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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Sängerin Maite Kelly "Ich lebe zu Hause in einem Frauenhaushalt"
Maite Kelly ist auf der Bühne ein Star und zu Hause Mutter. Mit t-online spricht sie über ihre neue Tournee, das Frauenbild in den Medien und ihre drei Töchter.
Als sie über ihre bevorstehende Arena-Tour im Januar spricht, ist Maite Kelly im Gespräch mit t-online kaum zu bremsen. Die Vorfreude ist ihr anzumerken – der Wille, eine perfekte Show zu präsentieren, auch. Die Zweitjüngste der Kelly Family entwirft ihre Bühnenoutfits selbst und wird sich ab Ende November jeden Tag mit einem Fitnesscoach auf ihre Tour vorbereiten.
Genauso begeistert klingt Maite Kelly im weiteren Gespräch, als sie über ihre Töchter spricht: Agnes (18), Josephine (16) und Solène (10). Wie sie mit ihren Kindern weibliche Stars in Deutschland unterstützen will, welche vermeintliche Schwäche ihr immer vorgeworfen wurde und was sie sich von Beyoncé abgeguckt hat, verrät sie t-online.
t-online: Haben es Frauen im Musikbusiness schwerer als Männer?
Maite Kelly: Mir hat man immer vorgeworfen, ich sei zu gutmütig und zu naiv. Aber ich habe gemerkt: Das ist der richtige Weg. Auch wenn jemand meine Gutmütigkeit vielleicht mal ausnutzt – 99 Prozent der Menschen in meinem Umfeld tun es nicht. Wenn eine Frau erfolgreich ist, wird schnell propagiert: Aber hinter ihr steht ein starker Mann. Hinter Maite Kelly steht kein starker Mann, sondern viele starke Männer und viele starke Frauen.
Wer ist das konkret bei Ihnen?
Ich lebe zu Hause in einem Frauenhaushalt mit drei sehr emanzipierten Frauen. Meine Kinder sind sehr ehrlich und sagen mir die Wahrheit ins Gesicht, auch wenn sie mal schmerzt.
Welche Impulse geben Ihnen Ihre Töchter?
Wir haben in Deutschland viel weniger Frauen als Männer, die auf Tournee gehen können. Meine Töchter und ich haben uns für dieses und das kommende Jahr vorgenommen, zu 70 Prozent Konzerte von weiblichen Stars zu besuchen. Das war die Idee einer meiner Töchter, die zu mir meinte: Wenn wir Frauen uns mehr unterstützen, würde es diesen Mangel in der deutschen Konzertlandschaft nicht geben.
Das ist eine schöne Idee.
Aus meinen Töchtern sind so großartige Menschen geworden: Sie sind vollkommen neidlos, in unserer Familie wird einfach nicht gelästert, und setzen sich für andere Frauen ein. Darauf bin ich sehr stolz.
Wie bereiten Sie sich aktuell auf Ihre Konzertreihe vor?
Ich trainiere das ganze Jahr über, weil ich immer fit für die Bühne sein muss: In der Regel mache ich vier Tage in der Woche eine Mischung aus Sport- und Gesangstraining. Seit Neuestem trainiere ich mit einer Technik, mit der auch Beyoncé arbeitet. Die ist langweilig, aber sehr effektiv. Mehr kann ich dazu aber nicht verraten, das ist Betriebsgeheimnis. Ab Ende November wird mich mein Fitnesscoach jeden Tag auseinandernehmen (lacht).
Und Zeit für TV-Shows haben Sie bis dahin nicht mehr?
Die TV-Pause geht erst ab Januar los. Aber wir bereiten die Tournee jetzt schon seit sechs Monaten vor. Mein Team dafür ist noch größer als je zuvor. Gerade planen wir die Tänzer-Kostüme. Wir haben großartige Stoffe aus Italien bekommen. Es soll alles im Level von Dolce & Gabbana sein.
Was wird für Sie persönlich eine Herausforderung beim Tourleben sein?
Früher hatte ich auf Tournee oft Heimweh. Das Schöne ist jetzt, dass meine Kinder älter sind und gerne nachreisen, denn sie lieben Städtetrips. Nach so einer Tour machen meine Töchter und ich dann meistens Urlaub und gönnen uns etwas Schönes.
Während der Pandemie mussten Sie Ihre Konzertreihe absagen, nach Corona gehen sie nun erstmals wieder auf große Arena-Tour. Inwiefern hat sich der Fankontakt seitdem verändert?
Mit einigen Menschen muss man nach dieser Zeit der Isolierung etwas achtsamer umgehen. Ihnen kann ich nach all der Distanz, die sie durch Corona erlebt haben, nicht um den Hals fallen. Aber das respektiere ich und kann das auch durchaus nachvollziehen. Ich habe aber auch die Erfahrung gemacht, dass viele Menschen durch Corona noch offener geworden sind und den Kontakt jetzt noch mehr genießen als je zuvor.
Wie hat Ihre Vergangenheit die Sicht auf Ihren Erfolg heute beeinflusst?
Die erfolglosen Jahre einer Musikerin sind viel länger als ihre erfolgreichen Jahre: Die Kelly Family hat bis zum Durchbruch auch lange auf der Straße gespielt. Die erfolgreichen Jahre kompensieren die schweren Jahre davor. Mein Erfolg heute basiert darauf, dass ich mir früher immer erlaubt habe, zu scheitern. Die Berufung als Musikerin sollte niemals von Erfolg abhängig sein. Ich war immer fleißig und hatte immer den Anspruch an mich, mehr zu geben, als man von mir erwartet hat.
Inwiefern tragen die Medien zu diesem Ungleichgewicht zwischen Künstlerinnen und Künstlern bei?
Ich finde, das Alter einer Frau wird in den deutschen Medien bei manch einer Kollegin überthematisiert. Bei keinem deutschen männlichen Künstler wäre das Alter von 40 ein Thema.
War das Älterwerden für Sie persönlich nie ein Thema?
Ich habe mich nie reduzieren lassen auf mein Äußerliches. Heute bin ich glücklicher und zufriedener denn je zuvor in meinem Leben. Ich habe meine Familie und meine Kinder immer an erste Stelle gestellt, und das zahlt sich heute aus.
- Interview mit Maite Kelly