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Hurricane 2018: Diebesbanden und Besucherschwund


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Hurricane 2018: Diebesbanden und Besucherschwund

MeinungEine Kolumne von Janna Halbroth

26.06.2018Lesedauer: 3 Min.
Weniger Besucher als 2017: 65.000 Menschen kamen 2018 zum Hurricane.Vergrößern des Bildes
Weniger Besucher als 2017: 65.000 Menschen kamen 2018 zum Hurricane. (Quelle: Carsten Christians)
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Kein Unwetter, keine Bandabsagen – für das Hurricane 2018 brauchte man trotzdem festes Schuhwerk. Denn Stolpersteine hielt das Festival viele bereit. t-online.de war vor Ort und hat die Impressionen zusammengefasst.

Geredet wird nur wenig und wenn dann leise. Viele haben müde und traurige Augen. Wenn sich sonst irgendwo Schlangen auf dem Hurricane bilden, sei es vor den Toiletten oder vor dem Einlass zum Festivalgelände, dann wird gesungen, getanzt, gesprungen und gelacht. Aber nicht hier. Hier stehen diejenigen an, die bestohlen wurden, zum Lachen ist da nur den wenigsten zumute. Es ist die Schlange vor der provisorisch aufgebauten Polizeistation in Scheeßel.

Viele wurden im Schlaf beklaut

Es ist fast immer wieder der gleiche Satz, der hier ertönt: "Mir wurde mein Portemonnaie und mein Handy geklaut – während ich geschlafen habe." Die Polizei meldet später, dass einige kriminelle Banden auf dem Festival unterwegs waren. Es kam zu mehr Diebstählen als noch in den Vorjahren. Neben Dieben waren auch Drogendealer unterwegs, die Haschisch oder Amphetamine in großen Mengen verkaufen wollten. Während des Festivals konnte die Polizei mehrere Verdächtige festnehmen, darunter eine Gruppe bestehend aus zwei Männern, einem Jugendlichen und sogar einem Kind. Bei der Bande konnten mehrere gestohlene Handys und Portemonnaies sichergestellt werden.

Vor Ort wirken die Beamten geschockt von der Art der Diebstähle. "Das ist wirklich dreist", sagt eine Polizistin mitfühlend. Für die vielen "Geschädigten", wie sie im Polizeisprech heißen, ist es ein unangenehmes Gefühl, wie ein Aufwachen aus einer Traumwelt. Sie wollen für ein Wochenende mit Gleichgesinnten die Musik feiern. Bett gegen Luftmatratze, Wand gegen Zeltplane, Herd gegen Campingkocher und die Ernsthaftigkeit des Alltages gegen sorglosen Spaß tauschen. Wenn man dann aufwacht und bemerkt, dass sich jemand nachts in das Zelt geschlichen und einem die Wertsachen neben dem Kopf weg geklaut hat, dann ist die Leichtigkeit ganz plötzlich dahin.

Irgendetwas ist eben immer

"Mein Führerschein wurde gefunden, das ist gerade besser als Weihnachten und Weihnachten ist schon geil", ruft plötzlich jemand, der ganz vorne in der Schlange steht. "Mir wurde mein komplettes Zelt geklaut, aber zum Glück war mein Autoschlüssel nicht darin", freut sich ein anderer weiter hinten. Und hört man von irgendwo her vielleicht doch Gelache, Gesinge und tanzt da nicht gerade jemand?

Hurricane-Besucher sind Ärger gewöhnt, irgendetwas ist eben immer. 2016 mussten wegen schweren Unwettern zahlreiche Bands, darunter auch die Headliner, abgesagt werden. Im vergangenen Jahr wurden die Gäste wegen starken Regens sogar aufgefordert später anzureisen. Und trotzdem: Lange Gesichter sah man kaum. Gute Laune scheint fast jeder der Musikfans mit dem Ticket für das Hurricane obendrauf ergattert zu haben.

Das Geklaute bekommt man so zwar nicht wieder, aber eines kann man der Feiermeute eben nicht einfach so im Schlaf stehlen: die gute Stimmung. Auch wenn die Besucherzahlen im Vergleich zu den Vorjahren zurückgegangen sind.

Wie schon Rock am Ring muss auch das Hurricane auf zahlreiche Gäste verzichten. 65.000 Menschen sind gekommen, um Bands wie Billy Talent und The Prodigy zu sehen. 2017 waren es noch 70.000, da konnte man aber eben auch mit Mega-Headlinern wie Green Day oder Linkin Park überzeugen.

Die größten Headliner sind in diesem Jahr wohl die Ballkünstler aus Deutschland. Das WM-Spiel gegen Schweden bringt so manchen Fan zum Ausrasten. Regen, Kälte, dann auch noch das 1:0 gegen Deutschland und am Ende liegen sich trotzdem wieder alle glücklich und erleichtert in den Armen. Nicht unterkriegen lassen, am Ball bleiben, das Beste aus der Situation machen – nirgendwo wurden am vergangenen Wochenende diese Floskeln wohl schöner in die Tat umgesetzt als im beschaulichen, niedersächsischem Scheeßel.

Verwendete Quellen
  • dpa
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