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ZDF-Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein: "Mir tut das einfach irre leid"


Interview
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Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein
"Mir tut das einfach irre leid"

  • Steven Sowa
InterviewVon Steven Sowa

Aktualisiert am 19.10.2022Lesedauer: 5 Min.
Katrin Müller-Hohenstein: Die ZDF-Moderatorin geht mit Kritik gelassen um.Vergrößern des Bildes
Katrin Müller-Hohenstein: Die ZDF-Moderatorin geht mit Kritik gelassen um. (Quelle: Imago Images)

Sie war eine der ersten Moderatorinnen, die sich in der Männerdomäne Fußball durchsetzten. Ist das der Grund, warum Katrin Müller-Hohenstein Frauen etwas zurufen will?

Sie wirkt abgebrüht, aber nicht arrogant. Als t-online Katrin Müller-Hohenstein per Telefon zum Interview bittet, fällt schnell ein Wort, das sich durch das gesamte Gespräch zieht: cool. Ein Attribut, das die Moderatorin gut beschreibt – in vielerlei Hinsicht. Denn manche TV-Zuschauer üben an dieser Eigenschaft der 57-Jährigen auch hin und wieder Kritik.

Die gebürtige Fränkin bringt das nicht aus der Ruhe. Ihren Job beim ZDF macht sie inzwischen schon so lange, dass sie "im besten Sinne eine Routine entwickelt" habe. Dennoch macht sich Katrin Müller-Hohenstein Sorgen. Mit Blick auf weiblichen Nachwuchs für die Branche urteilt sie: "Ich finde, junge Frauen können mehr." Was dahintersteckt, lesen Sie im t-online-Interview.

t-online: Frau Müller-Hohenstein, hatten Sie viel Glück in Ihrer Karriere?

Katrin Müller-Hohenstein: Also im Sport sagen wir: "Immer Glück ist Können." Aber ich sage mal so: Ganz ohne Glück geht es natürlich nicht. Es war die Nachfrage da und das war mein Glück.

Sie meinen das ZDF: Denn der Sender suchte vor knapp 20 Jahren händeringend eine Frau – und sie ergriffen Ihre Chance.

Auch da war vielleicht Glück im Spiel. Denn es gab einen Kollegen, der mich getrieben hat, dort endlich anzurufen und mich zu bewerben. Aus eigener Initiative hätte ich das wohl nie gemacht. Beim Rest bin ich so selbstbewusst zu sagen, dass ich mir das erarbeitet habe.

Sie strotzen also vor Selbstbewusstsein?

Nein, vor allem nicht damals. Denn bis ich zum ZDF kam, hatte ich mit dem Fernsehen wirklich überhaupt nichts zu tun. Ich hatte nur Erfahrungen im Radiobereich. Und dann kam dieser nächste riesige Schritt. Es hat mich schon Überwindung gekostet, dort anzurufen und mich zu bewerben.

Ist das ein Erfahrungswert, den Sie nun anderen vermitteln können, frei nach dem Motto: Traut euch etwas zu?

Ja, genau so. Nicht nur die jüngere Generation, sondern ganz speziell die weibliche jüngere Generation. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele junge Mädchen sehr zögerlich sind. Dabei sind sie das Gegenteil: Da wächst eine coole Generation heran. Gerade den Mädchen möchte ich zurufen: "Bitte meldet euch mit beiden Händen, nicht zaghaft, ihr könnt etwas und ihr habt es drauf. Go for it".

Welchen Traum hatten Sie als kleines Mädchen?

Ich wollte eigentlich immer nur so cool werden wie meine Mama. Das ist jetzt nicht so dahingesprochen, ich habe eine extrem coole Mutter. Wenn ich früher zu Hause von Jungs Besuch bekam, hatte ich immer mal so ein bisschen das Gefühl, die kommen wegen meiner Mutter und gar nicht so sehr meinetwegen.

Und haben Sie es geschafft? Würde Ihr Sohn Sie als cool bezeichnen?
Oh ja, aber unbedingt. Da bin ich mir sogar sehr sicher, dass er das sagt. Mein Sohn und ich haben ein extrem gutes Verhältnis und ich finde meinen Sohn super und ich glaube, er findet seine Mutter auch super. Vielleicht sogar cool.

Sind Sie denn überhaupt noch nervös? Zum Beispiel, wenn Sie plötzlich im Unterhaltungsbereich tätig sind und den "Blauen Panther" moderieren – einen TV- und Streaming-Award?

Ich habe vergangenes Wochenende meine 230. "Sportstudio"-Sendung moderiert. Das ist inzwischen nichts mehr, was mir schlaflose Nächte bereitet. Ich habe dafür im besten Sinne eine Routine entwickelt, mich bringt so schnell nichts mehr aus der Ruhe. Aber gerade deshalb ist es auch so reizvoll, sich hin und wieder anderswo neue Impulse zu holen.

Beim ehemaligen Bayerischen Filmpreis geht es um Filme, das Kino, um gutes Fernsehen: Moderieren Sie als Fan oder haben Sie durch Ihr abgebrochenes Studium der Theaterwissenschaften auch einen Kennerblick auf die Materie?
(Lacht) Nein, mein Studium der Theaterwissenschaft war reines Alibi. Einen Kennerblick habe ich sicher nicht. Ich bin einfach nur Zuschauerin und widme mich dem Thema mit der gebotenen Ernsthaftigkeit, aber auch mit der nötigen Heiterkeit.

Sie sind sehr verwurzelt in Bayern. Kürzlich wurden Sie mit dem Verdienstorden des Freistaates geehrt. Den dürfen immer nur 2.000 noch lebende Menschen in Bayern tragen.

Richtig. Ich kann Ihnen noch mehr erzählen. Wissen Sie, was ich jetzt darf? Ich darf jetzt bis an mein Lebensende mit der bayrischen Schifffahrtsgesellschaft auf den bayrischen Seen umsonst Schiff fahren und ich darf außerdem jedes staatliche Museum umsonst besuchen.

Wie war der Abend der Verleihung für Sie?
Ich saß zufällig neben Hansi Flick, das war natürlich besonders lustig. Wir haben uns einfach so nett unterhalten. Aber es war insgesamt, das kann ich nicht anders sagen, ein irrer Moment.

Irre ist auch, was manchmal an Kritik auf Sie einprasselt – vor allem aus den sozialen Medien. Gibt es Tage, an denen Sie nicht gut einschlafen können?

Nö. Zunächst einmal prasselt Kritik ja auf jeden ein, der seine Rübe irgendwo raushält. Das ist so in Zeiten von Social Media. Ich bekomme davon aber kaum was mit. Ich bin nicht der Mensch, der stundenlang auf Instagram oder Twitter rumhängt. Ich würde auch nie auf die Idee kommen, meinen Namen zu googeln. Das ist mir völlig wumpe. Ich mache den Job nicht, weil ich es toll finde, auf der großen Bühne zu stehen, sondern ich mache diesen Job, weil er mir inhaltlich Spaß macht. Es wird immer Leute geben, denen das nicht gefällt.

Wie gehen Sie mit Kritik um?

Alles, woraus ich etwas lernen kann, nehme ich gerne an. Alles, was unter die Gürtellinie geht, ist keine Kritik. Das brauche ich aber nicht einmal ignorieren, weil es mich nicht erreicht.

In einem Interview sagten Sie in Richtung junger Frauen: "Lasst bitte den ganzen Influencer-Quatsch sein." Das war vor zwei Jahren. Sind Ihnen soziale Medien ein Dorn im Auge?

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Nein, um Gottes willen: Ich habe überhaupt nichts gegen Social Media. Ich habe nur ein Problem damit, wie es teilweise genutzt wird. Es gibt ganz tolle Instagram-Accounts, aber es gibt eben auch die, wo junge Frauen meinen, es würde reichen, ein paar gefilterte Bilder hochzuladen, um eine große Influencer-Karriere zu starten. Damit kann ich überhaupt nichts anfangen. Jeder darf natürlich machen, was er will. Aber ich glaube nicht, dass das im Leben am Ende so richtig glücklich macht. Ich finde, junge Frauen können mehr als das.

Aber Frauen wie Cathy Hummels sind als Influencerin erfolgreich geworden und bekommen heute Moderatorenjobs fürs Fernsehen angeboten.

Da gibt es einige Wenige, das stimmt. Das Problem ist: Die haben eine Vorbildfunktion. Ich erzähle Ihnen nichts Neues. Wie viel Prozent der jungen Mädchen sind kreuzunglücklich wegen genau dem, was sie da sehen auf Instagram. Diese Körperideale, dieser Schönheitswahn. Mir tut das einfach irre leid.

Viele junge Frauen geben heute als Berufswunsch an, sie wollen Influencerin werden.

Also wenn ich eine Tochter hätte, würde ich sagen: "Pass mal auf, ich hätte da noch ein paar andere Ideen."

Aber Ihrem Sohn werden Sie doch genauso etwas gesagt haben, oder?

Nein, der durfte immer machen, was er wollte. Dürfte eine Tochter ja selbstverständlich auch. Am Ende würde ich mich nie einmischen. Ich glaube aber tatsächlich, dass das bei Jungs nochmal ein anderes Thema ist, vor allem mit Blick auf das Wetteifern um teils ungesunde Schönheitsideale.

Verwendete Quellen
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