Worten seine Art von Moral und wer die Idioten sind: "Wären Sie mein Sohn, würd' ich sagen: Einer, der mit Heroin dealt, ist ein Idiot. Einer, der es nimmt, ist auch einer. Ich hab' alles genommen, Gehirn-Atombomben aus den berühmtesten Laboratorien der abendländischen Chemie! Plus alle legalen wie illegalen Spezialmischungen aus Methanol. Aber: nie Heroin!"
... über Drogen, Rocker, Frauen
Seine Memoiren und Interviews sind eine wahre Fundgrube für ungewöhnliche Lebensweisheiten. Beispielsweise über die Kraft des Humors: "Man muss im Leben lachen. Lachen trainiert alle Gesichtsmuskeln und hält dich jung. Ernst zu schauen verursacht schreckliche Falten. Ich rate auch zu starkem Trinken – das hilft dem Sinn für Humor auf die Sprünge."
Oder über Erinnern und Vergessen: "Es war eine tolle Zeit, der Sommer 1971 - auch wenn ich mich nicht mehr an ihn erinnern kann - ich werde ihn nie vergessen!" Das war das Jahr, in dem er als Bassist bei Hawkwind eingestiegen ist.
... die Schattenseiten des Lebens als Rockstar
Dass das Leben als Rockstar nicht immer nur angenehm war, drückt er so aus: "Die Mädchen zogen uns runter und rissen uns die Kleider vom Leibe - wie bei der Beatle-Mania. Klingt nach einer Menge Spaß, oder? Dann überlegen Sie mal kurz, ob Ihnen schon jemals ein Paar Jeans vom Körper gerissen wurde. Die Nähte reißen an der Innenseite der Beine. Das schmerzt höllisch, kann ich Ihnen verraten. Und dann die Scheren. Damals war es in, Haarlocken von seiner Lieblingscombo zu bekommen! Wenn man noch nie vierzig ernste, grimmige Mädchen gesehen hat, die alle Scheren in den Händen halten und sich auf einen stürzen … "
Es war eine Art Zirkusleben: "Bei Tageslicht betrachtet ist es eine der ältesten Traditionen: der Zirkus, die Soldaten, die Piraten, die Rockbands auf Tour - die Mädchen finden sie immer."
Musik war seine Bestimmung, Rock 'n' Roll sein Leben - und zwar auf eine ganz spezielle Art: "Rock 'n' Roll: Wenn deine Eltern ihn nicht mögen, dann ist er gut."
... skurrile Drogenerlebnisse
Drogenerfahrungen klangen aus seinem Mund gelegentlich harmlos und skurril: "Unsere gesamte Crew war auf Acid während der ganzen Tour. Acid war damals legal. Wenn wir high waren, gingen wir immer in den Park und redeten mit den Bäumen - und manchmal gewannen die Bäume die Diskussion."
... die dreckigste Rock-’n’-Roll-Band der Welt
1975 flog der Brite bei Hawkwind raus. Sein neues Projekt Motörhead" erklärte er damals so: "Es wird die dreckigste Rock-’n’-Roll-Band der Welt sein. Wenn wir nebenan einziehen würden, würde dein Rasen eingehen."
In einem Gespräch mit dem "SZ-Magazin" lüftete er das Geheimnis um das ö im Bandnamen Motörhead: "Es sah einfach gemeiner aus. Deutscher."
Die Beatles waren für ihn bahnbrechend: "Ohne sie wäre niemand von uns hier. Sie haben das Prinzip Band erfunden. Vorher stand ein Mann vorn, hinter ihm spielten die Begleitmusiker."
... Motörhead und den Underdog-Virus
Die Fans auf den Konzerten waren extrem unterschiedlich, da waren Punks, treue Hawkwind-Fans und jede Menge "übler Gestalten". Lemmy hatte eine Erklärung für den Mix: "Motörhead scheint einen Virus in sich zu tragen, von dem alle, die mit uns zu tun haben, irgendwann befallen werden. Eine Art Underdog-Virus."
Obwohl er in Los Angeles in einem Zwei-Zimmer-Appartment am Sunset Strip lebte, konnte er mit den Amerikanern nicht wirklich warm werden: "Mit uns konnten die Amerikaner nicht so richtig was anfangen. Ich glaube, ein großer Teil des Mittelwestens hatte ziemliche Angst vor uns."
... über Politiker
Drastisch fiel gelegentlich auch sein Urteil über Politiker in seiner Wahlheimat USA aus. Der "Süddeutschen zeitung" diktierte er seine Definition von A...loch: "Na, das berühmteste ist natürlich Bush. Sogar andere schon sehr große Arschlöcher halten ihn für das größte Arschloch des Universums. Aber gefährlich im Alltag sind die hier: diese speziellen Schleimer (er benutzt das Wort: bootlicker), die mit den nervösen Pupillen. Ich hab' die immer sofort unschädlich gemacht." Obama dagegen nannte er damals einen "smarten Halunken".
Auch sein Urteil über die Briten ist klar: "Wir Engländer haben es schon oft geschafft, ohne Waffengewalt die Regierung zu Fall zu bringen: per Sexskandal. Es braucht dazu bloß einen Schwanz und eine Frau."
Kein gutes Haar lässt er an Nazis: "Rassismus ist das Übel unserer Welt. Nazi sein bedeutet, dass du verloren hast, bevor du anfängst. Du kannst nicht gewinnen. Du bist nur dumm."
... Lemmys als arme Scheißer
Lemmy war der Spitzname für den am Heiligabend 1945 als Ian Fraser geborenen Briten. Für Eltern, die ihre Kinder Lemmy nannten, hatte er kein Verständnis: "Überall gab es Kerle, die Lemmy genannt wurden, und haufenweise Kinder, die auch Lemmy hießen, die armen kleinen Scheißer – eins davon ist ein Mädchen! Ein anderer Typ gab seinem Sohn den Vornamen Kilmister."
Wer am 24. Dezember geboren und Atheist ist, hat natürlich auch eine Meinung über das Christentum: "Weshalb ich Atheist bin? Eine Jungfrau wird von einem Geist geschwängert? Come on! Piss off!" Teufel kennt allerdings auch er: "Ich glaube nicht an den Teufel, und ich glaube auch nicht an Gott. In unserer Welt da draußen existieren aber sehr viele menschliche Teufel."
... sein Lebensziel und Motto
Er wusste schon früh, was er wollte, eine lange Schulausbildung war es jedenfalls nicht: "Alles, was ich wollte, war erwachsen werden und Mädchen nachrennen. Ich wusste, dass es früher oder später passieren musste, doch ich war nicht alt genug. Ich wartete darauf, dass Rock 'n' Roll erfunden wurde."
Schließlich hielt er sich selbst für frühreif: "Meine früheste Kindheitserinnerung ist, dass ich am Schreien bin. Was oder wen ich aus welchem Grund angeschrien habe, weiß ich nicht mehr. Vermutlich ein Trotzanfall. Oder ich war am Proben. Ich war schon immer frühreif."
Das beste Lebenselixier ist seine Musik: "Rock'n'Roll ist definitiv nichts für alte Leute, das ist amtlich. Unser Geheimnis ist wohl, dass wir eigentlich immer noch Kinder sind." Und nur für Junggebliebene ist sie das Passende: "Wenn du denkst, dass du zu alt bist für Rock'n'Roll, dann bist du es." Sein Lebensmotto lautete: "Born to lose. Live to win."
Veränderungen? Kein großes Ding. Die Frage , wie sich sein Leben verändert habe, beantwortet er im "Spiegel"-Interview so: "Ich bin von Whiskey auf Wodka umgestiegen."
... "Reue ist sinnlos"
Sein Fazit eines ereignisreichen Lebens formulierte er so: "Ich zeige keine Reue. Reue ist sinnlos. Es ist ohnehin zu spät dafür. Du hast es nun mal gemacht, oder? Du hast dein Leben gelebt. Ergo macht es keinen Sinn, dir zu wünschen, du könntest es ändern."