Ermittlungen gegen Rammstein-Frontmann Till Lindemann und das Problem mit seinen US-Plänen
Noch ist er mit seiner Band Rammstein auf Europatour. Doch bald will Till Lindemann in die USA. Eine durchaus heikle Angelegenheit, wie sich zeigt.
Noch wird offiziell mit ihm und seinem Gesicht geworben. "Till Lindemann" steht in großen Lettern auf der Homepage des "Blue Ridge Rock"-Festivals in den USA. Versprochen wird die "Stimme von Rammstein" und eine exklusive "United States Performance". Zwischen dem 7. und 10. September findet das Festival im US-Bundesstaat Virginia statt, an der Ostküste der Vereinigten Staaten.
Doch bleibt es dabei? Gegen Till Lindemann gibt es schwere Vorwürfe: des Missbrauchs zum Beispiel. Mehrere Frauen beschuldigen den Rammstein-Sänger, übergriffig geworden zu sein. Einige behaupten sogar, er habe K.-o.-Tropfen verwendet, um sie sexuell gefügig zu machen. Über seine Anwaltskanzlei lässt Lindemann alle Anschuldigungen dieser Art zurückweisen, sie seien "unwahr". Es gilt die Unschuldsvermutung für alle Beteiligten.
"Tatvorwürfe aus dem Bereich der Sexualdelikte"
Brisant wird die geplante USA-Reise Lindemanns nun vor dem Hintergrund der Ermittlungen gegen ihn.* Denn seit Mittwoch dieser Woche ist bekannt, dass die Berliner Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen den Rockstar eingeleitet hat. Dabei werden "Tatvorwürfe aus dem Bereich der Sexualdelikte und der Abgabe von Betäubungsmitteln" untersucht. Was das für den 60-jährigen Beschuldigten bedeutet, lesen Sie hier.
- Ermittlungen gegen Lindemann: "Sie dürfen die Aussage nicht verweigern"
Seit die in den USA durch den Weinstein-Skandal losgetretene #MeToo-Bewegung so stark ist wie nie zuvor, werden dort Fälle des Missbrauchs – und sei es auch nur der bloße Verdacht, es könnte etwas vorgefallen sein – argwöhnisch beäugt. Ob im Film, in den Medien, in der Politik oder dem Musikgeschäft: Es gibt von Kevin Spacey über Donald Trump bis hin zu R. Kelly unzählige Beispiele, bei denen es in den vergangenen Jahren zu Aufruhr kam, sich Schlagzeilen überschlugen oder es gar Verurteilungen gab.
Die Frage ist also: Wird ein Rockfestival einen Musiker auftreten lassen, gegen den offiziell Ermittlungen wegen verschiedener Sexualdelikte laufen? Eine Anfrage von t-online zu dem Thema lassen die Veranstalter zunächst unbeantwortet. Aber wird Lindemann Probleme bei der Einreise in die USA bekommen? Das Magazin "Bunte" hat dafür die Anwältin Tatiana S. Aristova gefragt, die in den USA praktiziert und auf Einwanderungsrecht spezialisiert ist.
- Exklusive t-online-Recherche zu Lindemann: "Es war kein Zufall"
"Es muss dafür mindestens eine Verhaftung oder einen Prozess geben", sagt sie zu einer möglichen Einreisesperre und fügt an: "Reine Anschuldigungen reichen nicht, man kann ja alles Mögliche behaupten." Dass sich nun die Staatsanwaltschaft eingeschaltet hat, verändert die Lage allerdings. So könnten rechtliche Schwierigkeiten dazu führen, dass ein Visum widerrufen wird.
Dennoch könnte es trotz Visaproblemen auch anders mit der US-Reise klappen. So seien auch Ausnahmegenehmigungen für kurze Aufenthalte möglich. Die Behörden müssten dann eine Abwägung treffen: Ist die Gefahr durch den Antragsteller größer oder die Wichtigkeit des Anlasses der Einreise? Ob ein Konzert ein triftiger Grund wäre, beantwortet Tatiana S. Aristova nicht eindeutig: Sie halte es für möglich, aber nicht für wahrscheinlich.
*Die Berliner Staatsanwaltschaft hat das Ermittlungsverfahren gegen Till Lindemann am 29. August eingestellt. Es konnten keine Belege für ein strafbares Verhalten gefunden werden. Hier lesen Sie die Details zu der Entscheidung. Damit handelt es sich bei dem Sänger der Band Rammstein weder offiziell um einen Tatverdächtigen noch um einen Beschuldigten.
- blueridgerockfest.com: "Your 2023 Lineup" (englisch)
- Anfrage an das Festival
- bunte.de: "US-Konzerte von Rammstein in Gefahr? Eine Anwältin klärt auf"
