Prinz Harry erhebt neue Vorwürfe "Ich erkenne meinen Vater und meinen Bruder nicht wieder"
Vor laufender Kamera rechnet Prinz Harry erneut mit der britischen Königsfamilie ab. Darüber hinaus schlägt der 38-Jährige aber auch ganz andere Töne an.
"Ich will meine Geschichte selber erzählen", sagte Prinz Harry gleich zu Beginn des Gesprächs. Vor der Veröffentlichung seiner Memoiren am 10. Januar hat der 38-Jährige drei Interviews gegeben. Das erste zeigte ITV am Sonntagabend in Großbritannien. Der Royal lud den britischen Journalisten Tom Bradby, mit dem er seit 20 Jahren befreundet ist, nach Kalifornien ein.
Die beiden unterhielten sich über den plötzlichen Tod seiner Mutter, seine Erfahrungen mit Drogen, aber auch über das schwierige Verhältnis zu seiner Familie. So kritisierte Harry zum Beispiel das britische Königshaus scharf für dessen Umgang mit Problemen. Nach mehreren Vorwürfen von ihm und seiner Frau Meghan hatte der Palast auf Anfrage keinen öffentlichen Kommentar abgegeben. "Das Schweigen ist ohrenbetäubend."
"Das fügt Großbritannien großen Schaden zu"
Der Royal kritisierte außerdem die Strategie seiner Familie, Geschichten und Narrative in den britischen Boulevardmedien zu platzieren. "Manche Royals gehen mit dem Teufel ins Bett." So seien zum Beispiel private Unterhaltungen zwischen ihm, William und Camilla an die Öffentlichkeit gelangt. Wenn "royale Insiderquellen" zitiert würden, kämen diese Informationen vom Palast. Korrespondenten würden gefüttert und stellten das Narrativ nicht infrage. "So wie sich die britische Presse momentan aufführt, fügt das Großbritannien großen Schaden zu", so Harry.
Der Prinz hofft trotz seiner harschen Kritik auf eine Versöhnung mit seiner Familie, möchte aber auch, "dass meine Familie Verantwortung übernimmt, für die Dinge, die geschehen sind". Weiter sagte er: "Ich wünsche mir meinen Vater und meinen Bruder zurück, aber im Moment erkenne ich sie nicht wieder und sie mich wahrscheinlich auch nicht." Eine Vergebung sei zu 100 Prozent eine Möglichkeit.
"Ich glaube wirklich und ich hoffe, eine Versöhnung zwischen uns und meiner Familie könnte Auswirkungen auf die ganze Welt haben." Vielleicht sei das naiv, aber er glaube daran. Zwischendurch scheint Harry in dem Interview fast den Tränen nahe. Wortreich bedauert er mangelnde Unterstützung seiner Familie und wie sich die Fronten verhärtet haben. "Ich sitze hier und bitte um eine Familie", sagt Harry. "Nicht um eine Institution, um eine Familie."
William hatte Zweifel an Beziehung mit Meghan
Am 10. Januar werden Prinz Harrys Memoiren "Spare" (deutsch: "Reserve") veröffentlicht. Bereits am Donnerstag waren erste Details aus der Autobiografie durchgesickert, weil mehrere Buchläden das Werk zu früh zum Verkauf anboten. Die schwersten Vorwürfe soll Harry im Buch gegen seinen Bruder erheben, der ihn gar im Streit zu Boden geworfen und verletzt haben soll. Auslöser waren demnach Vorwürfe gegen Meghan.
Auch jetzt im Interview erzählte Harry, dass William nicht ganz einverstanden mit der Beziehung gewesen sei. Der 40-Jährige habe seinem jüngeren Bruder zwar nicht von der Heirat abgeraten, aber "er hat schon sehr früh Zweifel geäußert", so Harry. Sein Bruder habe ihn gewarnt, dass es "sehr hart" für ihn werden könne. "Vielleicht hat er die Reaktion des britischen Boulevards vorausgeahnt."
Das Interview wird auch in Deutschland zu sehen sein. Am kommenden Montag, dem 9. Januar, zeigt RTL im Rahmen der Sendung "Exclusiv Spezial: Harry – Das Interview" um 17 Uhr das Gespräch zwischen Prinz Harry und Tom Bradby. Moderatorin Frauke Ludowig und Adelsexperte Michael Begasse werden laut Senderangaben Einordnungen liefern.
- ITV1: "Harry: The Interview" vom 8. Januar 2022
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa