Musik Karl Moik: Keine einzige Sendeminute zum 75. Geburtstag
Mal ein Talkshow-Auftritt hier, mal ein Gastauftritt dort, und dazu noch etwas Benefiz für Flutopfer. Ansonsten ist es um Karl Moik in letzter Zeit ziemlich ruhig geworden. Noch vor wenigen Jahren war Moik das unersetzbar geglaubte Gesicht der von ihm erfundenen Volksmusik-Show "Musikantenstadl". Auch deshalb, weil er sich mit seinen früheren Arbeitgebern gewaltig überworfen hatte, ist Moik in der von ihm über Jahrzehnte geprägten Volksmusik eine Randfigur geworden. Zu seinem 75. Geburtstag am 19. Juni gibt es ihm zu Ehren noch nicht mal eine Sendeminute im TV zu sehen.
Moik trat zuletzt vor zwei Jahren im Zusammenhang mit dem 30-jährigen Bestehen des "Musikantenstadls" größer in Erscheinung. Doch bei der Gelegenheit schoss er noch einmal scharf gegen den ORF, für den er die Sendung einst erfunden hatte. Bitter klang, wie er die Branche der Volksmusik damals beschrieb. Es gebe in dem Geschäft immer jemanden, der wichtiger sei. "Deswegen gibt es überall Neid, du wirst keine echten Freunde haben." Von wegen heile Welt!
Moik hat Branche aber selbst mitgeprägt
Allerdings gehört Moik zu den Menschen, die die Branche selbst mitgeprägt haben - über Jahrzehnte hatte er größten Einfluss. Der 1938 in Linz in Österreich geborene Sohn einer alleinerziehenden Sekretärin machte zwar zunächst bodenständig eine Lehre als Werkzeugmacher. Aber sein Herz hing schon früh an der Musik.
Während Moik als junger Mann noch als Vertreter für Öfen seinen Lebensunterhalt bestritt, lebte er parallel sein Showtalent aus. Mit dem Jazz-Trio "Jolly Austrians" tourte er durch Europa und fing allmählich an, auch Volksmusik zu singen. Dem ORF fiel er als Ansager eines Fußballspiels auf. Der Sender engagierte ihn. Und Moik erkannte die Popularität der Volksmusik in der Alpenrepublik: 1973 setzte er fürs Radio die Sendung "Volkstümliche Hitparade" durch, die er auch moderierte und die ein Erfolg wurde.
Der Stadl seit 1983 auch in Deutschland
Der große Wurf des seit 1964 mit seiner Frau und Managerin Edith verheirateten Moik wurde aber der "Musikantenstadl". Er bekam bei der Gestaltung der Sendung alle Freiheit und baute so eine Show ganz in seinem Sinn. "Wir wollen beweisen mit Schwung und mit Scherz, dass jugendlich bleibt nur ein fröhliches Herz", reimte er in seiner Begrüßung zur ersten Sendung 1981. Das schlichte Konzept begeisterte so viele Österreicher, dass sich 1983 die ARD anschloss und der "Musikantenstadl" auch in Deutschland lief. Mitte 2005 gaben ARD und ORF die Trennung von Moik bekannt. Die Show wurde fortan von Andy Borg moderiert.
Trotz allem Spott der Kritiker über die jodelnden und schunkelnden Dirndl- und Lederhosenträger waren Moiks Einschaltquoten großartig und die Sendeanstalten ließen ihn mit dem "Stadl" um die Welt reisen. In Moskau, Dubai, Melbourne und Kapstadt war er mit seinem singenden Tross zu Gast.
Erster TV-Moderator in der verbotenen Stadt
Absoluter Höhepunkt war ein Gastspiel in China im Oktober 1999: 812 Millionen Chinesen sollen vor dem Fernseher gesessen haben, als Moik als weltweit erster Fernsehmoderator aus der verbotenen Stadt senden durfte.
Aber Moik machte sich im Ausland nicht nur Freunde. So sahen 6,5 Millionen Zuschauer bei einer "Musikantenstadl"-Ausgabe zu, als Moik Italiener beleidigte. Nachdem Schlagerstar Patrick Lindner "Bella Italia" gesungen hatte, stürmte Moik auf ihn zu und sagte: "Ich lad dich ein nach Wien, und was singst du? Von den Spaghettifressern!"
Gesundheitliche Probleme
Lindner entschuldigte sich für den verbalen Ausrutscher des Moderators, Moik tat es ihm später in der Sendung gleich. Bei "Beckmann" führte Moik den Aussetzer auf die Wirkung von Narkotika zurück, die er infolge einer Herz-OP bekommen habe und weshalb er "nicht Herr seiner Sinne" gewesen sei.
Für Moik, der mit seiner Sendung Stars wie André Rieu, Florian Silbereisen oder Stefan Mross berühmt machte, hätte es wohl immer so weiter gehen sollen. Doch ihm entging, dass sich seine Haussender allmählich von ihm distanzierten. Äußerer Anlass für seine erzwungene Verabschiedung aufs Altenteil waren zunehmende gesundheitliche Probleme Moiks.
"Volksmusik wird nie vergehen"
Trotzdem wollte er nicht einsehen, dass der Wechsel in den Ruhestand unwiderruflich gekommen war. Selten machte ein Moderator nach seiner Ablösung so unverhohlen seinem Ärger öffentlich Luft. Dabei hat Moik eigentlich eine Grundüberzeugung, die ihn über jeden Ärger hinweg trösten sollte: "Die Volksmusik wird nie vergehen. Da können noch so viele kommen und sie verurteilen."