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König Felipe und Letizia in Deutschland: Staatsbesuch als Ablenkungsmanöver?


Felipe und Letizia in Deutschland
Ein Staatsbesuch als Ablenkungsmanöver?

Von t-online, dpa, sow

Aktualisiert am 17.10.2022Lesedauer: 5 Min.
König Felipe und seine Frau Letizia: Das spanische Königspaar ist auf Deutschlandbesuch.Vergrößern des Bildes
König Felipe und seine Frau Letizia: Das spanische Königspaar ist auf Deutschlandbesuch. (Quelle: Michael Kappeler/AP)

Felipe und Letizia stehen in Spanien unter Druck. Da kommt der Deutschlandbesuch gerade recht. Oder? Die ersten Eindrücke sprechen eine deutliche Sprache.

Glamour und Gloria in Berlin: Spanien und Deutschland wollen ihre ohnehin schon guten Beziehungen weiter vertiefen. Das haben Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und König Felipe VI. zum Auftakt eines Staatsbesuchs des spanischen Königspaares am Montag in der deutschen Hauptstadt betont.

"Spanien und Deutschland können sich aufeinander verlassen", sagt Steinmeier nach einem Gespräch mit Felipe und es klingt auch wie eine Solidaritätsbekundung in Richtung des spanischen Königs. Was der Bundespräsident aber vor allem meint: In einer Zeit, in der Russland die Ukraine angreift, müsse man in Europa zusammenstehen. Schließlich zeige das Beispiel der ukrainischen Flüchtlinge, wie diese überall in Europa aufgenommen werden, das die EU ihrer Rolle gerecht werde.

Letizia und Büdenbender Arm in Arm

Der Bundespräsident und seine Frau Elke Büdenbender begrüßten König Felipe VI. und Königin Letizia am Vormittag bei strahlendem Herbstwetter vor dem Schloss Bellevue mit militärischen Ehren. Das Stabsmusikkorps der Bundeswehr spielte die Nationalhymnen beider Länder. Büdenbender und Letizia trugen dunkelblaue Kleider – womöglich sogar eine abgestimmte Aktion, mehr dazu hier.

Bevor Gastgeber und Gäste gegenseitig ihre Delegationen vorstellten, sprachen sie ausführlich mit einer Gruppe Schülerinnen und Schüler der Joan-Miró-Grundschule, einer bilingualen Schule in Berlin. Geduldig ließen sie Selfies machen und gaben Autogramme auf deutsche und spanische Papierfähnchen, die die Kinder dabei hatten. Andere Berliner und Touristen konnten das Königspaar später bei der Kranzniederlegung an der Neuen Wache auf Sichtweite erleben.

Der Auftakt des Besuchs war betont herzlich. So verließen Büdenbender und Letizia Arm in Arm den Saal, in dem ihre Männer zuvor vor Journalisten ihre Statements abgegeben hatten. Felipe dankte für den herzlichen Empfang und merkte begeistert an, "dass uns heute auch fast schon ein spanisches Wetter begrüßt hat".

Der Bundespräsident betonte nach einem Gespräch mit dem König, der russische Angriffskrieg in der Ukraine sei auch ein Krieg gegen die Einheit Europas. "Unser Appell ist, dass Europa sich in dieser Situation nicht spalten lässt." Steinmeier versicherte: "Der enge Austausch mit Spanien auf allen Ebenen ist mir ein besonderes Anliegen. Wir wollen zukünftig noch enger bei strategischen Fragen zusammenarbeiten und unsere bilaterale Kooperation in vielen Bereichen vertiefen."

Kommt der Ausflug nach Deutschland gerade gelegen?

In der spanischen Heimat herrscht für König Felipe VI. und seine Frau Letizia derzeit nicht nur eitel Sonnenschein. Erst am vergangenen Mittwoch musste der König das am eigenen Leib erleben. Bei einer Militärparade am spanischen Nationalfeiertag in Madrid ließ man ihn entgegen des Protokolls länger im Rolls-Royce warten, weil Ministerpräsident Pedro Sánchez sich zur zeremoniellen Begrüßung verspätet hatte.

Das Foto der mit ernster Miene im Auto ausharrenden Royals wurde Tags darauf von der renommierten Zeitung "El Mundo" und anderen Blättern auf Seite eins veröffentlicht. Der Regierungschef habe absichtlich gehandelt, meinten "El Mundo" und andere unisono. Er habe damit das Pfeifkonzert der mit seiner Arbeit unzufriedenen Zuschauer abschwächen und auch der Monarchie eins auswischen wollen, hieß es.

Der Staatsbesuch in Deutschland könnte für Felipe also auch eine willkommene Erholung vom Dauerstress in der Heimat sein. So war es bereits vorab im spanischen Fernsehen von einem Kommentator hervorgehoben worden.

Felipe hat sich bisher zwar nichts zuschulden kommen lassen, aber viele in seiner Heimat betrachten ihn als etwas zu "langweilig". Die sozial engagierte Letizia ist bei den Spaniern hingegen recht beliebt. Doch die politischen und familiären Probleme könnten mit dazu geführt haben, dass die Haare des 54 Jahre alten Monarchen seit der Thronbesteigung im Juni 2014 ergraut sind.

Der Unabhängigkeitskonflikt in Katalonien und Probleme wie der ständige Streit der linken Regierung mit der konservativen Opposition, der unter anderem zu einer Blockade der Justiz geführt hat, weil man sich seit 2018 nicht auf die Besetzung wichtiger Richterposten einigen kann, belasten die Arbeit des Staatsoberhaupts.

Knappe Mehrheit: Monarchie nicht mehr zeitgemäß

Und da ist auch noch die ständige Kritik des Koalitions-Juniorpartners Unidas Podemos. Die Linken fordern, dass das Königreich Spanien eine Republik wird – und stehen damit nicht allein da. Nach einer Umfrage des angesehenen Meinungsforschungsinstituts 40dB waren zuletzt 53 Prozent davon überzeugt, dass die Monarchie eine nicht mehr zeitgemäße Institution ist, die abgeschafft gehöre.

Daran schuld ist in erster Linie jedoch jemand ganz Anderes: Altkönig Juan Carlos. Felipes Vater lebt aufgrund verschiedener Skandale seit Sommer 2020 in Abu Dhabi im Exil. Bei seinem seitdem ersten und bisher einzigen Heimatbesuch schaffte es der 84-Jährige in nur fünf Tagen, dem Image der Monarchie weitere Kratzer zuzufügen. Er trat, wie Medien meinten, "unbescheiden" auf. Juan Carlos habe "die Chance verpasst", die Bürger "um Verzeihung zu bitten" und die "weder ethischen noch vorbildhaften Handlungen der vergangenen Jahre zu erklären", klagte auch Regierungssprecherin Isabel Rodríguez.

Zuletzt war er beim Staatsbegräbnis von Queen Elizabeth II. in London zu sehen. Auf einem Gehstock aufgestützt schleppte er sich durch die britische Metropole. Auch dort vermochte es der in Ungnade gefallene Altmonarch nicht, seinen ramponierten Ruf zu retten.

Privatvermögen von Felipe liegt bei 2,6 Millionen Euro

Die Zeche zahlt in erster Linie Felipe. Da hilft es wenig, dass das Königshaus zunehmend auf Transparenz und Genügsamkeit setzt. Als einzige Institution Spaniens bekommt die "Casa Real" auch nächstes Jahr wieder mal keine Etaterhöhung und muss mit 8,4 Millionen Euro auskommen. Felipe legte dieses Jahr erstmals sein Privatvermögen von 2,6 Millionen Euro offen. Eine respektable Summe, aber fast "Peanuts" im Vergleich zum Vermögen anderer europäischer Monarchen.

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Kundgebungen gegen die Monarchie sind zwar nicht häufig, sie kommen aber auch in Madrid immer wieder vor. Im katalanischen Girona wurde dieses Jahr unter anderem auch eine Pappfigur des Königs unter lautem Jubel verbrannt. Proteste jeglicher Art müssen Felipe und Letizia in Deutschland jedenfalls nicht befürchten.

Am Nachmittag traf sich der König mit Bundeskanzler Olaf Scholz zu einem Meinungsaustausch, am Abend gab es eine Einladung von Steinmeier und Büdenbender zu einem Staatsbankett im Schloss Bellevue. Am Dienstag nimmt das Königspaar schließlich am Deutsch-Spanischen Forum in Berlin teil, bevor es zur Eröffnung der Frankfurter Buchmesse in die hessische Metropole geht.

Gemeinsam waren Felipe und Letizia zuletzt 2014 in Deutschland. Diesmal ist es aber ein Staatsbesuch, und das ist schon etwas sehr Besonderes. Das spanische Königspaar absolvierte seit 2014 insgesamt nur zwölf davon. Der letzte liegt fast ein Jahr zurück und ging nach Schweden. Der Staatsbesuch in Deutschland sei "von enormer Bedeutung" und unterstreiche "die ausgezeichnete Dynamik der bilateralen Beziehung", hieß es zuvor aus diplomatischen Kreisen in Madrid. Wohl nicht nur aufgrund der rund 200.000 in Deutschland lebenden Spanier, sondern auch um der allgemeinen Stimmung Auftrieb zu verleihen.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
  • es.kiosko.net: El Mundo
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