Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Schon gehört? Beyoncé: Übertreiben wir es nicht ein bisschen?
t-online hat offene Ohren für die wichtigsten Alben der Woche und gibt Ihnen Musiktipps. Diesmal mit Beyoncé und einigen Headbangern.
Wenn Sie mal wieder richtig Lust auf neue Sounds haben, Ihnen aber die Zeit fehlt, sich durch die Veröffentlichungen der Woche zu hören, stimmt t-online Sie mit der wöchentlichen Rubrik "Schon gehört?" ein.
Beyoncé – Renaissance
Apple Music listet das neue Album von R'n'B-Queen Beyoncé Knowles-Carter schon wenige Tage nach der Veröffentlichung unter "Essenzielle Alben" beim Streamingangebot der Künstlerin auf. Das ist zum einen natürlich ein Ritterschlag, zum anderen aber auch voreilig. Tauchen hier meist wirkliche Klassiker wie "Dark Side of the Moon", "Rumours" oder "The Marshall Mathers LP" auf. Also Platten, die Künstler wie Pink Floyd, Fleetwood Mac oder Eminem geprägt haben.
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Hört man sich aber "Renaissance" an, dann ist das in der Tat ein starkes Album einer der relevantesten Sängerinnen der heutigen Zeit. 16 neue Songs in 62 Minuten. 16 Songs irgendwo zwischen R'n'B, Elektronik und Popharmonien. Der Opener "I'm That Girl" etwa klingt zu Beginn durch die schnell gesprochene Computerstimme ein bisschen wie Daft Punk. Erst als "Yoncé" sinnlich darüber singt, packt einen das so richtig. Passend dazu singt sie: "You know all these songs sound good, 'cause I'm on that hoe."
Was auffällt ist nicht nur das Selbstbewusstsein der Sängerin, sondern auch, dass sie selten das Midtempo verlässt. Die fetten Beats, die immer wieder alte Soulrhythmen aufgreifen, würde man selten mit dem Prädikat "flott" bezeichnen. Tracks wie "Alien Superstar", das tanzbare "Break My Soul", "America Has a Problem" oder "Plastic Off the Sofa" ziehen einen dennoch in den Bann.
Aber ist das siebte Album des ehemaligen Destinys-Child-Mitglieds wirklich schon essenziell oder ist der Hype um ihre Person einfach nur schon ein Superlativ, die eine andere Einordnung verbietet? Musikalisch wird hier viel geboten. Und ja, es sind gute Popmomente dabei. Nur ist "Renaissance" jetzt besser als "Lemonade"? Kann man das etwa fünf, sechs Tage nach der Veröffentlichung schon sagen? Nur schwer. Das Potenzial zum modernen Klassiker ist bestimmt da. Nur da sollten wir uns in ein, zwei Jahren noch einmal wieder sprechen.
Voivod – Forgotten in Space
Wenn man von "Kultband" spricht, ist das meist ein zweischneidiges Schwert. Ja, zu einem werden Gruppen damit bezeichnet, die eine große sowie über Jahre und Jahrzehnte treue Anhängerschaft haben. Aber es können auch Acts gemeint sein, die irgendwie in einer Szene bekannt und respektiert sind, aber nie den großen Durchbruch schafften – wie die kanadischen Voivod. In der Metal-Szene sind sie gefeiert, konnten aber nie so wirklich viele Platten verkaufen. Der Name ist dennoch fast jedem Headbanger ein Begriff.
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Mit dem Boxset "Forgotten in Space" würdigt Noise Records nun das frühe Schaffen der Band, als man noch zwischen Thrash und Progressive pendelte, bevor in den 90er Jahren mit jeglichen Konventionen gebrochen wurde und die Band noch eigensinniger zu Werke ging als ohnehin schon. Heißt: Hier werden die Alben "Rrröööaaarrr", "Killing Technology" und "Dimension Hatröss" in den Mittelpunkt gerückt.
Während "Rrröööaaarrr" noch recht thrashig und punkig klingt, entfalten die Kanadier ab "Killing Technology" ihr Potenzial. Dieses Album von 1987 ist herrlich skurril. Mal tritt man die Doublebass gut durch, mal wird man von total verschrobenen Riffs eiskalt erwischt. Das braucht diverse Durchläufe, um zu zünden. Der ein Jahr später erschienene Nachfolger "Dimension Hatröös" toppte das sogar noch – vom progressiven Anspruch, aber auch der Intensität her.
Die auf CD und farbigem Vinyl erhältliche Box wird angereichert mit einem rauen Livemitschnitt von 1986, den Demoaufnahmen zu "Dimension Hatröös" und einer üppigen DVD samt Interviews und weiteren Konzertaufnahmen abgerundet. Und wer noch immer nicht genug bekommen hat, der kann in einem fetten Booklet biografische Texte zur Band nachlesen.
Amon Amarth – The Great Heathen Army
Dass eine Band, die aus dem (melodischen) Death-Metal-Spektrum stammt, mal Arenen in Europa füllen könnte, das hat man vor 20, 25 Jahren nicht einmal zu träumen gewagt. Die Schweden von Amon Amarth haben aber genau das geschafft.
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Ihr Mix aus Death Metal, traditionellem Schwermetall, Melodie und nordischer Mythologie kam an. Die letzten beiden LPs der Truppe stiegen in Deutschland beide auf Platz 1 der Charts ein. "The Great Heathen Army" könnte daraus einen Hattrick machen. Setzte man besonders auf dem Vorgänger "Berseker" auf eher klassischen Heavy Metal mit Growls, updatet man nun diese Formel. Die neun neuen Songs klingen düsterer, teilweise besinnt man sich sogar wieder auf alte Glanztaten. "Dawn of Norsemen" etwa hätte so auch auf "Versus the World" oder "Fate of Norns" bestehen können. "Heidrun" und "Oden Owns You All" hingegen legen die Vorliebe für Iron Maiden und Judas Priest offen.
Ich gebe zu: "Berseker" war mir teilweise zu sehr auf NWoBHM-Einflüsse getrimmt. "The Great Heathen Army" hingegen vereint den Wechsel aus Melodie und Härte, aus Heavy Metal und melodischem Death Metal deutlich gekonnter.