"Ich war verärgert" Ghostwriter von Harry packt über Zoff mit dem Prinzen aus
Prinz Harry hat seine Memoiren mithilfe eines renommierten Schriftstellers verfasst. Dieser erzählt nun erstmals, wie die Zusammenarbeit mit dem Royal lief.
Geheimnis gelüftet: Der US-amerikanische Journalist und Autor J. R. Moehringer verrät, über welche Stelle in "Reserve" er mit Prinz Harry besonders heftig stritt. Im US-Magazin "New Yorker" gewährt der Ghostwriter nun erstmals Einblicke in den Entstehungsprozess der royalen Memoiren.
"Ich war verärgert über Prinz Harry. Mein Kopf hämmerte, mein Kiefer war verkrampft, und ich begann, meine Stimme zu erheben", schreibt Moehringer dort. "Und doch war ein Teil von mir immer noch in der Lage, aus der Situation herauszutreten und zu denken: Das ist so seltsam. Ich schreie Prinz Harry an."
In dem Moment im Sommer 2022 fürchtete der US-Journalist, dass seine zweijährige Arbeit mit dem abtrünnigen Prinzen, der sich mit seiner Frau Meghan Anfang 2020 zum Austritt aus dem Königshaus entschieden hatte, vorbei sein könnte.
Harry bestand auf einer Szene, weil er dadurch schlagfertig wirkte
Grund soll laut Moehringer eine Szene gewesen sein, in der Harry über seine Zeit beim Militär berichtet. Im Rahmen einer Übung wird er dabei von falschen Terroristen gefangen genommen. Einer davon habe Harry eine gehässige Bemerkung über dessen verstorbene Mutter Diana an den Kopf geworfen.
Harry reagierte damals mit einem flapsigen Spruch. Und dies wollte er unbedingt in dem Buch unterbringen. Doch sein Co-Autor hatte diese Passage schon mehrfach gestrichen, weil er sie für "unnötig und etwas albern" hielt. "Gut für Harry, dass er den Mut dazu hatte, aber mit dem, was er sagte, zu enden, würde die Bedeutung der Szene verwässern: Dass selbst in den bizarrsten und abseitigsten Momenten seines Lebens seine zentrale Tragödie eindringt", so Moehringer im "New Yorker".
Doch bei dem Zoom-Gespräch, das laut Moehringer mitten in der Nacht stattfand, bestand Harry einmal mehr auf dieser Stelle. Er wolle den Menschen, die "sein ganzes Leben seine intellektuellen Fähigkeiten heruntergespielt hätte", zeigen, dass er selbst in dieser Ausnahmesituation eine smarte Antwort parat hatte.
"Es macht mir wirklich Spaß, dich so zu provozieren"
Moehringer verstand das Ansinnen des Prinzen, wollte die Passage aber trotzdem streichen. Es gehe in dem Buch paradoxerweise nicht um Harry, und wie er von der Welt gesehen werden will. Sondern um einzelne Ereignisse, "die größte Resonanz bei einem breiten Spektrum von Menschen finden". "An diesem Punkt der Geschichte müssen diese Menschen nicht mehr wissen, als dass deine Entführer etwas Grausames über deine Mutter gesagt haben", so der Ghostwriter zu Harry.
Dann sah der Prinz die Einwände seines erfahrenen Autors ein. "Es macht mir wirklich Spaß, dich so zu provozieren", sagte er mit einem Grinsen zu Moehringer, der bereits durch die Zusammenarbeit mit Andre Agassi zu dessen Biografie "Open: Das Selbstporträt" im Jahr 2009 Erfahrungen mit bekannten Persönlichkeiten und schwierigen Lebensläufen gesammelt hatte.
Ansonsten kamen Moehringer und Harry wohl gut miteinander aus, abgesehen von ein paar kleinen Meinungsverschiedenheiten beim Schreiben, wie der Schriftsteller berichtet. Eine Gemeinsamkeit habe sie zusammengeschweißt: der Verlust ihrer Mütter. J. R. Moehringer hatte seine Mutter gerade verloren. Und obwohl Diana bereits 1997 verstorben war, habe sich die Trauer um sie bei Harry so frisch wie bei ihm angefühlt, so der Journalist.
Moehringer wohnte während seiner Arbeit teilweise im Gästehaus von Harry. Dort besuchte ihn öfter dessen Gattin Meghan mit dem gemeinsamen Sohn Archie, um ihm über sein Heimweh hinwegzuhelfen. Bei seiner Abreise schenkte ihm Meghan Spielzeug für seine Kinder, verrät der 58 Jahre alte Pulitzerpreisträger jetzt in dem Essay.
- newyorker.com: "Notes from Prince Harry’s Ghostwriter" (englisch)
- Mit Material der Nachrichtenagentur spot on news