Auch Markus Lanz in der Kritik Precht löst mit Aussagen über Juden Empörung aus
Seit sieben Tagen wütet ein Krieg in Israel und Gaza. Auch Markus Lanz und Richard David Precht sprechen darüber – und ziehen mit Aussagen nun Kritik auf sich.
Es ist vor allem Markus Lanz, der redet. Der ZDF-Moderator erzählt in seinem neuesten Podcast mit Richard David Precht über seine Erlebnisse in Israel. Da geht es dann um die Schönheit von Tel Aviv und den Kontrast zu Jerusalem: Zwei verschiedene Welten seien das. Doch Lanz spricht auch über seine Eindrücke aus Gaza. Der 54-Jährige besuchte den hermetisch abgeriegelten, schmalen Küstenstreifen mit seinen mehr als zwei Millionen Einwohnern einst.
- Situation in Gaza: Hamas lockt Israel in die Falle
"Das ist ja hier wie im Mittelalter. Du fährst vorbei an Häusern, die noch in Schutt und Asche liegen", schildert Markus Lanz und sagt an anderer Stelle auch: "Du kennst einen Tigerkäfig im Zirkus? Und der Weg hinein in den Zirkus ist so ein Gittergang, durch den diese Raubtiere hineingeführt werden. Stelle dir einen solchen Gittergang in größer vor und in kilometerlang: So wirst du hereingeführt nach Gaza [...] und am Ende sitzt dort die Hamas und sagt: 'Guten Tag, die Ausweise bitte!'"
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Anschließend kommt auch Richard David Precht zu Wort. Er sehe "überhaupt keine Perspektive. Jetzt nachdem diese Gräueltaten durch die Hamas begangen worden sind, wird Israel ja darauf reagieren. Weil sie sich sagen: Wir können ja nicht nicht reagieren und geben damit diesen Verbrechern auch noch Recht. Dies wird wieder zu mehr Gewalt führen, diese Gewalt wird wieder zu heftigerer Unterstützung der anderen arabischen Staaten für die Hamas führen."
So gehe das immer weiter, laut Precht. Anschließend urteilt er: "Israel bekommt jetzt natürlich durch das enorme Unrecht und die Verbrechen, die da begangen sind, eine Art Freibrief. Und du weißt nicht, wofür der langfristig genutzt wird. Und da habe ich Angst vor." Es ist jedoch nicht die erste Stelle, mit der Precht in diesem Podcast irritiert.
Orthodoxe Juden und die angebliche Arbeit im "Diamantenhandel"
Denn bereits zuvor, ab etwa Minute zwölf des insgesamt mehr als einstündigen Gesprächs gibt es bereits eine kurze Einschätzung Prechts, die nun vielfach in den sozialen Medien diskutiert wird. Dort gibt der 58-Jährige an, orthodoxen Juden sei es von der Religion her untersagt zu arbeiten und fügt dann an: "außer ein paar Dingen wie Diamanthandel und Finanzgeschäfte". Genau dieser Ausschnitt kursiert nun in den sozialen Medien, weil er alte Vorurteile gegen Juden verbreitet und antisemitisch zu verstehen ist.
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Doch Markus Lanz lässt die Aussage seines Gesprächspartners so stehen, mehr noch: Er bejaht dessen Ausführung, unterstützt die Informationen, als wären es allseits bekannte, bestens dokumentierte Fakten. Doch auch wenn es orthodoxe Juden gibt, die ihr Leben dem Studium der Tora verschrieben haben und deshalb keiner klassischen Arbeit im westlichen Sinne nachgehen, gibt es für die Einschränkung "Diamentenhandel und Finanzgeschäfte" keine Belege. "Wenn es nicht so antisemitisch wäre, wäre es so traurig", schreibt deshalb eine Userin auf der Plattform X (ehemals Twitter).
"Miethaie, Medienmanipulatoren und Rothschild-Lobbyisten"
"Wir haben ziemlich sicher im fünften Schuljahr gelernt, dass Juden ausweichen mussten auf Berufe, die Christen verboten waren. Precht kommt wie ich aus Nordrhein-Westfalen, aber vielleicht hat er noch unter einem anderen Lehrplan gelernt", fügt zudem ein weiterer Kommentator zu den vermeintlichen Fakten an – und erläutert die geschichtliche Dimension dahinter. Der Vorwurf des Antisemitismus geistert nun gegen Richard David Precht durch die sozialen Medien. Einige unken schon, warum Precht nicht noch andere "typische jüdische Berufe" erwähnt hat, und nennen ironisch "Miethaie, Medienmanipulatoren und Rothschild-Lobbyisten" als Beispiele.
Auch Markus Lanz kommt dabei nicht gut weg. Dass er Prechts Aussagen unwidersprochen stehen lässt und diese sogar noch unterstützt, löst Empörung aus. "Dass ein Herr Precht auf diesem unterirdischen Niveau sein ressentimentgeladenes Halbwissen triumphalistisch präsentieren kann, ohne dass ihm sein Gegenüber in die Parade fährt" sei "der eigentliche Skandal", so ein Kommentar auf X.
- spotify.com: "Ausgabe 110 (über Israel und den Gazastreifen)"
- twitter.com: #Precht