Der Gesprächspartner muss auf jede unserer Fragen antworten. Anschließend bekommt er seine Antworten vorgelegt und kann sie autorisieren.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.ZDF-Star Lara Mandoki "In diesen aufwühlenden Zeiten ist das wichtig"
Im neuen "Erzgebirgskrimi" stoßen die Ermittelnden auf rassistische Vorurteile und Ideologien. Warum der Film Lara Mandoki so am Herzen liegt, erzählt sie t-online.
Schauspielerin Lara Mandoki ist seit 2019 als Ermittlerin Karina Szabo in der ZDF-Reihe "Erzgebirgskrimi" zu sehen. Am Samstag läuft der achte Fall. Ein Fall, der beim Zuschauen teilweise nur schwer zu ertragen ist. Es geht um ein Baby, dessen Vater, ein junger Geflüchteter, der heimatverbundenen Familie der Mutter nicht passt. Dann wird diese mit nur 16 Jahren tot aufgefunden. Geht es nach dem rechtsradikalen Onkel, kann nur ihr Partner der Täter sein ...
- Wir sind jetzt auch auf WhatsApp: Hier können Sie dem Kanal t-online Stars folgen
Dieser Film thematisiert zur Primetime am Samstagabend rassistische Vorurteile und scheint dabei nicht fernab der Realität zu liegen: Die AfD bekommt beispielsweise inzwischen auch in westdeutschen Bundesländern immer mehr Stimmen – so geschehen etwa bei den Wahlen in Hessen und Bayern am 8. Oktober. Gerade deshalb müssen solche Themen auch in der Abendunterhaltung im Fernsehen stattfinden, meint Lara Mandoki. Die 34-Jährige erklärt im Interview mit t-online, weshalb sie dies als so wichtig erachtet.
t-online: Der "Erzgebirgskrimi" ist ein Heimatkrimi. Was bedeutet für Sie Heimat?
Lara Mandoki: Heimat sind für mich in erster Linie Menschen, die mir Nähe, Sicherheit und Geborgenheit geben. Aber auch bestimmte Gerüche oder Straßenecken in Budapest, München oder Berlin können Heimat sein. Ich bin muttersprachlich Ungarin, weil meine Eltern aus Ungarn kommen. Ich habe nie selbst in dem Land gelebt, reise aber oft hin, weil Freunde und Familie dort leben. Aufgewachsen bin ich in Oberbayern, wo die Menschen sehr heimatverbunden sind. Letztlich definiere ich mich einfach als Europäerin.
Es ist gut, dass das ZDF dort eine Reihe platziert hat, um Sichtbarkeit zu schaffen und den Menschen eine Präsenz zu geben.
Lara Mandoki
Sie haben kürzlich in einem Interview mit "Quotenmeter" über das Erzgebirge gesagt, die Gegend sei herausfordernd und dass Sie es wichtig finden, dort zu sein. Wie genau meinten Sie das?
Im Erzgebirge war schon sehr früh die AfD präsenter als anderswo. Die AfD hat dort länger schon Einfluss, was mittlerweile leider in vielen Teilen Deutschlands der Fall ist. Das Erzgebirge ist ein besonderes Gebiet. Es gibt dort eine hohe Abwanderung junger Leute beispielsweise. Es ist aber landschaftlich sehr schön und eine besondere Kulisse für unseren Krimi. Mit "wichtig" meine ich also, dass es gut ist, dass das ZDF dort eine Reihe platziert hat, um Sichtbarkeit zu schaffen und den Menschen eine Präsenz zu geben.
Im neuen "Erzgebirgskrimi" spielen rassistische Ideologien eine Rolle, die an reale Begebenheiten erinnern. Wie wichtig sind Ihrer Ansicht nach gesellschaftspolitische Anteile in der Primetime-Unterhaltung?
Das ist sehr wichtig, finde ich, und zählt mitunter zur Verantwortung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. In meinen Augen hat ein Film, gerade der "Tatort" und die Heimatkrimis im ZDF, die Aufgabe, zum Nachdenken und Diskutieren anzuregen – nicht aber zu moralisieren. Es sollte eine Kombination aus Unterhaltung und Verantwortung sein. Gerade in diesen politisch aufwühlenden Zeiten ist das wichtig. Deswegen liegt mir dieser Film so am Herzen.
Wie gehen Sie im Privaten damit um, wenn Sie bemerken, dass sich jemand rassistisch äußert?
In meinen Augen kann man sich nicht mehr erlauben, sich nicht anti-rechts zu positionieren. In meinem engeren Umkreis habe ich niemanden, der solche Gedanken hätte. Aber ich komme viel rum und treffe die unterschiedlichsten Menschen, bei denen das vielleicht anders ist. Dann äußere ich schon meine klare Haltung.
Inwiefern hat Ihr Vater Leslie Mandoki Sie dahingehend geprägt?
Meine ganze Familie ist politisch. Meine Großeltern mütterlicherseits sind 1956 nach der Ungarnrevolution geflohen. Mein Vater ist aus der sozialistischen Diktatur geflohen. Das hat mich massiv geprägt. Bei uns wird viel politisiert und diskutiert. Es ist ein Teil von mir, politisch zu sein und in die Diskussion zu gehen.
Warum nutzen Sie Ihre Prominenz auf Social Media nicht mehr, um auf Probleme innerhalb von Politik und Gesellschaft aufmerksam zu machen?
Was Instagram und Politik angeht, bin ich zwiegespalten. Dort geben viele Menschen ihre Meinungen ab, was sie sagen, ist vielleicht nicht immer unbedingt fundiert. Davon bin ich kein Fan. Aber zu den Landtagswahlen in Bayern Anfang Oktober habe ich mich klar geäußert.
Gibt es etwas, das sich Menschen von Ihnen abschauen können?
Das ist eine sehr schwierige Frage … Grundsätzlich bin ich einfach genauso wie der Rest der Welt. Viele denken, dass Schauspielerinnen ein glamouröses Leben führen. Das ist nicht so, der Alltag ist in vielerlei Hinsicht der gleiche. Ich versuche durchs Leben zu gehen, wie alle anderen Menschen auch. Aber ich bin ein sehr emotionaler Mensch und ich bin sehr neugierig und versuche zu verstehen, warum Menschen tun, was sie tun. Ob man sich das zum Vorbild machen kann, weiß ich nicht. Aber es ist eine Eigenschaft, die ich selbst an mir mag.
Was steht bei Ihnen in nächster Zeit an?
Gerade ist die neue Staffel von "Das Boot" auf Sky angelaufen. Darauf bin ich genauso stolz wie auf den neuen "Erzgebirgskrimi". Im Januar zeigt die ARD eine Komödie mit Tiefgang, in der ich mitspiele. Und gerade habe ich einen weiteren "Erzgebirgskrimi" gedreht. Aktuell genieße ich die Zeit zu Hause. Und dann folgen Dreharbeiten für drei neue Projekte.
Ist es Ihnen wichtig, dass Ihre Projekte Tiefgang haben?
Grundsätzlich versuche ich immer, meinen Rollen eine gewisse Tiefe zu geben. Aber ich sage auch Sachen ab, wenn es nicht passt. Ich versuche eine gesunde Kombination zu finden, die umsetzbar ist und in der ich mich auch wohlfühle. Gerade weil ich so einen öffentlichkeitswirksamen Job habe, muss ich mich darin wiederfinden. Aber es ist bei Weitem nicht so, als könnte man sich als Schauspielerin die Rollen immer aussuchen. Aktuell befinde ich mich in einer sehr guten Situation, in der ich aber nicht immer bin.
Zu dem öffentlichkeitswirksamen Job gehören auch Red-Carpet-Auftritte. Ist das ein Teil Ihres Jobs, den Sie gerne mögen?
Es ist nicht mein liebster Teil des Jobs. Aber ich kenne die Fotografen teilweise schon seit meiner Kindheit. Das ist irgendwie schön. Man geht auf den roten Teppich, posiert für die Fotografen und am nächsten Tag bringt man wieder den Müll raus. Das gibt dem ganzen Wahnsinn einen gewissen Charme. Wir unterhalten damit ja auch Leute, was toll ist. Aber andere Teile meines Berufs mag ich deutlich lieber.
Den "Erzgebirgskrimi – Familienband" sehen Sie am Samstag, dem 11. November 2023 um 20.15 Uhr im ZDF. Zudem ist der Film ein Jahr lang in der Mediathek verfügbar.
- Gespräch mit Lara Mandoki
- ZDF: "Erzgebirgskrimi – Familienband" vom 11. November 2023
- quotenmeter.de: "Lara Mandoki: 'Gansel hat das komplexe Projekt mit einer großen Ruhe und Klarheit geleitet'"
- instagram.com: Profil von lara_mandoki