"Er hat nie 'Ich liebe dich' gesagt" Dieser Mann war Ruth Maria Kubitscheks große Liebe
Ruth Maria Kubitschek ist am Samstag gestorben. Von ihrem geliebten Partner Wolfgang Rademann musste sie sich acht Jahre zuvor verabschieden.
"Die Grande Dame des deutschen Film- und Fernsehschauspiels hat in ihrer Wahlheimat der Schweiz nach kurzer, schwerer Krankheit leise Abschied vom Leben genommen." Mit diesen Worten macht eine Sprecherin am Samstag den Tod von Filmstar Ruth Maria Kubitschek öffentlich. Die Schauspielerin wurde 92 Jahre alt.
Rund 70 Jahre stand Kubitschek vor der Kamera und prägte mit ihren Auftritten die deutsche Fernsehlandschaft. 2013 hatte sie in dem Film "Frau Ella" ihre letzte Rolle. Danach zog sie sich aus dem Geschäft zurück, ein paar Jahre später auch weitestgehend aus der Öffentlichkeit. Sie machte nur wenige Ausnahmen, etwa, als sie im vergangenen Jahr dem Magazin "Stern" ihr letztes Interview gab. Ebenso nahm sie privat für einige Zeit Abstand. Auslöser dafür war der Tod ihrer großen Liebe.
"Meine Kraft war zu Ende"
Ihre Beziehung zu dem Produzenten und "Traumschiff"-Erfinder Wolfgang Rademann begann in den Siebzigerjahren. Sie waren zusammen, bis der Produzent 2016 im Alter von 81 Jahren an Leberzirrhose starb. Vier Monate nach seinem Tod erklärte Kubitschek der "Bild"-Zeitung, dass sie erst ein Jahr zuvor von seiner Krankheit erfahren habe. "Eigentlich habe ich schon an seinem 80. Geburtstag im November 2014 gespürt, dass etwas nicht stimmt", schilderte sie. Doch für Rademann gab es weder "Kranksein" noch "Schwäche", er habe seinen Zustand überspielt. "An Weihnachten 2014 wurde mir klar, dass es wirklich schlimm um ihn steht. Da erfuhr ich auch, was mit ihm los war."
Kubitschek war bis zum Schluss für ihren Partner da. Die Zeit war für die Schauspielerin belastend: "Ich war drei Monate ununterbrochen an seiner Seite. Meine Kraft war zu Ende. Ich konnte nicht mehr mitansehen, wie sie den armen, ausgemergelten Körper künstlich ernährten und mit Medikamenten vollstopften, obwohl Wolfgang eine Patientenverfügung hatte."
Als Rademann schließlich starb, lagen 40 gemeinsame Jahre hinter ihnen. In dieser Zeit machte das Paar seine eigenen Beziehungsregeln. Sie entschieden sich nicht nur gegen ein gemeinsames Haus – sie lebte damals in Zürich, er in Berlin – sondern auch gegen eine Heirat, obwohl die Schauspielerin zu Beginn gerne vor den Traualtar getreten wäre. "Anfangs wollte ich ihn schon heiraten. Aber nach zwanzig Jahren war es dann irgendwie zu spät." Sie bezeichnete ihn als "schwierige Persönlichkeit" mit einer "großen Bindungsschwäche". "Seine Freiheit ging ihm über alles. Deshalb ist er auch nie lange bei mir in der Schweiz geblieben."
Auch die Worte "Ich liebe dich" seien ihm nie über die Lippen gekommen. "Doch die schönste Liebeserklärung für mich war, als er ganz zum Schluss zu den Ärzten sagte: 'Das ist meine Frau.' Damit hat er zum ersten Mal 'Wir' gesagt. Vorher war es immer nur 'Icke'."
"Sein Tod hat mich mitgenommen"
Dennoch bezeichnete sie ihn 2023 beim "Stern" als "meine wahre große Liebe". Sie sprach von seiner Menschlichkeit, Fairness, Verlässlichkeit und romantischen Ader. "Wie wichtig Wolfgang wirklich in meinem Leben war, habe ich jedoch erst gemerkt, seit er nicht mehr ist", reflektierte sie. Nach seinem Tod suchte sie die Einsamkeit. Sie habe Ruhe gebraucht, sagte sie 2022 der "Bild".
"Ich zog mich in meine Höhle zurück, wollte kaum Menschen sehen. Sein Tod hat mich mitgenommen. Wolfgang war in meinem Leben viel präsenter und größer, als ich mir das in unseren gemeinsamen vierzig Jahren eingestehen wollte." Doch irgendwann habe sie ihre Trauer verarbeitet – und "es fühlte sich plötzlich nicht mehr richtig an, allein zu sein", sagte sie rückblickend. Ihre letzten Jahre lebte sie in Ascona, hatte ihre Freundinnen um sich. Ihr Sohn aus ihrer geschiedenen Ehe mit Regisseur Götz Friedrich, Musiker Alexander Friedrich, lebte damals am Bodensee.
- bild.de: "'Ich liebe dich' hat er nie gesagt"
- bild.de: "Warum dies mein letztes Interview ist"
- stern.de: "Könnten Sie schreiben, dass dies mein letztes Interview war? Ich glaube, nun ist alles gesagt" (kostenpflichtig)