Ungewöhnliche Kulisse Hintergrund gibt Rätsel auf: Vor welchem Bild saßen Scholz und Co.?
Die Bundesregierung um Kanzler Olaf Scholz hat am Sonntag ein Milliarden-Paket zur Krisenbewältigung vorgestellt. Das war nicht das einzig Aufsehenerregende.
Mehr als 65 Milliarden Euro will die Bundesregierung ausgeben, um die hohe Belastung der Bürger in der Krise abzufedern. Nun wird über den Nachfolger des 9-Euro-Tickets gesprochen, diskutiert, warum bei der Übergewinnsteuer im Entlastungspaket plötzlich von "Zufallsgewinnen" die Rede ist. Hier gibt es einen Überblick über die Maßnahmen.
Ein Detail rückte dabei in den Hintergrund – buchstäblich. Denn die Kulisse für die Verkündung war durchaus ungewöhnlich. Statt steriler blauer Wand, wie sonst üblich, war ein riesiges Wandgemälde zu sehen. In gelb und schwarz gehalten wirkte es eher wie zu Zeiten der Union/FDP-Koalition ausgewählt. Wilde Muster, dazu skizzenhafte Augen eingebettet in kreisrunde Formen. So viel stand fest: Das Bild stach ins Auge.
Doch was hat es mit der Malerei auf sich? Tatsächlich hängt das Bild schon seit Beginn der 2000er dort im Bundeskanzleramt, wo Olaf Scholz, Christian Lindner, Omid Nouripour und Saskia Esken die Regierungsmaßnahmen erklärten. Es ist ein Werk des Künstlers Ernst Wilhelm Nay. Er verstarb bereits 1968, gilt aber als einer der bedeutendsten Maler der deutschen Nachkriegskunst. Kurz vor seinem Tod wurde Nay mit dem Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.
Dauerleihgabe der Documenta ans Kanzleramt
Es hängt dort mit zwei weiteren Exemplaren Nays im großen Presse- und Informationssaal des Kanzleramts. Die sogenannten "Augenbilder" werden als "ein Höhepunkt der abstrakten Malerei in Deutschland gewertet", wie es auf einem Kunstportal heißt. Gekostet haben sie den Staat offenbar nichts. Sie sind als Dauerleihgabe von der Documenta ins Kanzleramt gezogen.
Alle drei Bilder von Ernst Wilhelm Nay sind vier Mal vier Meter groß und hängen nebeneinander an der Wand. Gerhard Schröder soll sich an den großen Augen im Rücken immer gestört haben; deshalb habe er das mittlere Bild, vor dem nun Scholz und Co. saßen, durch den Bundesadler verdecken lassen, heißt es in einem Bericht des "Deutschlandfunk".
Welchen Wert die Gemälde haben, lässt sich nicht genau beziffern. Klar ist nur, dass Nays Werke hoch gehandelt werden. Zwischen 450.000 und 750.000 Euro, müsse man durchschnittlich für seine Bilder berappen, berichtete 2017 die "Welt". Eines von Nays Bildern wurde gar einst für stolze 2,3 Millionen Euro versteigert.
- deutschlandfunk.de: "Wenn die Farbe vom Himmel fällt"
- arthist.de: "Jäger/Steingräber/Vagassky (Hgg.): Kunst im Bundeskanzleramt"
- welt.de: "Millionen für den Maler der Scheibenwelt"