Gesundheitsminister meldet sich zu Wort Tina Turners Fehleinschätzung – und wie Lauterbach sie bewertet
Schicksalsschläge prägten die letzten Jahre der Sängerin. Der Kampf gegen ihre schwere Krankheit wäre beinahe vorzeitig geendet.
Noch ist die konkrete Ursache des Tods der Pop-Ikone nicht bekannt – Tina Turner hatte aber schon über Jahre mit schweren gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Sie begannen bereits in ihrer frühen Karriere in den Siebzigerjahren, als Bluthochdruck bei ihr diagnostiziert wurde. Erst rückblickend wurde ihr die Tragweite bewusst.
"Hielt meinen Körper für unverwundbar"
"Ich kann mich nicht erinnern, dass mir jemals erklärt wurde, was Bluthochdruck bedeutet oder wie er sich auf den Körper auswirkt", sagte Turner viele Jahre später der Website "Show Your Kidneys Love". "Ich wollte die Tatsache nicht akzeptieren, dass ich für den Rest meines Lebens täglich Medikamente brauche. Viel zu lange hielt ich meinen Körper für unverwundbar", sagte Turner. Dass er das nicht war, muss ihr spätestens 2013 klar geworden sein.
In jenem Jahr erlitt die Sängerin einen Schlaganfall, der wohl durch ihren jahrzehntelang unbehandelten Bluthochdruck ausgelöst wurde. "Damals habe ich entdeckt, dass ich nicht alleine stehen kann", schrieb Turner später in ihren Memoiren. Verängstigt sank sie auf eine Couch, überlebte zwar – erfuhr aber, dass der Bluthochdruck auch ihre Nieren erheblich in Mitleidenschaft gezogen hatte.
Erstmals begann sie, Medikamente einzunehmen. Aber über Jahre sollte sie sich immer schlechter fühlen. Schließlich musste sie eine weitere lebensbedrohliche Diagnose verkraften: Drei Jahre nach ihrem Schlaganfall stellten Ärzte Darmkrebs bei ihr fest. Und da sie glaubte, unter den Nebenwirkungen ihrer Medikamente zu leiden, stellte sie schließlich auf Homöopathie um – ohne ihre Ärzte darüber zu informieren.
"Wäre das Risiko nie eingegangen"
"Selten in meinem Leben hatte ich mich so geirrt", sagte Turner später. Denn bei ihrer nächsten Routineuntersuchung erfuhr sie, dass sie nicht unter den Nebenwirkungen ihrer Medikamente gelitten hatte – sondern unter ihrer Nierenerkrankung im Endstadium.
"Wie konnte ich nur auf die Idee kommen, Entscheidungen über meine Behandlung allein zu treffen? Hätte ich eine Ahnung von dem Risiko gehabt, das ich einging, wäre ich nie das Risiko eingegangen", sagte Turner. Die Homöopathie hatte ihren Zustand drastisch verschlechtert. Dialyse wurde notwendig. "Es war deprimierend, stundenlang an eine Maschine angeschlossen zu sein, aber es war meine einzige Option."
Tina Turners offener Umgang mit ihrer fatalen Fehlentscheidung bei der homöopathischen Behandlung ihrer Symptome brachten ihr nachträglich lobende Worte ein. So meldete sich am Donnerstag nach dem Tod Turners der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach von der SPD zu Wort. Auf Twitter schrieb er: "Beeindruckende Beschreibung von Tina Turner wie Homöopathie ihre Niere zerstört hat."
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Als sich Tina Turners Zustand bis 2017 auch aufgrund der Homöopathie immer weiter verschlechterte, rettete ihr Mann Erwin Bach ihr das Leben. Er bot an, seine Niere für eine Transplantation zu spenden. Ein kompliziertes Verfahren, das nicht ohne Komplikationen verlief.
"Ich weiß, dass ich ihnen und ihren Therapien vertrauen kann"
"Mir war ständig übel und schwindlig, ich vergaß Dinge und hatte viel Angst", sagte Turner dazu. Immer wieder musste sie ins Krankenhaus eingeliefert werden, arrangierte sich aber damit: "Ich nehme mehrere Medikamente ein und achte sehr darauf, dass ich die Anordnungen meiner Ärzte genau befolge. Denn ich weiß, dass ich ihnen und ihren Therapien vertrauen kann."
Am Mittwoch gab nun ihr Agent bekannt, sie sei nach "langer Krankheit" in ihrer Schweizer Heimat gestorben. Mehr Details wurden nicht bekannt. Zur konkreten Todesursache haben sich Management und Familie nicht geäußert.
- nau.ch: "Tina Turner (83): Ihr langer Kampf gegen die Krankheit"
- heute.at: "Schwer krank: Tina Turners Mann musste ihr Leben retten"