Nach Vilnius-Konzert Lindemann bleibt von Shelby-Lynn-Ermittlungen verschont
Das Auf und Ab im Fall Lindemann geht weiter. Während die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt, hat eine ausländische Behörde anders entschieden.
Seit vergangener Woche sind die Ermittlungen gegen Rammstein-Frontsänger Till Lindemann und die selbsternannte "Casting-Direktorin" Alena Makeeva öffentlich. Die Berliner Staatsanwaltschaft hat ein Verfahren eröffnet, will Tatvorwürfe aus dem Bereich der Sexualdelikte und der Abgabe von Betäubungsmitteln aufklären. Mehrere Frauen hatten Lindemann vorgeworfen, sie missbraucht zu haben, auch von eingesetzten K.-o.-Tropfen war die Rede.
Dazu gehörte auch die Nordirin Shelby Lynn. Sie brachte die Lawine an Anschuldigungen gegen den 60-Jährigen ins Rollen, nachdem sie ein Rammstein-Konzert am 22. Mai im litauischen Vilnius besucht hatte. Sie mutmaßte, betäubt worden zu sein, weil sie sich Verletzungen an ihrem Körper nicht erklären konnte und sagte, der Sänger wollte Sex mit ihr, aber sie habe abgelehnt – daraufhin habe Till Lindemann "aggressiv" reagiert.
Shelby Lynn erstattete Anzeige in Vilnius. Doch erst einmal passierte lange nichts. Auf Anfrage von t-online teilte die örtliche Polizei aus der litauischen Hauptstadt am 13. Juni mit, keine Ermittlungen gegen Till Lindemann einzuleiten. Es gebe keine "Beweise für ein Verbrechen", so ein Sprecher. Doch die "finale Entscheidung" treffe die "Staatsanwaltschaft". Und diese ist nun verkündet worden – zugunsten Lindemanns.
Vilnius: Es habe keine "objektiven Beweistatsachen" gegeben
Wie das öffentlich-rechtliche Medium "LRT" aus Litauen am Freitag mit Berufung auf die Staatsanwaltschaft Vilnius berichtete, sei nach "Prüfung und Auswertung (...) der erhaltenen Daten die Rechtmäßigkeit und Angemessenheit der Entscheidung" der Polizei bestätigt worden. Ein Ermittlungsverfahren gegen Lindemann werde es aufgrund der Vorfälle am 22. Mai beim Rammstein-Konzert also nicht geben.
In einer Pressemitteilung der Behörde heißt es noch, es seien keine "objektiven Beweistatsachen" gefunden worden, die "das Zufügen körperlicher und psychischer Gewalt" belegen könnten. An der Art und Weise der Ermittlungen gab es allerdings viel Kritik. So hatte die Polizei die Anzeige Shelby Lynns erst gar nicht aufgenommen und eine Vernehmung erst Tage später durchgeführt, als der Druck durch die öffentliche Berichterstattung gestiegen war. Das litauische Zentrum für Menschenrechte forderte daraufhin eine Untersuchung der Polizeiarbeit.
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Shelby Lynn hat sich derweil zu der Entscheidung in Litauen geäußert. "Das ist kaum eine Neuigkeit, und – Überraschung –, die Polizei von Vilnius weigert sich, zu ermitteln. Ich war mir ziemlich sicher, dass meine Beschwerde nichts bringen würde." Sie habe nun die Hoffnung, dass die Ermittlungen in Berlin gegen Lindemann ein anderes Ende nehmen.
Das Berliner Ermittlungsverfahren läuft bereits seit dem 7. Juni, erst eine Woche später wurde es öffentlich kommuniziert. Die deutsche Behörde befürchtete, es gehe mit der Mitteilung eine "Vorverurteilung" der Beschuldigten einher. Till Lindemann lässt die Anschuldigungen gegen sich über seine Anwälte zurückweisen. Eine auf Sexualstrafrecht spezialisierte Anwältin sagte t-online, das Verfahren könne sich über "Monate bis Jahre" ziehen, "weshalb eine Anklage in nächster Zeit nicht zu erwarten ist", so Galina Rolnik.
- lrt.lt: "Prokuratūra: sprendimas atsisakyti tirti galimą prievartą "Rammstein" koncerte – pagrįstas" (litauisch)
- twitter.com: Profil von Shelby Lynn